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Sprichst du mit einem Autor, und du willst wissen, welche Erfahrung er am häufigsten in dieser Rolle erlebt hat, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er dir von all den Zurückweisungen berichten wird, die im Prinzip schon zum Jobprofil gehören.


Deswegen landete nicht nur Stephen Kings "Carrie" im Müll, sondern wurde auch Paolo Coelhos "Alchemist" nach zwei verkauften Büchern wieder vom Markt genommen. Gar nicht zu sprechen von den unzähligen Autoren, von denen du nie gehört hast, weil sie nie publiziert wurden.


Du siehst, für Menschen wie mich ist Zurückweisung ein ständiger Begleiter. Doch du hast sicherlich gerade gedacht, dass man nicht Schreibender sein muss, um zu wissen, wie es ist, eine Abfuhr zu bekommen.


Wir alle kennen das Gefühl sehr gut. Höchste Zeit, dass wir an dieser Stelle darüber sprechen.



Alles nicht wahr?



Zuerst sollten wir vielleicht darüber reflektieren, ob es so etwas wie Zurückweisung überhaupt gibt. Als spirituell Reisende wirst du bereits ahnen, dass die Antwort sowohl ja als auch nein lautet.


Natürlich erleben wir alle Zurückweisung und die daraus resultierenden Niederlagen als real. Wir wollen etwas oder jemanden, und bekommen es oder sie nicht. Was soll daran nicht echt sein?


Wenn du aber bedenkst, dass du erst enttäuscht bist, also erst eine Zurückweisung erlebst, wenn du dir eine Geschichte erzählst, darüber, was hätte passieren sollen, dann sieht die Sache bereits völlig anders aus.


Denn wir werden ein Ereignis erst dann als Niederlage einstufen, wenn wir Erwartungen hatten, wenn wir uns mit einem bestimmten Ausgang identifiziert haben.


Können wir aber eine neutrale Position einnehmen, dann ist schnell klar, dass es so etwas wie Zurückweisung eigentlich nicht gibt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das, was wir als Zurückweisung interpretieren, in den meisten Fällen nicht als solche gedacht war.


Verlage nehmen Autoren nur deswegen nicht an, weil sie versuchen, zu überleben und sie am Gewinn orientiert sind. Wenn du dir erhoffst, mit jemandem eine romantische Beziehung einzugehen, und der oder die Auserwählte geht nicht auf deine Wünsche ein, liegt das meist daran, dass sie einfach nicht an dir interessiert sind bzw. nicht in dich verliebt sind, und nicht daran, dass sie dich zurückweisen wollen.



Die Einladung zur Achtsamkeit



Eigentlich ist es sogar möglich, jede Zurückweisung dankbar entgegenzunehmen, auch wenn das dein Ego fürs Erste kaum zulassen wird. Schließlich hat sich schon oft herausgestellt, dass das, was wir unbedingt haben wollten, gar nicht das Richtige für uns war, oder sich sogar noch eine bessere Option auftat.


Wie viele Niederlagen und Enttäuschungen stellten sich im Nachhinein als Segen oder gar als Geschenk heraus? Doch erstens wollen wir nicht unbedingt wieder unser Ego befeuern, und zweitens ist es viel bedeutender, dass jede Zurückweisung auf jeden Fall eine Einladung dazu ist, achtsam zu sein.


Denn gerade, wenn sich dein Ego meldet, weil du Angst hast, oder enttäuscht bzw. traurig bist, ist es so essentiell in jene Präsenz im Augenblick zurückzufinden, die dir dabei hilft, alles wieder nüchterner oder gar liebevoller zu sehen.


Denn sobald du dich im Moment wiederfindest, wirst du auch bemerken, dass von all den negativen Empfindungen bald nichts mehr da ist und dein Glück, deine Zufriedenheit als einzige übrigbleiben.



Das Fenster zur Wirklichkeit



Am interessantesten ist für mich der Aspekt, dass gerade Zurückweisung die wunderbare Fähigkeit besitzt, uns aus allen Illusionen über die Wirklichkeit zu reißen, um uns auf den Boden der Realität zurückzuholen.


Aber nicht als Gegenteil zu der Egovariante, bei der wir uns zu sehr mit unseren Erwartungen gleichgesetzt haben und uns dann als Opfer wähnen dürfen, das immer schon wusste, wie unfair und hart die Welt doch ist.


Die Wirklichkeit, von der ich spreche, ist eine, die weder gut noch böse, noch gerecht oder ungerecht ist. Die Wirklichkeit, die ich meine, ist jene, die einfach ist. Ohne (Be-)Wertung. Ohne Vergleich. Ohne Identifikation.


Denn gerade wenn alles gut läuft, flüchten wir uns gerne in eine Fantasie, die nur unserer Komfortzone in die Hände spielt, während wir dabei sind, ein Fantasiegebäude zu errichten, dessen Einsturz früher oder später unvermeidlich ist.



Der Wegweiser



Somit stehst du bei jeder vermeintlichen Zurückweisung vor einer Weggabelung zwischen Angst und Liebe.


Denn wenn du dich tatsächlich als zurückgewiesen erlebst, ist es die Furcht, die du gewählt hast, die dich sofort aus der Wirklichkeit in die Fantasie einer möglichen Vergangenheit und Zukunft befördert.


Wählst du jedoch die Liebe, geht das nur, wenn du vorbehaltlos und ehrlich anerkennst, was Sache ist, selbst wenn du nicht immer genau ergründen kannst bzw. willst, was zu der aktuellen Situation geführt hat.


Was du aber immer tun kannst, ist, anzuerkennen, was einfach ist. Und ja, natürlich heißt das auch, traurig zu sein. Es ist für uns alle kaum zu vermeiden, dein Ego an Bord zu holen. Doch kannst du bereits während du zu deiner Angst ins Boot kletterst, den Anker der Liebe auswerfen, die dich nicht von dir wegtreiben lässt.


Du siehst, deine spirituelle Reise ist vielschichtiger und interessanter, als wir uns das in unserer begrenzten Vorstellung ausmalen können. Lässt du aber erstmal zu, auch ins Zwielicht zu geraten, dann wirst du schnell erkennen, dass es keinen Grund gibt, ins Drama zurückzukehren.


Somit ist das, was wir so gerne als Zurückweisung bezeichnen, nichts anderes, als ein Wegweiser, der dir hilft, dich zu orientieren und festzustellen, wo du dich auf deiner spirituellen Reise gerade befindest.


Schaffst du es, diese Standortbestimmung nicht als Trittbett dafür zu benutzen, erst recht wieder ins selbstkritische Ego zu verfallen, wirst du für jede Gelegenheit dankbar sein, dich in der Liebe und ihrer Präsenz zu üben. Bis du erkennst, dass die Wirklichkeit immer liebenswert ist, unabhängig davon, was passiert.



Ich wünsche dir, dass auch du in deinem Leben einen leichteren und liebevolleren Zugang zu Zurückweisung findest. Solltest du Unterstützung dabei brauchen, die Gegebenheiten des Lebens annehmen zu können, dann melde dich für ein unverbindliches Gespräch bei mir, oder schreib mir einfach, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com. Ich freue mich darauf, von dir zu hören.


In Liebe,

dein Wolfgang


PS: Die Us-Amerikanerin Lizzo entschied sich 2022 einen Song zu schreiben, der genau den Spirit mitbringt, mit Zurückweisung klarzukommen, wenn sie singt:


Oh, I've been so down and under pressure

I'm way too fine to be this stressed, yeah