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"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

Reinhold Niebuhr


Wenn es eine Gruppe von Menschen gibt, die sich mit den Dämonen unsere Egos gut auskennt, dann die Anonymen Alkoholiker, die bei jedem Treffen das oben zitierte Gelassenheitsgebet rezitieren.

 

Was ist es tatsächlich, das den Unterschied bewirkt von Menschen, die Dinge, die andere tun oder sagen, kaum zu bemerken scheinen, bis hin zu jenen, die sich schon vom kurzen Blickkontakt mit anderen provoziert fühlen?

 

Ich kann dir jedenfalls eines versichern: In deinen Genen wirst du vergeblich suchen. Zumindest was meine Person betrifft. War ich doch als Kind äußerst emotional und aufbrausend, was sogar dazu geführt hat, dass ich meinen Geschwistern einen Ziegelstein hinterherwarf. Und jetzt fragen mich regelmäßig meine Schüler, ob ich eigentlich in meinem Leben je laut geworden bin.

 

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Hier mein Vorschlag: Lass uns gemeinsam auf die Suche gehen. 

 

 

Gleichmut ist nicht Gleichgültigkeit

 

Sie sehen zwar nach außen hin gleich aus, aber haben genauso wenig miteinander zu tun wie Narzissmus und Selbstliebe. Die Rede ist von Gleichmut und Gleichgültigkeit.

 

Gleichgültigkeit gibt es ja eigentlich gar nicht, außer bei jenen Menschen, die so außergewöhnlich konstitiuiert sind, dass sie keinerlei Empathie empfinden können.

 

Ansonsten ist sie nur ein vorgetäuschtes Gehabe deines Egos, das auf diese Weise seine Überlegenheit demonstrieren möchte. Was nicht nur leicht zu durchschauen ist, sondern auch vor allem für die Person selbst sehr unbefriedigend.

 

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Gleichgültigkeit ist daher alles andere als passiv. Du kannst sie getrost als eine Form des Angriffs betrachten. Ist es doch die einzige Art und Weise, wie das Ego auf seine Umwelt reagiert.

 

Gleichmut dagegen, ist immer eine liebevolle Form der Präsenz, die es schafft, nicht aus Emotionen heraus zu agieren, sondern versteht, dass alles, was passiert, in seiner Essenz nie so ist, wie es zuerst erscheint.

 

 

Die Distanz, die Nähe bringt

 

Man könnte nun meinen, dass Menschen, die sich von ihren Emotionen fernhalten, distanziert wären. Und in gewisser Weise trifft dies ja auch zu. Nur ist es genau diese Distanz, die allen Beteiligten Nähe verschafft.

 

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Wenn du nämlich genauer hinsiehst, sind alle extrem gefühlsbetonten Reaktionen nicht wirklich authentisch. Vielmehr sind sie das geschürte Drama deines Egos.

 

Sowohl Jubel als auch Niedergeschlagenheit verdanken ihre Intensität mehr dem Wunsch nach Aufmerksamkeit und Zuwendung, als dem Ursprung der Freude bzw. der Trauer.

 

Du kannst dir sicher sein, dass Menschen, die auf einer einsamen Insel stranden würden, schnell mit dieser Art des Zuschaustellens ihrer Befindlichkeiten mangel eines Publikums aufhören würden.

 

Gelassenheit entfernt dich nicht von deinen Mitmenschen, sondern nur von der Identifikation mit deinem Köper, oder deinem Leben. Sie enthüllt dir, dass alle Dramen keine Substanz haben, sondern nur beliebig austauschbare Geschichten sind.

 

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Wozu Gelassenheit?

 

Schon befinden wir uns mitten in der Frage danach, warum Gelassenheit eigentlich so wichtig für uns sein sollte. Und die Antwort ist sehr einfach: Sie erleichtert dir nicht nur zu 100% dein Dasein, sondern sie führt auch zu dem, was wir gemeinhin als Glück bezeichnen.

 

Eigentlich geht es ja in erster Linie nur darum, eine kurze Handlungspause einzulegen, um dich von dem zu entkoppeln, was wir im Prinzip als Entführung deines Egos bezeichnen können.

 

Hat dieses dich nämlich im Würgegriff wirst du blind und unbewusst sofort zum Gegenangriff übergehen, wenn es irgendjemand wagt, deinen Standpunkt anzuzweifeln, dich zu kritisieren, dich in Gefahr zu bringen, oder dich in irgendeiner Form in Stich zu lassen.

 

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Schaffst du es aber, nicht automatisch zu reagieren, sondern erst einmal nichts zu tun, hast du schon fast gewonnen.

 

 

Die Sinnlosigkeit des Dramas

 

Du magst jetzt vielleicht einwenden, dass es aber gute Gründe gibt, sauer, oder schockiert, oder auch vor Freude außer sich zu sein. 

 

Nur zweifle ich daran. Denn jetzt mal ehrlich: Kennst du irgendjemand auf diesem Planeten, der dauerhaft glücklich wurde, weil er im Dauerdrama lebt, egal ob dieses ein positives oder ein negatives ist?

 

Das Drama hat nur einen Zweck: Weiteres Drama zu schüren. Soll heißen, wenn du vor Freude hüpfst, weil etwas ganz Grandioses passiert ist, wirst du bald etwas neues Wunderbares brauchen, um dich gut zu fühlen. Bis es dir so geht, wie allen Junkies, die Dosis wird irgendwann zu hoch.

 

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Und diejenigen, die ihrem Ärger, ihrer Frustration, ihrer Verletztheit Luft machen müssen, haben eigentlich nie was zu lachen. Außer vielleicht für den kurzen Genuss, ein Opfer zu sein, dass von allen Mitleid erhascht.

 

 

Nichts persönlich nehmen

 

Nachdem wir jetzt genug davon gehört haben, was nicht funktioniert, könnten wir nun gut ein paar Schritte in die gelassene Richtung gebrauchen.

 

Und da habe ich gleich einen Rat, den ich mir bereits seit Jahren zu Herzen nehme, und der außerdem wirklich meinen Blick auf die Welt verändert hat. Er lautet:

 

Nimm nichts persönlich!

 

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Im Prinzip ist es relativ einfach. Alles, was deine lieben Mitmenschen, dir so an den Kopf werfen, hat rein gar nichts mit dir zu tun. Sondern alle sprechen die ganze Zeit von sich selbst. 

 

Beteuert dir jemand endlich den Mund zu halten, dann ist nur sein Unbehagen darüber, mit der Situation nicht zurecht zu kommen. Sagt dir jemand, wie bescheuert du bist, will er damit nur seine Zweifel an der eigenen Intelligenz überspielen. Und gibt dir jemand zu verstehen, wie unmöglich du aussiehst, braucht er ganz dringend jemand, der sich noch schlechter in seiner Haut fühlen soll, als er selbst.

 

Du glaubst mir nicht? Dann beobachte dich selbst. Wann bist du ungehalten oder sogar gemein? Wenn du ausgeglichen und rundum zufrieden mit dir bist? 

 

 

Schluss mit Erwartungen

 

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Auch bei diesem Thema kann ich dir ein Lied aus meiner eigenen Erfahrung singen. Darum kann ich dir ganz klar und deutlich versichern, dass sämtliche Erwartungen, die du an deine Mitmenschen hast, nur ein sicheres Ergebnis zeigen werden: Sie werden eure Beziehung nachhaltig beschädigen.

 

Es ist dabei ganz egal, ob wir von deinem Partner, deinen Kindern, deinen Kollegen, Freunden oder dir selbst sprechen. Erwartungen sind nämlich auch so eine raffinierte Intrige deines krankhaften Ichs namens Ego, dich unglücklich zu halten.

 

Oder kennst du eine einzige Person, die alle Erwartungen an sie restlos erfüllen konnte? 

 

Erwartungen vertragen sich außerdem überhaupt nicht mit der Liebe. Diese ist nämlich bedingungslos, und somit das Gegenteil von Erwartungen.

 

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Wenn du also auch nur halbwegs ein liebevolles Verhältnis zu deinen Mitmenschen pflegen willst, dann lass all deine Erwartungen gehen. Denn sobald du dich daran gewöhnt hast, wirst du bemerken, wie sich deine Nackenmuskulatur entspannt, und du vor allem eines erlebst, im Umgang mit deinen lieben Mitmenschen: Gelassenheit. 

 

 

Fokus auf den Moment

 

Und schon sind wir bei der wichtigsten Übung angelangt: Deiner bewussten Präsenz im Augenblick. Selbst wenn du noch nicht verstehen kannst, warum du im Moment leben sollst, glaube mir, wenn ich dir sage, dass dich darin zu üben, dich auf den Augenblick zu fokussieren, dein Leben für immer verändern wird.

 

Im Grunde genommen wissen wir alle, dass es nur das Jetzt gibt, und die Vergangenheit nur mehr eine Geschichte ist, die längst vorbei ist, und die Zukunft eine Geschichte ist, die noch nicht geschrieben wurde.

 

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Nur in der bewussten Konzentration auf den Moment kannst du erleben, was das wirklich für dein Leben bedeutet. So ist es für mich schon fast ein Mantra, dass ich gerade, wenn Herausforderungen sich anzukündigen scheinen, mich auf nur diesen Augenblick fokussiere, und mir diese Tatsache auch bewusst vor Augen führe.

 

Du kannst dir auch folgenden Leitsatz immer wieder vorsagen, unabhängig davon, was gerade passiert:

 

"Auch das wird vorbeigehen!"

 

Dies soll dir klarmachen, dass jeder Moment für sich wie eine Geburt des Neuen ist, voll mit dem schöpferischen Zauber des Anfangs. Das aber nur für den Hauch des Jetzt.

 

Wenn du dich lange genug darin übst, immer im Augenblick zu sein, wird das nicht nur das Tor für dich, zu einem bewussten Leben. Als Sahnehäubchen schenkt dir das Universum auch noch jene Gelassenheit, um die dich alle beneiden werden (Auch wenn das jetzt eine klassiche Ego-Formulierung war;-)

 

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Ich wünsche dir alles Liebe dabei, den Weg des Gleichmutes zu gehen. Wie immer, freue ich mich von dir zu hören, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com, weil du mir deine Erfahrungen mitteilen möchtest. Wenn du Unterstützung brauchst, dann melde dich gerne für ein unverbindliches Gespräch. Du glaubst gar nicht, wie schnell sich dein Leben verändern kann, wenn du die richtige Hilfe dabei hast.

 

Alles Liebe,

 

dein Wolfgang

 

PS: Paul Weller, musikalische Kultfigur (Jam, Style Council) aus dem Vereinigten Königreich, hat nach einem Streit mit seiner Frau Hannah 2020 den Song "Equanimity" in einem durchaus Beatles-haften Stil geschrieben, der vor allem in den Lyrics alles sagt, was zu sagen ist, in Sachen Gelassenheit. Somit wissen wir jetzt auch das "Ataraxy" den Zustand der Freiheit von allen emotionalen Störungen bedeutet.