
Als Reisende auf dem spirituellen Weg ist eine der ersten Lektionen, zu akzeptieren, dass wir ab nun nicht mehr davon träumen dürfen, dass uns das Leben endlich in Ruhe lässt.
Vielmehr ist es an uns, zu lernen, mit all den Bedingungen und Umständen des Lebens, mit jedem kleinen Schritt, den wir unternehmen, unseren Frieden zu finden.
Einen Reisegefährten, den wir höchstwahrscheinlich nie dabei loswerden, ist unser uns allzu bekanntes Ego, das immer wieder auftaucht, um - sagen wir mal so - unsere Reise interessanter zu gestalten.
Im heutigen Blog möchte ich dir ein paar Tipps geben, wie du deinem Ego liebevoll begegnen und es gerade deswegen ein wenig aus der Bahn werfen kannst.
Das bedeutet nicht, dass du diese Anregungen sofort umsetzen solltest. Vielmehr halte ich es da mit meiner lieben Freundin Byron Katie, die in ihrer Arbeit immer davon spricht, dass du gar nichts ändern musst. Wir wollen nur von dir wissen, wie es sich anfühlen würde, wenn du die Welt aus einer anderen Perspektive betrachtest.
Na dann, lass uns loslegen!

Eines der Hauptprobleme in der Bewältigung unseres Alltags liegt in der Art und Weise, wie wir Dinge, die uns zu schaffen machen, angehen. Unser kollektiver Ego-Verstand hat eine Kultur etabliert, die gerne in den Extremen des Alles-oder-Nichts zu Hause ist, oder einer Welt von Schwarz und Weiß.
Darum werden alle Störfaktoren, Probleme, Krisen oder Krankheiten immer möglichst so angegangen, dass nichts von ihnen mehr übrig ist. Diese Vorgangsweise nützt aber nur dem Ego, das zwar vorgibt, Dinge loswerden zu wollen, aber eigentlich stetig daran arbeitet, dass wir nie wieder von all den Sorgen loskommen, die uns plagen.
Und so wird in unserer Gesellschaft immer so getan, als müssten wir Umstände, die uns im Weg sind oder uns belasten, am besten bekämpfen oder so schnell wie möglich aus dem Weg räumen.
Dass diese Herangehensweise nur Frustration erzeugt, kann ich dir an einem Alltagsbeispiel schnell demonstrieren: Wenn Eltern oder Lehrer meinen, sie könnten Kinder disziplinieren, ruhig stellen, oder kontrollieren, befördern sie sich geradewegs in eine Spirale der Angst und Aggression, die letztendlich alle Beteiligten ausbaden müssen.
Darum schlage ich dir heute vor, die Kanone stecken zu lassen, um uns den Spatzen zu widmen. Die sind nämlich nicht nur ungefährlicher, sondern auch echt süß und vor allem klein.
Und schon sind wir dort, wo wir hinwollen, um unser Ego nicht zu provozieren, es aber auch nicht zu verdammen. Denn sonst spielen wir ihm ja direkt in die Hände.
Damit meine ich, dass das Prinzip, das ich dir heute ans Herz legen möchte, darin besteht, die Strategie deines Egos damit zu durchkreuzen, seine übliche Vorgehensweise auf den Kopf zu stellen, indem du ganz kleine Schritte setzt.
Wir wollen dich ja aus dem physischen und psychischen Hamsterrad holen und es nicht einfach mit einem spirituellen austauschen. Das bedeutet, dass wir daher alles vermeiden, was dich unter Druck setzt und somit erst recht wieder dein Ego auf den Plan ruft.

Wie jetzt? Gerade spreche ich noch von Babyschritten, und nun sollst du dich gleich zum Gott erheben? Nicht wirklich. Ich wollte mit der Überschrift lediglich aufzeigen, dass es hier um Schöpfung geht, und es in unserer göttlichen Natur liegt, Teil dieser Geschichte zu sein, indem wir selbst kreieren.
Wie kannst du dir das nun praktisch vorstellen? Ich würde sagen, nachdem wir dich ja nicht überfordern wollen, ist es sicherlich nicht sinnvoll deinen ganzen Tagesablauf umkrempeln zu wollen, um bei dir nur Frust und Überforderung zu produzieren, die dich noch weiter in die Fänge deines Egos, sprich deiner unbewussten Süchte und Gewohnheiten treiben.
Nein, es geht um eine Herzensangelegenheit, eine kleine Aktivität, die dich beflügelt. Und es reicht bereits, wenn du ihr fünf Minuten deines Tages schenkst. Egal, was es ist, das deine Leidenschaft weckt.
Dazu ein süßes Beispiel: Ram Dass, ein ehemaliger Harvard Professor und spiritueller Lehrer, sprach von Anhängern über seine bewusstseinserweiternden Erfahrungen mit LSD, und wie ihm dieses Erlebnis geholfen hat, seinen spirituellen Weg zu gehen. Am Ende seines Vortrags kam eine ältere Dame zu ihm, um zu ihm zu sagen: ?Ich weiß genau, wovon Sie sprechen. Ich habe genau dieselbe Erfahrung gemacht?. Sie lehnte sich verschwörerisch und augenzwinkernd zu ihm, um dann hinzuzufügen: ?Ich häkle?.
Du siehst, wie du dein schöpferisches Potential in die Welt bringst, kannst nur du wissen. Es muss ja nicht unbedingt LSD oder Häkeln sein, die dich erleuchten. Ob du auf dem richtigen Weg bist, erkennst du jedenfalls daran, dass du nicht nur eine immer größere Sehnsucht nach dieser Aktivität entwickelst, sondern auch daran, dass sie dein Herz erweitert, und du dich ausgeglichener und friedvoller fühlst, wenn du sie praktiziert hast.

Auch bei diesem Titel könntest du in die Irre geführt werden, da ich sicherlich nicht will, dass du deinem Leben entkommst, sondern genau das Gegenteil. Doch was ein Escape Room bietet und warum er so beliebt ist, sind das spielerische Moment und die Neugier, mit der wir an diese Aufgabe gehen.
Wenn du es schaffst, so zu tun, als wäre auch dein Alltag ein Escape Room, den es spielerisch und voller Neugier zu knacken gilt, dann wird dein Leben selbst dann zu einem Abenteuer, wenn sich nach außen hin nichts verändert.
Denn nichts holt schneller unser Ego auf den Plan, als die Last der täglichen Pflichten, die uns bereits am Morgen oft verzweifeln lassen, weil wir, obwohl wir gerade erst aufgestanden sind, bereits das Gefühl haben, hinterherzuhinken.
Das passiert vor allem dann, wenn wir uns völlig in all den Rollen verlieren, die uns nur eine scheinbare Identität geben, unserem Ego aber noch mehr Gelegenheit bieten, uns klarzumachen, wie unfähig wir als Mutter, Frau, Angestellte oder Partnerin sind.
Wenn dir bewusst ist, was hier abgeht, kannst du diese Mission (nicht vergessen, wir sind ja im Escape Room!) auch mit Humor, Augenzwinkern und vor allem Neugier angehen.
Vielleicht probierst du etwas völlig Neues aus, um dich dann darüber lustig zu machen, wenn es daneben geht. Vielleicht gehst du die Sache strategischer an, indem du schon einige Dinge am Vorabend planst, inklusive Bonuszeit, um am nächsten Tag lachend festzustellen, dass die gesamte Familie eine halbe Stunde zu früh startklar ist.
Das Wichtigste an der Sache ist, dass du den ganzen Tag nicht so tierisch ernst nehmen musst. Denn gerade wenn du dein Bestes geben willst, brauchst du dafür dein Bewusstsein, das sich nicht gerade gut mit Stress, Stock-im-Hintern, oder Druck verträgt.
Versuchst du immer wieder mit Neugier an alles heranzugehen, bremst du auch schrittweise deine Angst aus, die mit Neugier nicht gerade viel anfangen kann.
Ein kleiner Tipp noch: Vergiss aber nicht, dass Humor nur dann wirklich befreit und lustig ist, wenn er vom Herzen kommt, und nicht auf Kosten anderer deinem Ego eine fröhliche Wiederauferstehung beschert.
Eines noch: Solltest du das Gefühl haben, dass Neugier und Verspieltheit für dich nur wie ein absolutes Fremdwort daherkommen, dann könnte es auch sein, dass du einfach völlig überlastet bist, und alles, was du brauchst, nichts anderes ist als Schlaf. In diesem Fall rate ich dir dringend, deinem Körper einmal all die Ruhe zu gönnen, bis er wieder funktionsfähig ist.

Wünschst du dir auch zuweilen eine Person an deine Seite, die immer für dich da ist, die immer Verständnis für deine Befindlichkeiten hat, dir immer zuhört, und einfach stets liebevoll für dich da ist?
Die gute Nachricht lautet, du hast alles, was du brauchst, um deine eigene beste Freundin zu sein. Versteh mich nicht falsch. Es geht hier weder darum, dass du etwas tun musst, Probleme lösen sollst, oder sonst etwas.
Hand aufs Herz: Wollen wir nicht alle eigentlich nur jemanden, der uns zuhört, um mit Verständnis und Liebe für uns da zu sein?
Was sollte dich daran hindern, für dich selbst genau so jemand zu sein?
Du meinst, das ist nicht dasselbe? Ich bin mir da nicht so sicher. Denk nur daran, wie wir immer wieder der Stimme in unserem Kopf lauschen, die uns oft genug zutextet, als wäre sie eine andere Person, die uns unentwegt kritisiert, bewertet und demütigt.
IFS (Internes Familien System) Erfinder und Therapeut Richard Schwartz geht sogar davon aus, dass wir viele Personen in uns vereinen, die uns sehr unterschiedlich behandeln.
Daher mein Vorschlag: Du kannst auch bewusst jene Rolle in deinem Kopf - oder Herz - einnehmen, die du dir von einer besten Freundin schon immer gewünscht hast. Oder weißt du nicht eigentlich ganz genau, wie dich diese Freundin behandeln sollte?
Das Gute daran ist, dass du immer an deiner Seite bist, dass du immer zur Stelle bist, dass du dir selbst immer zuhören kannst, und dass du genau weißt, was dir gut tut.
Und auch wenn du dich nicht so wirklich selbst umarmen kannst, findest du sicherlich jemanden in deinem Umfeld, der oder die dieses Service für dich übernehmen kann.
Auf diese Weise kannst du dir immer wieder in Erinnerung rufen, wie wunderbar du bist, dass du ja dein Bestes gegeben hast, oder dass du verstehen kannst, wie es dir gerade geht. Obendrein sorgt diese Methode auch dafür, dass du immer bewusst bleibst.
Selbst wenn das für dich jetzt ein wenig verrückt daherkommt, bitte ich dich, dieser Do-it-yourself Variante einer besten Freundin wenigstens eine Chance zu geben. Du wirst vielleicht überrascht sein.
All die oben erwähnten Punkte sind nicht gerade Dinge, die dein Leben völlig durcheinanderwirbeln. Doch du wirst sehen. Wenn du einer Herzensangelegenheit, einer Leidenschaft ein paar Minuten deines Tages schenkst, wenn du dein Leben schrittweise spielerischer und neugieriger gestaltest, und dich selbst zu deiner besten Freundin machst, wirst du erleben, dass dein ach so wichtiges Ego immer kleiner und kleiner wird, weil du ihm keine Spielwiese mehr bietest.
In Liebe,
dein Wolfgang
PS: Wie immer freue ich mich über Kommentare, Fragen oder andere Reaktionen deinerseits. Schreib mir einfach unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com. Du kannst auch jederzeit einen Termin mit mit vereinbaren, wenn du das Gefühl hast, du brauchst Unterstützung dabei, dein Leben in ein glücklicheres und bewussteres Sein zu verwandeln.
PPS: Der Brite Michael Kiwanuka ist ein wundervoller Sänger und Songwriter, der oft mehr mit seiner Musik transportiert, als mit den Lyrics. Über den 2024 entstandenen Song "Small Changes" sagt er selbst, dass er ihn wirklich liebt. Die Lyrics sind ein wenig wie ein Gedicht, das uns Sommermomente bescheren möchte, und vor allem, wie im Blog beschrieben, kleine Veränderungen, denen unsere Seele folgen kann.