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Es muss doch möglich sein, dass der Ort, an dem Wissen vermittelt wird, nicht der einzige ist, an dem niemand mehr lernen will.

 

Heute möchte ich einen meiner größten Träume mit dir teilen. Es geht um Schule. Eigentlich will ich ja Schule überhaupt abschaffen, weil alle Menschen so viel Negatives und Belastendes mit dem Begriff verbinden. Aber, der Einfachheit halber, lassen wir mal das alte Etikett kleben. Viel wichtiger sind ohnehin die Inhalte.

 

Das Thema Bildung und Schule ist tatsächlich mein "Moonshot", jene Vision, mit der ich das Leben von Milliarden Menschen verändern möchte. Ich habe einmal gehört, dass deine Vision erst dann die richtige ist, wenn dich alle für verrückt halten. Deswegen präsentiere ich dir jetzt tatsächlich jene Zukunft der Bildung, wie ich sie mir erträume.

 

Hier sind die wesentlichen Säulen meines Traums von Bildung und Schule:

 

 

 

Liebe statt Angst

 

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Ich glaube, es gibt auf der Welt kaum einen Ort, der angstbesetzter ist als Schule. Schüler haben Angst vor Druck, den Repressionen und den Lehrern, Lehrer haben Angst vor dem Druck, Kontrollverlust und den Schülern, und Eltern haben immer noch Angst vor der Schule von früher und vor negativen Konsequenzen für ihr Kind. 

 

Die Zahlen sprechen für sich: 30% der 9 bis 14jährigen Schüler leiden in Deutschland akut unter Schulangst. 14% der Lehrer in Österreich sind Burnout gefährdet. Von den Dunkelziffern gar nicht zu reden.

 

Dabei gibt es ein Heilmittel für alle Ängste: die Liebe. Nur bedingungslose Liebe kann uns den Weg eröffnen, für ein Miteinander, dass allen Beteiligten das Gefühl gibt, wertvoll zu sein, sich wohl zu fühlen, und sich zu entfalten. Keine Angst, ich bin weder auf Drogen, noch ein Perverser.

 

Aber wenn wir es als Menschen nicht schaffen, einander endlich liebevoll zu begegnen, und zwar ohne Wenn und Aber, dann war unser ganzer Fortschritt, unsere Zivilisation nichts anderes, als ein riesiger Selbstbetrug.

 

Ich sage dir schon jetzt offen, dass ich all meine Schüler liebe, und für jede Begegnung dankbar bin, die ich erleben darf. Ich liebe es zu unterrichten, zu sehen, wie faszinierend junge Menschen sind. Und es ist mein sehnlichster Wunsch, dass unsere Zukunft darin besteht, dass alle, die Bildung erleben, liebevolle und dankbare Erinnerungen an ihre Zeit an der Schule in ihrem Herzen tragen.

 

 

Beziehung statt Erziehung

 

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Der wesentliche Schritt für ein liebevolles und gelungenes Miteinander besteht für mich darin, sich endlich von der Illusion der Erziehung zu verabschieden. Erziehung dient sowohl in Familien, als auch in Institutionen nur dem Festigen der Macht der Erziehenden. 

 

Ausgehend von dem falschen Paradigma, dass Kinder unfertig zur Welt kommen, und der Vervollkommnung durch Erwachsene bedürfen, wurde in den letzten Jahrhunderten nichts anderes betrieben, als eine Hierarchie zu etablieren, die keinen Zweifel daran lässt, wer das Sagen hat.

 

Auch wenn die radikalsten Methoden wie z.B. körperliche Gewalt verbannt wurden, gibt es immer noch ein vielfältiges Repertoire an Machtmitteln, die nur ein Ziel haben: Den Gehorsam und die Unterordnung der Kinder.

 

Deswegen gibt es so eine Vielzahl an Ratgebern, die uns erklären, was zu tun ist, wenn die Kinder nicht "funktionieren", wie wir das wollen. Niemand kommt auf die Idee, die Absurdität der Kontrollierbarkeit von Kindern in Frage zu stellen.

 

Wenn wir aber den Mut haben, Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe zu begeben, und ihnen die gleiche Würde zuzusprechen, dann entdecken wir rasch, dass es sich auszahlt. 

 

Denn auf einmal begegnen einander alle auf der gleichen Ebene, und alle merken, dass es nicht nur notwendig ist, einfühlsam und respektvoll miteinander umzugehen, sondern dass es sich mehr als lohnt. Auch wenn das bedeutet, eine gemeinsame Konfliktkultur entwickeln zu müssen.

 

Glaube mir, es gibt nichts Schöneres als echten Respekt von Menschen, die dir genauso viel bedeuten, wie du ihnen, und alle das einander auch zeigen, selbst wenn es zwischendurch immer wieder zu Diskussionen kommt.

 

 

Ermutigung statt Demütigung

 

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Es gibt eine Twilight Zone an der Schule, die für die Kinder mindestens so unheimlich ist, wie die erwähnte TV-Serie. Ich spreche von der Schule der 10-14jährigen. In der Grundschule werden Kinder noch eher liebevoll behandelt, und in der Oberstufe macht sich meist bereits Langeweile und Frust breit, die dazu führen, dass die Schüler nicht so als störend empfunden werden.

 

Aber die Gruppe der 10 bis 14jährigen ist eine geballte Ladung an Energie, die oft nicht damit umzugehen weiß. Deshalb greifen viele Lehrer bei dieser Altersgruppe auf sämtliche Mittel zurück, um die Situation in den Griff zu kriegen.

 

Leider artet dies oft in Demütigungen aus, die von subtiler Herabsetzung bis zu offener Beleidigung gehen. So erfahren Kinder in diesem Alter vor allem eines: Dass sie stören, nerven und nicht gut genug sind.

 

Derweil frage ich mich, wie oft denn noch Hirnforscher wie Gerald Hüther darauf hinweisen müssen, dass ein gestresstes und verängstigtes Hirn nicht lernen kann und möchte. Ich weiß schon, dass die Situation nicht einfach ist. Nur gibt es eben Wege, die keine sein dürfen. Schließlich verprügeln wir auch unsere Schüler nicht mehr. Und das aus gutem Grund. Physische durch psychische Gewalt zu ersetzen, kann es jedenfalls nicht sein.

 

Ich wünsche mir eine Schule, in der jeder einzelne Schüler ermutigt wird, unabhängig von seinem Verhalten. Wenn wir aufhören, ständig an unseren Kindern herumzuziehen, dann werden sie vielleicht auch nicht mehr so unruhig sein, weil sie Freude haben, an dem, was sie tun.

 

Jeder Mensch will lernen. Und Kinder und Jugendliche noch umso mehr. Es muss doch möglich sein, dass der Ort, an dem Wissen vermittelt wird, nicht der einzige ist, an dem niemand mehr lernen will.

 

 

Entfaltung statt Bewertung

 

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Mein Bruder ist Direktor an einer Pflichtschule, und er meint, dass die Hauptursache für die Krise der Schule in einer Sache zu finden ist: der Notengebung. Und ich muss sagen, da ist schon was dran.

 

Außer in der Grundschule, wo die klassische Beurteilung zunehmend in den Hintergrund rückt, leiden alle, die zur Schule gehen, an dem Drama um Beurteilung: Die Schüler leiden an dem Druck, vortäuschen zu müssen, dass sie sich für Themen interessieren, die sie nicht einmal verstehen wollen, und die Lehrer leiden genauso an ihrer Rolle, ständig beurteilen zu müssen.

 

Viele der selbst gemachten Krisenherde würden sich tatsächlich in Luft auflösen, wenn wir aufhören, zu bewerten, zu standardisieren, und uns am berühmten Durchschnitt zu orientieren.

 

Der größte Selbstbetrug des jetzigen Schulsystems besteht ja darin, zu glauben, dass irgendwer tatsächlich lernt, weil es Noten gibt. Schüler wollen gesehen und wertgeschätzt werden. Das geht viel besser ohne Zensuren. Schüler wollen lernen, was sie interessiert. Wer glaubt denn noch allen Ernstes daran, dass unsere Schüler nach der Matura (Abitur) so etwas wie Bildung mitnehmen?

 

Die meisten von ihnen "lernen" nur für Tests und Noten, um das "Wissen" zwei Wochen später wieder zu "vergessen". So nach der Devise: "Ja, ich hab in Französisch maturiert. Nur, erwarte nicht, dass ich mit dir französisch sprechen kann!"

 

Das führt uns bereits zum nächsten Punkt.

 

 

Freude statt Frust

 

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Kennst du den berühmten TED Talk von Simon Sinek, wo er davon spricht, was die erfolgreichsten Menschen gemeinsam haben? Erstens, finden sie heraus, was sie besonders gut können, und was sie überhaupt nicht interessiert. Und dann konzentrieren sie sich ausschließlich auf jene Inhalte, die sie begeistern.

 

Was wir momentan in der Schule abhalten, ist genau das Gegenteil davon. Da wird den Schülern sogar noch dazu geraten, sich vor allem auf jene Fächer zu konzentrieren, in denen sie sich schwer tun. Das führt im besten Fall dazu, dass die Schüler in allen Gegenständen allemal Durchschnitt sind, und obendrein an Schule die Lust verlieren.

 

Glaubst du wirklich, dass es für dich oder die Menschheit ein Verlust ist, wenn du gewisse Fachbereiche komplett ausblendest? Müssen wirklich alle Menschen Mathematik oder Englisch in der Schule haben, damit sie sich ja als Versager erleben?

 

Selbst der beste Schüler mit den besten Noten, müsste sich eingestehen, dass er nicht einmal den Tropfen auf dem heißen Stein an Wissen besitzt, verglichen mit der Unmenge an Inhalten, Informationen und Kompetenzen, die es noch zu erwerben gäbe.

 

Wäre es wirklich so schlimm, wenn Kinder und Jugendliche nur mehr dem nachgehen, was sie wirklich interessiert, was ihre Leidenschaft ist? Was glaubst du, was das bedeuten würde? Würde sich nicht jeder Lehrer nichts Sehnlicheres wünschen, als junge Menschen dabei zu unterstützen, ihrer Leidenschaft nachzugehen?

 

 

Wertschätzung statt Funktionalität

 

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Momentan hörst du überall, dass wir alle funktionieren müssen. Ja, das berühmte Hamsterrad. Eltern, die ihre Kinder am Morgen genervt antreiben. Lehrer, die die Hälfte der Schüler durchfallen lassen, weil sie das geforderte Plansoll nicht anders erfüllen können.

 

Die Schule ist schon längst zum Friedhof der Objekte geworden. Menschen findest du da keine mehr. Nur objektivierte Getriebene, die Angst haben, nicht zu genügen. Es bleibt keine Zeit für Zwischenmenschliches. Und sowohl Lehrer als auch Schüler wundern sich, wenn sie zufällig entdecken, dass doch tatsächlich Menschen hinter all der Mauer an professioneller Distanz stecken.

 

Wenn wir aber liebevolle Beziehungen und Interessen der Schüler in den Mittelpunkt der Schule stellen, ist Wertschätzung eine automatische Folge. Wenn Jugendliche dem Ruf ihres Herzens folgen können, dann werden sie sich genauso öffnen, wie die Mentoren und Lehrer, die sie dabei begleiten dürfen. Denn sie alle entdecken, wie wunderbar es sein kann, einander zu unterstützen.

 

Sobald nämlich allen Beteiligten klar wird, dass der Prozess des Lernens, also der Weg das Entscheidende ist, und nicht Resultate, dann können sie sich endlich von allen Konventionen, dem Druck, dem kollektiven Schwachsinn der Vergleichbarkeit befreien.

 

 

Wohlfühlen statt Flucht

 

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Dafür braucht es aber auch eine Atmosphäre, die Lernen und Kreativität ermöglicht. Erst wenn wir Schulgebäude haben, die nicht wie Fabriken wirken, sondern zum Verweilen einladen, weil es gemütliche Rückzugsräume für alle gibt, Arbeitsplätze, die ästhetisch ansprechend sind, dann wollen alle nicht mehr fluchtartig das Gebäude verlassen, sobald dies möglich ist.

 

Erst wenn Schule ein Lebensraum wird, der tatsächlich ermöglicht, so etwas wie Geborgenheit, Wohlfühlen, Freundlichkeit zu vermitteln, werden Schüler und Lehrer sogar gerne länger dort Zeit verbringen. Stell dir nur vor, wie schön der Gedanke ist, dass so manche Lehrer oder Schüler sogar in ihrer Freizeit bleiben, weil sie sich an der Schule so wohl fühlen.

 

 

Offene Zukunft statt starre Vergangenheit

 

Zur Zeit erinnert Schule sehr stark an den Herbartianismus des 19. Jahrhunderts, mit der Vorstellung, dass in jeder Klasse, genau dasselbe passieren soll, und das pünktlich auf die Sekunde. Und dieses Modell wird auch noch als Zukunft verkauft. Es ist tatsächlich, wie Prince Ea schon vor Jahren in seinem berühmten Video ("Ich verklage das Schulsystem!") beschrieben hat. Das Einzige, das sich nicht verändert, ist die Schule. Hier nochmal der Clip:

 

 

Lehrbücher, die schon veraltet sind, bevor sie erscheinen. Starre Strukturen, die sich gegen jede Innovation sträuben, um ja vergleichbar und standardisierbar zu bleiben. Fächer, die dich schon beim Durchlesen ins Koma fallen lassen.

 

Wie wäre es, wenn wir uns endlich wirklich für die Zukunft öffnen? Könnten Schulen nicht der Ort für Innovation werden, der helfen kann, unser Bewusstsein nachhaltig zu verändern, für eine besseres Miteinander und eine lebenswerte Zukunft für unseren Planeten?

 

Das geht aber nur, wenn wir Inhalte, und Angebote offen halten, und jederzeit adaptieren. Warum sollte nicht auch "Glück", "Liebe", "Gestalten eines Videospieles", "Familie", "Neue Berufe", "Integrale Unternehmensführung", oder "Leben auf dem Mond" auf der Liste möglicher Kurse stehen?

 

Was, wenn wir Schule öffnen für Experten von außen? Menschen, die Kindern und Jugendlichen eine völlig neue Perspektive vermitteln können. Was, wenn Schüler mit Firmen zusammenarbeiten, um Praktika zu absolvieren? Eine Erfahrung, von der alle nur profitieren.

 

 

Du siehst, es gibt so viele Möglichkeiten, wenn wir endlich bereit sind, unseren Horizont zu erweitern, um gemeinsam mit unseren Kindern und Jugendlichen eine Zukunft zu gestalten, in die wir gemeinsam mit offenen Augen schreiten. Eine Zukunft, die wir gemeinsam gestalten. Eine Zukunft, auf die wir uns alle freuen!

 

Alles Liebe,

 

dein Wolfgang

 

PS: Als Bonus gibt es ein Video, dass Billie Eilish zusammen mit Apple gestaltet hat, um alle Menschen dazu ermuntern, ihre Gabe mit der Welt zu teilen!