builderall

My Image

 

Wusstest du, dass alle antiken Völker - bis auf die Ägypter - die Farbe "Blau" nicht kannten? Dichter wie Homer beschrieben das Meer als dunklen Wein, aber kein einziges Wort von Blau. Die Farbe wurde nur als Abstufung von Schwarz gesehen, weil sie keine Bedeutung hatte. Menschen konnten sie auch nicht herstellen.

 

Warum ich dir das sage? Weil ich dir damit vergegenwärtigen möchte, wie wichtig Begriffe sind. Es geht nämlich noch weiter. Sobald Menschen für eine Sache einen Begriff haben, entsteht im Gehirn eine sogenannte Feedback-Schleife, die dazu führt, dass wir nun jenen Begriff, den wir gerade gelernt haben, vermehrt wahrnehmen.

 

Du kennst das sicher. Kaum hast du dir ein neues Auto oder eine neue Jacke gekauft, taucht sie auf einmal überall in deinem Gesichtsfeld auf. Als ob Magie im Spiel wäre. 

 

Heute möchte ich dir dabei helfen, einen Begriff wieder ungeschehen zu machen, und zwar das Scheitern. Denkst du nicht auch, dass wir ohne Niederlagen viel besser dran sind? Im heutigen Blog werde ich dir zeigen, wie das möglich ist.

 

My Image

 

Individuelle Realitäten

 

Wir alle besitzen unsere eigene Wirklichkeit. Und haben wir für eine Sache keinen Begriff, existiert er für uns nicht. Nimm z.B. das Wort "Meme" her. Entweder weißt du, was ich meine, und hast sofort ein Bild im Kopf, oder du hast absolut keinen Schimmer, und in deinem Kopf gibt es nur Leere.

 

Wenn du in meine Kindheit reisen würdest, und mir sagen würdest, dass du etwas auf deinem Handy im Internet googeln müsstest, würde ich kein Wort verstehen, weil all diese Dinge in meiner Kindheit nicht existierten.

 

My Image

 

Dieser relative Wirklichkeitsbegriff geht aber noch weiter. All jene, die in verschiedene Kulturen hineingeboren wurden, wissen genau, was ich meine. Wenn du z.B. in der Türkei als Fußgänger unterwegs bist, und plötzlich fährt ein Auto auf dich zu, als würde es dich überfahren wollen, wirst du davon ausgehen, dass Freunde dieses Fahrzeug lenken und dich freuen.

 

In Österreich wird sofort jemand die Polizei rufen. So geschehen bei einer meiner Schülerinnen. Es half auch nichts, als sie beteuerte, dass es kein Anschlag auf sie war, bzw. dies in der Türkei üblich sei.

 

 

Kulturelle Prägung

 

Du siehst, jede Kultur hat ihre eigenen Traditionen und Werte, die dich dementsprechend prägen. Nimm nur einmal ein Land wie die USA her, im Vergleich zu Österreich. Beide sind westlich orientiert und wohlhabende Länder, trotzdem könnten die Unterschiede nicht größer sein.

 

My Image

 

Während du z.B. in Österreich als Unternehmer nach einem Konkurs auf einer schwarzen Liste landest, wird man dir in den USA raten, weiterzumachen. In Österreich gilt es dementsprechend auch als äußerst riskant, sich selbständig zu machen, während in den USA der Wettbewerb bereits in der Schule hochgehalten wird.

 

Dies führt dazu, dass zwar das Scheitern in beiden Ländern negativ gesehen wird, aber auch völlig unterschiedlichen Motiven. Denn während die Österreicher sich nur bestätigt fühlen in ihrem auf Sicherheit bedachtem Vorgehen, bist du in den USA eben der Loser, weil du es nicht geschafft hast, der Beste zu sein.

 

 

Sagt wer?

 

Nun, da wir wissen, dass es davon abhängt, wie wir die Welt sehen, wann und wo wir geboren wurden, besteht der nächste logische Schritt darin, auch die heimatliche Denkweise zu hinterfragen. 

 

My Image

 

Eine liebe Freundin von mir, hat dazu ein cooles Mantra. Jedes Mal, wenn ihr jemand sagt, was sie denken soll und sie nicht überzeugt ist, benutzt sie gerne die gleichen zwei Worte: "Sagt wer?"

 

Dieser Satz entlarvt sofort die Willkür von Glaubenssätzen, Traditionen und Werten, die wir von früheren Generationen, oder auch von Werbebotschaften, der Konsumgesellschaft, oder sonstigen Quellen übernommen haben.

 

Schließlich leben wir längst in einem globalen Dorf, und selbst wenn ich ein einsamer Bergbauer auf einer Tiroler Alm bin, heißt das nicht, dass ich nicht Mitglied der LGBTQ Gemeinde sein kann, Buddhist, und Zeichner von koreanischen Manhwas.

 

 

Zutaten des Scheiterns

 

Kommen wir zurück zum Scheitern. Viele Menschen scheuen ja vor gewissen Handlungen oder Veränderungen in ihrem Leben zurück, weil sie Angst vor dem berühmten Scheitern haben. 

 

My Image

 

Welche Realität gebiert denn eigentlich das Versagen? Eine Wirklichkeit des Wettbewerbs, des Siegens, der Bewertung, und des Rechthabens.

 

Anders gesagt, wo auch immer uns das egogesteuerte und unbewusste Konsumdenken im Griff hat, werden reihenweise Verlierer produziert. Schließlich kann immer nur einer an der Spitze sein, während alle anderen bereits verloren haben.

 

Das führt zu der absurden Situation, dass bei einer Olympiade oder Weltmeisterschaft, der Zweite sogar noch mehr enttäuscht ist, als alle anderen. Selbst wenn 300 Leute am Start waren.

 

Wenn du jetzt argumentierst, dass deine Existenz auf dem Spiel steht, weißt du, wie relativ diese Argumentation ist. Hans Rosling stellt in seinem beeindruckenden Buch "Factfulness" schnell klar, dass wirkliche Armut bedeutet, nicht mehr als 2 Dollar pro Tag zu verdienen, kein Wasser in der Nähe zu haben, und auch kein Fortbewegungsmittel.

 

My Image

 

Wir tun nur so, als würde jegliche Art von Einschränkung in unserem Wohlstand eine Katastrophe, bzw. ein Scheitern darstellen. Dabei ist es nur die Falle der hedonistischen Tretmühle, die uns bzw. unser Ego fest im Griff hat, und jeder Euro weniger bereits als Niederlage verbucht wird.

 

 

Die Realitätsverweigerer

 

Gott sei Dank gab es immer wieder Menschen, die sich geweigert haben, eine Welt des Scheiterns anzunehmen. James Dyson baute z.B. 5126 Prototypen seines berühmten Staubsaugers, bis er funktionierte. Sylvester Stallones Drehbuch für Rocky wurde 1500 mal abgelehnt.

 

Elizabeth Blackwell wurde 29 Mal von Universitäten abgelehnt, bevor sie zur ersten afroamerikanischen Ärztin in den USA wurde. Und Thomas Edison scheiterte 10 000 Mal an der Erfindung der Glühbirne.

 

My Image

 

Hätten all diese Menschen das Scheitern als Option ihres Handelns gesehen, hätten sie längst aufgegeben. Arian Simone, eine junge afroamerikanische Unternehmerin hat diese Haltung soweit kultiviert, dass sie, selbst als sie pleite in ihr Auto ziehen musste, dies nicht als Scheitern, sondern nur als weitere Station sah.

 

Sind all diese Menschen schlicht und einfach Realitätsverweigerer, die das Glück hatten, zu überleben? Wohl kaum.

 

 

Eine Welt ohne Scheitern

 

Nein, sie sind im Prinzip nur den umgekehrten Weg der alten Griechen gegangen. Sie haben einfach das Wort "Scheitern" aus ihrem Bewusstsein entfernt. 

 

My Image

 

Das ist einfacher als du denkst. Schließlich folgen alle Menschen dem Prinzip der guten Gestalt. Dieses Phänomen aus der Gestaltpsychologie besagt, dass wir immer die gute, also richtige Gestalt sehen, selbst wenn Teile fehlen. So knnst du slbst Wrter lesen, bei denen Buchstaben fehlen.

 

Verwandelst du jetzt dein Mindset - Schritt für Schritt - in eines, das Scheitern nicht kennt, dann wirst du Niederlagen völlig aus deiner Welt entfernen.  Wie sieht dieses Mindset nun aus? 

 

Dazu brauchst du folgende Prinzipien:

 

 

My Image

 

Weg statt Ziel

 

Wenn du realisierst, dass das Ankommen, vor allem als Erste, nur ein Trick deines Egos ist, dich unzufrieden zu halten, kannst du gleich einmal innehalten, um anzuerkennen, wie schön das unterwegs Sein doch ist. Denk immer an das Erklimmen eines Gipfels. Wie lange verbringt der Kletterer denn wirklich da oben?

 

Miteinander statt gegeneinander

 

Eines der Geheimnisse von Thomas Edison war, dass er ein Team hatte, das ihm half und alle einander unterstützten. Wenn du davon ausgehst, dass du erst gewinnen kannst, wenn jemand anderer verliert, dann bist du diejenige, die verloren hat. Der Mythos von Knappheit und Wettbewerb ist nur ein weiterer Trick deines Egos, dich unzufrieden zu halten. Du musst da aber nicht mitspielen.

 

My Image

 

Chance und Lernen statt Scheitern

 

Und nun zum wichtigsten Teil: Jeder Versuch, jede Anstrengung, die du unternimmst, bringen dich weiter. Du lernst mit jedem neuen Anlauf. Und der Prozess, dein Skillset zu erweitern, wird nie zu Ende sein. Du musst einfach verstehen, dass dort, wo es kein Ankommen gibt, auch kein Scheitern geben kann.

 

Es kann sein, dass es ein wenig dauert, bis du dieses Mindset für dich verinnerlicht hast. Aber, glaube mir, das ist es wert. Jedes Mal, wenn du den Anflug einer Niederlage in dir spürst, erinnere dich daran, dass du auf dem Weg bist, zu lernen, besser zu werden und du den Weg genießen kannst.

 

Wenn die Antike ohne Blau ausgekommen ist, kommen wir auch ohne Scheitern aus. Selbst wenn ich jetzt über den Begriff geschrieben habe, kommt er in meiner Welt schon lange nicht mehr vor. Und auch in deiner hat er nichts verloren.

 

Ich wünsche dir alles Gute beim Trainieren. Wie immer, freue ich mich über deine Erfahrungen, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com. Ich kann dich auch gerne auf deinem Weg begleiten. Melde dich einfach bei mir für ein unverbindliches Gespräch.

 

Alles Liebe,

 

dein Wolfgang

 

In ihrem Song "You Learn" aus dem Jahr 1995 thematisiert Alanis Morissette jenes Mindset des ewigen Lernens, das dir hilft, weiterzugehen, und dein Leben als wertvollen Prozess zu sehen, in dem alle Erfahrungen willkommen sind. Und die Geschichte rund um ihren Durchbruch ist nicht nur "Ironic", sondern offenbart ganz plastisch, wie willkürlich der Begriff des Scheiterns ist. Denn gerade dieses Album war so erfolgreich, dass Alanis davon, wie sie später in einem Interview erzählt hat, regelrecht traumatisiert wurde (Fansm die ihr Haare abgeschnitten haben, regelmäßig in ihre Hotelzimmer eingebrochen sind, usw). Es dauerte mehr als 10 Jahre, bis sie sich wieder von diesem Ereignis erholt hat, das die ganze Welt als ihren größten Erfolg gefeiert hat.