
"Der Glaube, auf Umstände oder andere Personen angewiesen zu sein, ist die größte Bremse deiner persönlichen Entwicklung."
Als Mensch geboren zu werden, stellt uns vom ersten Tag an vor Rätseln. So kommen wir doch völlig hilflos in die Welt, angewiesen auf die Liebe und Zuwendung anderer Menschen. Versuchen wir aber in dieser Abhängigkeit zu verharren, führt sie uns direkt in unser eigenes Unglück.
Heute werde ich versuchen, dich dabei zu unterstützen, jene Person als deinen persönlichen Anker zu realisieren, die den Schlüssel zu deinem persönlichen Glück in Händen hält, und zwar dich.
Wie gesagt, nur Menschen sind so von ihrer Umwelt abhängig und alleine überhaupt nicht überlebensfähig. In dieser sensiblen Phase sind wir unseren Bindungspersonen völlig ausgeliefert und können nur darauf vertrauen, dass sie die richtigen Entscheidungen für uns treffen bzw. immer für uns da sind.
Erwacht kurze Zeit später unser Ich, haben wir bereits gelernt, abhängig zu sein, vor allem, wenn wir nicht bekommen, was wir brauchen. Denn im Gegensatz zu so manchen überlieferten Glaubenssätzen sind es vor allem jene Kinder, deren Bedürfnisse immer gestillt werden, die bereits von klein auf, dazu bereit sind, die Welt zu erkunden, und in ihre Unabhängigkeit zu starten.
Lernen wir bereits als Baby, das uns die Welt etwas vorenthält, dass wir uns nicht auf sie verlassen können, dann beginnen wir uns ängstlich an sie zu klammern, unfähig Neues zu erkunden und uns zu von jenen, die uns in Stich lassen, zu lösen.
Ist es also die Angst, die zu unserem Begleiter wird, entwickelt sich zwar unser Ego sehr gut, aber nicht unbedingt zu unserem Vorteil. Denn je ausgeprägter und dominanter unser Ich in Erscheinung treten muss, damit wir uns behaupten können, desto abhängiger werden wir.
Dies ist auch der Grund, warum ausgeprägt narzisstische Persönlichkeiten, so grandios nach außen hin auftreten, während sie nach innen von Selbstzweifel und Angst zerfressen sind, und keinen Halt finden.
Die Erwachsenen leben uns auch schnell vor, dass es Hilfe gibt, die eigentlich keine ist. Wir lernen uns über Besitz und Status zu definieren, und produzieren auf diese Weise nicht nur eine zerrissene Gesellschaft, sondern obendrein ein gespaltenes Selbst, dass ständig zwischen der Liebe und der Angst entscheiden muss.
Und so wird aus der gerade noch erworbenen Freiheit, den eigenen Weg zu gehen, schnell das verkrampfte Klammern an Sicherheit und Konventionen, weil wir uns selbst nicht vertrauen, und unser größer werdendes Ego nicht daran interessiert ist, daran etwas zu ändern.
In dieser erworbenen Welt der Dualität, die ständig nach Recht und Unrecht, richtig und falsch, Angst oder Liebe, sucht, schlittern wir schnell in eine Abhängigkeit von unseren Umständen, die sich bald als Angstauslöser und Entwicklungsbremse Nr.1 entpuppt.
Doch nachdem wir gelernt haben, das Glück, die Liebe da draußen zu suchen, weil wir uns ja selbst immer wieder als ungenügend und unzufrieden erfahren, sitzen wir bereits in der Falle.
Denn wenn uns andere, etwas nicht geben können, dann ist das Halt. Selbst wenn du auf den Traumpartner schlecht hin triffst, der dir liebevoll zu Füßen liegt, und dich in allem unterstützt, wirst du früher oder später mit deinem größten Glücksverhinderer konfrontiert, nämlich dir selbst.
Denn egal, was du tust, mit wem du zusammen bist, wo du hin gehst, du kannst nicht vor dem eigenen Gefühl der Unzulänglichkeit davonlaufen. Du kannst es vielleicht eine Zeit lang überspielen, verdrängen oder auf andere projizieren, aber es endet immer gleich.
Erich Fromm hat es sehr eloquent in "Der Kunst des Liebens" dargestellt: Liebe funktioniert nur, wenn du jemanden brauchst, weil du ihn liebst. Aber du kannst niemanden lieben, weil du ihn brauchst.
Anders gesagt, solange dein Ego und deine Angst dein Leben dominieren, wirst du keinen Halt finden können.
Der Begriff der Resilienz hat in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Einzug in die Psychologie gehalten, und bezeichnet die Fähigkeit, Widrigkeiten oder Traumata die Stirn zu bieten, und trotzdem positiv das Leben zu bewältigen.
Außerdem wird heute auch von posttraumatischem Wachstum als Gegenstück zur posttraumatischen Belastungsstörung gesprochen. Das sind eben jene Menschen, die schwer belastende Ereignisse dazu benutzen können, persönlich sogar zu wachsen.
Was nun Resilienz ausmacht, dafür gibt es nachwievor nur vage Vermutungen. Da ist die Rede von genetischen Faktoren, vom Elternhaus, usw. doch scheint sich dieses Phänomen unserer typischen dualen Logik zu entziehen. Denn wie kann es sein, dass ein Kind mit genetisch vorbelasteten Eltern, dass unter ungünstigen Bedingungen aufwächst und auch noch Missbrauch erlebt, sich wie ein Phönix aus der eigenen Asche erhebt?
Ich bin davon überzeugt, dass ein Schlüssel zur Resilienz in der eigenen Erkenntnis besteht, selbst für das eigene Schicksal verantwortlich zu sein. Und hier kommen die Schritte, die dir dazu verhelfen:
Selbst wenn du als Kind es nicht geschafft hast, dich als jene Person zu sehen, die die Verantwortung für dein Wohlbefinden trägt, kannst du als Erwachsene jeden Tag, jeden Moment von Neuem damit beginnen.
Darum geht es ja. Zu erkennen, dass nur du es bist, die dir Halt geben kann. Der erste Schritt dazu, besteht im bewussten Wechsel der Perspektive. Weg von der Umwelt, hin zu dir selbst.
Und noch dazu ein Selbst, dass du als fähig erlebst. Deshalb beginne damit, dich als fähig zu erleben. Es gibt unzählige Abläufe im Laufe deines Tages, die dir Selbstwirksamkeit garantieren, die du beherrscht. Schenke ihnen Beachtung und erkenne an, was du alles kannst.
Du kannst auch noch eine Liste von all jenen Kompetenzen und Fähigkeiten anfertigen, die du im Laufe deines Lebens angesammelt hast. Wenn du nicht wertest und alles aufzählst, wirst du staunen, was du alles findest.
Außerdem lass ab jetzt keinen Tag mehr vergehen, ohne etwas getan zu haben, das dir wirkliche Freude bereitet. Und nein, ich spreche jetzt nicht von Einkaufen, Substanzen, die du zu dir nimmst, oder Konsum von Serien bzw. Filmen.
Nichts gegen all diese Dinge. Doch der Freude zu folgen, bedeutet, dass du Aktivitäten nachgehst, die dich in den Flow versetzen, und die dir auch helfen, zu verstehen, wer du eigentlich bist.
Wenn du etwas tust, dass dir Freude bereitet, ist es wiederum egal, was es ist. Es geht nur darum, dass du dein Potential erweckst, dich in Bewegung setzt, dich aufmachst, deine Entwicklung, dein Lernen voranzutreiben.
Wir alle bleiben von unserem Ego nicht verschont. Auch resiliente und glückliche Menschen besitzen ein Ego. Der entscheidende Unterschied besteht darin, wie du mit ihm verfährst. Lässt du es gewähren, bist du ihm ausgeliefert?
Du kannst dich darauf trainieren, dein Ego, bzw. deine Angst, immer wieder bewusst einzufangen, um anschließend zu dir selbst zurückzukehren. Alles eine Sache der Übung.
Es beginnt damit, zu bemerken, dass dein Ego das Kommando übernommen hat. Alle negativen Gefühlsregungen, jedes Mal, wenn du dich nicht wohlfühlst, in deiner Haut, wenn du einsam bist, dich als ungenügend erlebst, ein Verlangen nach Konsum hast. All das, ist ein Zeichen dafür, dass dein Ego am Ruder ist.
Schon dieses zu erkennen, ist bereits sehr viel und ein bedeutender Meilenstein. Nun musst du dich nur noch bewusst zu dir selbst zurückholen, indem du tief durchatmest, und dich bewusst aus diesem Gedanken, diesem Impuls befreist, und ihm auf keinen Fall nachgehst.
Wie du bereits erwarten konntest, darf auch hier die Achtsamkeit nicht fehlen. Schließlich ist sie der Schlüssel zu deinem Bewusstsein, und dieses ist wiederum der Schlüssel zu deinem zufriedenen Sein.
Eigentlich ist es ja eine wunderbare Nachricht, dass du mit der Kraft deines Atems Glück in dich hauchen kannst. Deswegen ist es so sehr von Bedeutung, dass du jeden Tag, jeden Moment dran bleibst, im selbigen zu bleiben.
Vergiss nicht, wenn du es schaffst im Augenblick zu sein, kannst du nicht im Ego, in der Angst, oder unglücklich sein. Somit ist das Erleben des Jetzt der kleinste und wesentlichste Baustein für alles, was dir gut tut.
Wenn du es dann auch noch schaffst, die tägliche Meditation in deinem Leben zu etablieren, wirst du schnell bemerken, dass es dir zunehmend leichter fällt, im Moment, zufrieden und ausgeglichen zu sein.
Aufbauend auf deinem Bewusstsein des Augenblicks, fällt es dir auch zunehmend leicht, dort hinzukommen, wo du bereits warst, und unbedingt wieder sein willst: In der Liebe zu dir selbst.
Doch auch diese kannst du bewusst trainieren. So wie dir mit verschiedensten Botschaften von allen Seiten suggeriert wurde und wird, dass du nicht genug bist, kannst du jeden Tag ganz bewusst wieder in die liebevolle Richtung steuern.
Sag dir jeden Tag mindestens einmal in dein Gesicht, wie wundervoll du bist, wie liebenswert und wunderschön, und wie sehr du jede Zelle deines Körpers bewunderst, für all die unglaublichen Dinge, die sie für dich tun.
Übst du dich in all diesen Ritualen, wirst du zunehmend realisieren, welch Wunder du doch bist. Du wirst erkennen, dass die Verantwortung über dein Leben Freiheit bedeutet.
Du wirst Resilienz entwickeln, das Leben kann dich nicht mehr dauerhaft niederstrecken, weil du lernst, dass es nur an dir liegt, wieder aufzustehen. Und dass du immer stark genug dafür bist.
Und sobald du dir den Halt gibst, den du brauchst, wirst du erkennen, dass auch diese Sicherheit nicht mehr notwendig ist. Du kannst nämlich ruhig loslassen. Dich fallen lassen. In dem Wissen, dass Fallen ohne Boden, nichts anderes ist, als deine Fähigkeit zu fliegen.
Ich wünsche dir viel Erfolg dabei, dein Selbst, das dir Halt gibt, wiederzuentdecken und zu kultivieren. Wenn du Unterstützung oder Starthilfe dabei brauchst, bin ich gerne für dich da. Melde dich einfach bei mir, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com.
Alles Liebe,
Dein Wolfgang
PS: Die norwegische Sängerin und Songwriterin Dagny hatte 2017 nicht im Sinn über Selbstliebe zu schreiben. Aber im Gegensatz zu den expliziten Songs von Künstlern wie Justin Bieber und Co, schafft sie es für mich, genau jene Vibes einzufangen, die einen Song erst wirklich wirksam machen. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie nie so von dieser romantischen Idee von Liebe so überzeugt war, wie sie in einem Interview bekennt. Herausgekommen ist auf jedenfalls etwas Wunderbares. Wenn du die Lyrics auf dich selbst beziehst, dann ist "Love You Like That" eine wunderbare Hymne auf dich selbst und deine Liebe zu dir <3.
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