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Das, was ich dir heute serviere, schmeckt sicher nicht allen. Also, wenn du das Gefühl hast, dass du lieber nicht so genau hinsehen willst, dann kannst du jetzt aufhören zu lesen.

 

Wow, du bist noch da? Na gut. Dann lass uns loslegen. 

 

Hast du dir heute schon deine Friedenstaube tätowieren lassen, oder deine Betroffenheit über die politische Lage geäußert? Und hast du dich auch gleich gefragt, warum du das getan hast? Alle Rollen klar verteilt?

 

Falls du in Stimmung bist, könnten wir dann ja noch eine Runde "Schindlers Liste" schauen und vielleicht dann noch auf eine Kundgebung gehen. Oder habe ich etwas vergessen?

 

 

Jedem sein Feind

 

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Endlich gibt es wieder einen Gegner, dem wir ins Gesicht sehen können. Denn Viren sind so hinterhältig, noch dazu wo sie nicht einmal Lebewesen sind.

 

Doch jetzt gibt es endlich wieder ein Feindbild, das allen Klischees gerecht wird. Wer hätte gedacht, dass der Spruch "Die Russen kommen" wieder so en vogue sein würde.

 

Da fühle ich mich als Jugendlicher der 80er so richtig zu Hause. Kalter Krieg, sogar inklusive Atomangst. Nostalgie pur. 

 

Wir und unsere Feindbilder. Eben noch hieß es Geimpfte gegen Ungeimpfte, und schon stehen sie Seite an Seite gegen das Böse aus St. Petersburg.

 

Hauptsache wir können uns voneinander abgrenzen. Denn irgendwo hört sich der Spaß auf. Schließlich will man doch mit solchen Menschen wirklich nichts zu tun haben. 

 

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Jetzt, wo wir endlich Corona absagen dürfen, können wir doch nicht gleich den Planeten hochgehen lassen. Wozu haben wir uns denn dann so lange geschützt?

 

 

Die härteste Castingshow der Welt

 

Die Welt sucht das Superdrama. So, oder zumindest so ähnlich könnte sie heißen, die inoffizielle Castingshow, deren größter Fan wir alle sind. Nicht nur Netflix kann davon leben.

 

Welches gestandene Medium berichtet schon gern über eine Katatstrophe, die nichts hergibt. Das ist auch das Imageproblem des Klimawandels. Selbst Corona geizte viel zu sehr mit den versprochenen Toten. Oder die hungernden Kinder. Die sterben einfach das ganze Jahr und so leise.

 

Da gibt ein Krieg schon viel mehr her. Noch dazu wo unsere friedliebende Spezies ja so etwas noch nie erlebt hat (Achtung: Scherz!). Zumindest nicht mit so sensationellen Nah- und Liveaufnahmen. Sozusagen erste Reihe fußfrei.

 

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Und wir alle sind endlich wieder die Guten. Die Helden. Auf der richtigen Seite! Oder?

 

 

Wir sind Putin

 

Ich weiß nicht, wie es dir beibringen soll. Aber du meine Liebe, mein Lieber, bist Putin, wie Hitler, oder auch Ted Bundy. Und je mehr du spürst, dass es genauso ist, desto eher hast du wahrscheinlich das Bedürfnis, dich von diesem Umstand abzugrenzen.

 

Denn kein Mensch kann von sich behaupten, nicht so zu sein, wie all seine Mitmenschen, die sich mit ihm ein Bewusstsein teilen. Eine der gefährlichsten Finten unseres Egos ist es ja, dich in jener Sicherheit zu wiegen, besser zu sein als die anderen. Und schon sitzt du in der Falle jener Selbstherrlichkeit, die dich zu einem Übermenschen macht, der alles andere ist, nur nicht das, was er vorgibt zu sein.

 

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Da ist es auch nicht mehr weit zu dem Gedanken, dass jene, die Unaussprechliches tun, es nicht verdient haben, den Planeten mit dir zu teilen. Wir ihnen das antun sollten, was sie anderen angetan haben. Oder sie zumindest bestrafen. Als Vergeltung.

 

Nicht umsonst hat Hannah Arendt von der Banalität des Bösen gesprochen, die nichts anderes ist, als das Kuriosum, dass ein Mann wie Adolf Eichmann, der soeben noch die Einkaufsliste seiner Frau erledigt, genauso pflichtbewusst eine Todesliste im KZ abarbeitet.

 

Und jene, die von sich behaupten, erhaben zu sein, sind die ersten, die es sicher nicht sind.

 

 

Unsere Mitverantwortung

 

Sorry. Es kommt noch dicker. Denn auch wenn wir es nicht waren, die den Befehl zum Einmarsch in die Ukraine gegeben haben, sind wir sehr wohl mitverantwortlich, dass es soweit gekommen ist.

 

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Wir alle wissen, dass wir es sind, die es gutheißen, was auf dieser Welt gerade alles vor sich geht. Wir nehmen es sogar gern in Kauf. Schließlich wollen wir doch unseren Wohlstand genießen.

 

Die Heuchelei der Politik dafür verantwortlich zu machen, ist zwar nicht grundsätzlich daneben, aber eben nur die Spitze des Eisberges. Denn wir sind der große Unterbau, der die Titanic namens Erde eigentlich versenkt.

 

Wir alle haben es zugelassen, in einer Welt zu leben, die Gewalt und Waffen als legitime Mittel akzeptiert, um Ansprüche durchzusetzen. Mehr noch, wir alle sind es, die täglich selbst verschiedene Formen des Missbrauchs, der Demütigung, der Gewalt als Normalität nicht nur akzeptieren, sondern sogar selbst praktizieren.

 

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Der Weg der Krieg der Worte zu jenen der Waffen ist viel kürzer, als du denkst. Und alle Ressentiments, jede Beleidigung oder Verachtung, die du in deinem Kopf hegst, sind genau der Boden, der bewaffnete Konflikte überhaupt erst ermöglicht.

 

 

Was du wirklich tun kannst

 

Natürlich sind all jene Anstrengungen und Bemühungen, Menschen in Not beizustehen, wunderbar und großartig. Nur lindern sie leider nur die Symptome. Aber nicht mehr.

 

Was die Welt so dringend braucht, ist ein völlig neues Bewusstsein. Denn jenes, das unsere Welt gerade bestimmt, ist schwach. Und gerade weil es so schwach und aus dem kollektiven Ego geboren wurde, fühlen sich alles so verletzlich. Vor allem jene, die das Sagen haben.

 

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Deswegen wird dieses neue Bewusstsein nur von uns kommen können. Ich spreche von Präsenz und Liebe als Basis unseres Seins. Als Basis für alles Sein. Als Partner, Eltern, Kollegen, Firmengründer und letztendlich auch Politiker.

 

Mir ist schon klar, dass Bewusstsein nicht erzwingbar ist, und es viele Menschen gibt, die überhaupt nicht begreifen können, wovon ich überhaupt spreche. 

 

Doch ich gehe davon aus, dass du, wenn du diese Zeilen hier liest, bereits an einem Punkt bist, wo du um die Bedeutung deines Bewusstseins weißt. 

 

Deswegen wirst du es auch verstehen, wenn ich dir sage, dass jeder bewusste Moment, jeder liebevolle Augenblick von dir, mehr für den Weltfrieden tun kann, als irgendwelche Gipfeltreffen.

 

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Du glaubst mir nicht? Probiere es selbst aus. Spätestens wenn du Menschen wie Putin nicht mehr als dein Feindbild siehst, weißt du, dass du auf dem Weg bist, dorthin, wo die Welt uns so dringend braucht.

 

Wir alle haben dieselbe Bestimmung, die darin besteht, zu uns selbst zurückzufinden. Im Jetzt und in der Liebe. Dein Beitrag dazu in deiner unmittelbaren Umgebung kann mehr Wellen schlagen, als dir vielleicht klar ist.

 

Jeder bewusste Moment, der sich entfaltet in Präsenz und Liebe, kann die Welt verändern. Und zwar nachhaltig. Für eine Welt, in der wir nicht mehr so viel Angst haben, dass wir aufeinander losgehen, sondern einander die Hand reichen.

 

In Liebe,

 

dein Wolfgang

 

PS: Die Briten Demons of Ruby Mae haben in ihrem beeindruckenden Song "Beneath the Surface" genau jene Widersprüchlichkeit eingefangen, die uns dazu bringt, aufeinander loszugehen. Einerseits ist da diese Sehnsucht, unsere Liebe auszudrücken, und andererseits ist da die Verachtung, die aus der Angst kommt, zurückgewiesen zu werden. Unsere eigene, und die der anderen. Und schon nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Vor allem, wenn niemand da ist, der dir zeigt, dass auch du nichts anderes bist als liebenswert. Aber dazu müssen wir unter die Oberfläche blicken...