Disziplin und Emotion sind zwei Begriffe, die die meisten Menschen wahrscheinlich nicht gerade in einem Atemzug nennen würden. Trotzdem haben sie nicht nur einiges gemeinsam, sondern sind in der Kombination die Essenz dessen, was ein geglücktes Leben ausmachen kann.
Warum das so ist, werde ich dir heute näher bringen. Schließlich hat schon der Dalai Lama gesagt:
"Ein disziplinierter Geist führt zu positivem Handeln."
Und damit sind wir schon mitten im Thema.
Disziplin hat vor allem deswegen so einen schlechten Ruf, weil ihr Sinn quasi ins Gegenteil verkehrt wurde. So verstehen die meisten Menschen sie vor allem als Mittel zur Durchsetzung von Macht und Normen.
Auch die Disziplinierung ist nicht nur ein Akt der Gewalt, sondern obendrein auch noch begrifflicher Schwachsinn. Schließlich kann ich andere Personen genauso wenig zur Selbstbeherrschung nötigen, wie ich andere glücklich machen kann.
So gesehen reiht sich die Disziplin nur ein in eine lange Reihe von Werten und Tugenden, die von außen verabreicht nichts anderes sind, als ein Instrument dafür, andere abhängig zu halten, sie klein zu machen, oder gar zu demütigen.
Dabei ist sie in Wahrheit nicht nur ein Akt der Selbstliebe und Verantwortung, sondern auch noch der Gradmesser dafür, wie selbstbestimmt du dein Leben zu gestalten imstande bist. Bist du nämlich eine Getriebene deiner Ängste, deines Egos, und somit deiner selbst gezüchteten Unzulänglichkeit, wird für dich Disziplin als Praxis keinen Platz in deinem Leben finden.
Erst wenn du einen höheren Sinn in deinem Sein erkennst, werden jene Dinge, die dein Leben bereichern es dir auch wert sein, sie konsequent und voll Durchhaltevermögen aufrechtzuerhalten. Und zwar unabhängig davon, ob dir die Welt dafür Beifall klatscht oder nicht. Auf diese Weise ist Disziplin nichts anderes als deine Fähigkeit, deinem Herzen zu folgen, und zwar Tag für Tag.
Auch unsere Gefühle haben nicht gerade den besten Ruf. vor allem nicht im Reich der XY-Chromosomen. Aber selbst Frauen haben nachwievor Schwierigkeiten damit, Emotionen als Stärke wahrzunehmen, in einer Welt, die so sehr auf Objekte versessen ist, dass sie sogar alle Menschen, die in ihr leben, zu selbigen degradiert.
Und natürlich haben Emotionen zwei Seiten, so wie auch eine Disziplin, die uns vor sich her treibt. Sind es doch die Affekte, die Menschen sogar dazu bringen, anderen Leid zuzufügen.
Man kann davon ausgehen, dass alle Menschen, fühlende Wesen sind, die auch denken. Leider nicht immer zu ihrem Vorteil. Denn gerade unsere linke Gehirnhälfte, die im Checkermodus daherkommt, kann mit den Emotionen, die sie anfeuert, nicht gerade optimal umgehen. Anders formuliert, ist es das wohl bekannte Ego, dass sich auf diese Weise bemerkbar bei uns macht.
Doch auch wenn es im Spektrum der Emotionen viel Erfreuliches gibt, wäre uns allen sehr daran gelegen, eben mit jenen Emotionen so klar zu kommen, dass sie uns nicht überwältigen, oder dazu bringen, Dinge zu sagen oder zu tun, die wir im Nachhinein immer wieder bereuen müssen.
So wie Vieles zwei Seiten hat, so hat auch unser Gehirn zwei Hälften. Und das nicht zufällig. Interessanterweise haben sogar beide Hälften ihre eigenen emotionalen Zentren - Amygdalae genannt - die alle Gefühle aus dem Stammhirn an die jeweilige Denkzentrale in ihrer Hemisphäre weiterleiten.
Nur gehen diese beiden sehr unterschiedlich mit Emotionen um. Das liegt an ihrer Beschaffenheit. So ist zum Beispiel die linke Amygdala (auch Mandelkern) genannt, sehr nach außen hin orientiert, und obendrein in der Zeit verhaftet. Das heißt, sie vergleicht ein Ereignis sofort mit vergangenen Erfahrungen, ist sehr selbstbezogen und negativ.
Der rechte Mandelkern ist in all seinen Reaktionen das genaue Gegenteil: Also offen, nicht begrenzt, nur im Jetzt, verbunden, zeigt bedingungslose Liebe, ist neugierig und positiv.
Das ist auch der Grund, warum das Denken in der rechten Hirnhälfte dementsprechend offen, verbunden mit allem und positiv abläuft, und es keine Beschränkung und negative Emotionen kennt.
Das soll nicht heißen, dass die linke Gehirnhälfte nur schädliche Einflüsse auf unser Leben hat. Im Gegenteil. Schließlich sorgt sie dafür, dass wir imstande sind unser Leben in der Gesellschaft zu bewältigen. Ginge es nämlich rein nach der rechten Hemisphäre, wüsstest du nicht einmal wo du beginnst, und wo du endest.
Doch, wie du bereits ahnen kannst, haben wir - aufgrund unserer Lebensweise und Kultur - es geschafft, sehr einseitig im angstbesetzten Checker-Modus der linken Gehirnhälfte zu leben, und die Fähigkeiten unserer zweiten Hemisphäre völlig zu vernachlässigen, bzw. als unnütz abzutun.
Aber jetzt, wo du weißt, dass die meisten von uns, in diesem Ungleichgewicht leben, das uns allen alles andere als gut tut, können wir daran gehen, wieder mehr Balance in unser Dasein zu bringen. Und dafür brauchen wir emotionale Disziplin.
Unser Überhang an Angst und Denken in der linken Gehirnhälfte passiert nämlich völlig automatisch, ausgelöst durch all die Konditionierungsprozesse, denen wir uns auch noch täglich aussetzen, durch die Art, wie wir miteinander umgehen, wie die Gesellschaft tickt und wie unserer Wirtschaft und Politik funktionieren.
Deshalb braucht es doch deine Disziplin, jeden einzelnen Tag, dieser Lawine an ungesunden und unbewusst machenden Reizen, eigene Impulse entgegenzusetzen, die dich nicht nur vor weiterem Schaden bewahren, sondern auch noch in eine Richtung bringen, die dir wirklich guttut.
Es hat bereits damit begonnen, dir die Augen zu öffnen, dafür, welche Prozesse hier am Werk sind. Jetzt geht es noch darum, dir dabei zu helfen, dein ganzes Gehirn mehr Anteil an deinem Leben zu verschaffen.
Und so wie du von Eltern, Schule und Gesellschaft darauf trainiert wurdest, einseitig zu fühlen und zu denken, kannst du auch lernen, mehr Balance in deine Gefühle und Gedanken zu bringen.
Aktiviert dein Stammhirn einmal eine emotionale Reaktion in deinem limbischen System, dauert es ungefähr 90 Sekunden bis die Hormone, die als Reaktion auf Emotionen ausgeschüttet wurden, durch unser System gespült wurden.
Es liegt jetzt an dir, ob du diese Gefühle ausagierst, sie wieder triggerst, um sie am Leben zu halten, oder ob du sie einfach wieder verschwinden lässt.
Ich will dir an dieser Stelle nicht sagen, was du zu tun hast, oder wie du zu leben hast. Ich möchte dir nur die Möglichkeit aufzeigen, dass du überhaupt die Wahl hast.
Und gerade in dieser kritschen Phase ist es so wichtig, zu wissen, dass dein Gehirn bereits bestens dafür ausgestattet ist, auf jede erdenkliche Weise zu reagieren, und es nun an dir ist, dir diese Fähigkeiten bewusst zu nutzen.
Atmen ist gleich ein doppelter Gehilfe, wenn es um deine emotionale Stabilität geht. Erstens verschafft dir jeder bewusste und tiefe Atemzug jene Pause, die du brauchst, um dich gegen den Angriff von Stresshormonen zu wappnen, und zweitens dient die Atmung dir als Anker, um jeden Moment so präsent wie möglich zu bleiben.
Das ist ja auch ein Grund, warum Rauchen als so entspannend empfunden wird. Würden die Menschen jede Stunde statt einer Rauch- eine Atempause machen, wäre allen schon sehr geholfen.
Wenn du dich selbst verpflichtest, so oft wie möglich und so bewusst wie möglich zu atmen, und das Tag für Tag, wird dies bald zu einer automatisierten Gewohnheit, die du gar nicht ablegen kannst. Nur führt diese Habitualisierung paradoxerweise zu mehr Bewusstsein und Präsenz.
Je öfter du dich selbst im Alltag beobachtest und bewusst atmest, desto einfacher fällt es dir, nicht von Emotionen überwältigt zu werden, sondern in der Lage zu sein, Emotionen gezielt zu kontrollieren.
Hast du nämlich durch deine Atmung erst einmal den ersten Rausch an Hormonen und Emotionen hinter dich gebracht, bist du in der Lage, auch deine rechte Gehirnhälfte an Bord zu holen, um in Ruhe deine Optionen abzuwägen.
Du kannst auf diese Weise zuerst einmal erkennen, was gerade in dir vorgeht, und dich dann aber darauf besinnen, dass du bewusst und in Ruhe entscheiden kannst, auf welche Weise du jetzt reagieren möchtest, ohne den Kopf zu verlieren.
Was dabei entsteht, ist eine ganzheitliche Lebensweise, die vor allem dir wieder die Kontrolle über deine Emotionen zurückgibt, dich in die Lage versetzt, bewusst zu leben, und du zunehmend mehr Balance in deine Gehirnprozesse bringst, weil du durch dein Innehalten beide Hemisphären aktiv verbindest, um dein Wohlbefinden zu steigern.
Um dich in deiner emotionalen Disziplin zu unterstützen, ist es natürlich ratsam, Rituale zu etablieren, die dir auf deinem Weg helfen, sprich deine rechte Gehirhnhälfte wieder mehr ins Spiel bringen.
Folgende Gewohnheiten haben sich bewährt, vor allem, weil sie leicht zu etablieren sind, und dir einfach nur gut tun:
Du kannst morgens oder abends eine Minute dafür aufwenden, aufzuschreiben oder einfach im Kopf durchzugehen, wofür du dankbar bist.
Schon 10 Minuten pro Tag helfen dir sehr, eine andere Beziehung zu deinen Gedanken zu erreichen.
Gehe so oft wie möglich raus in die Natur, und tue dabei so wenig wie möglich. Als am besten ohne Smartphone.
Tue mindestens einmal pro Tag etwas Liebevolles für andere. Es können Gesten, Worte oder auch nur Gedanken sein.
Ich wünsche dir viel Erfolg dabei, mehr emotionale Disziplin in dein Leben zu bringen. Solltest du noch zweifeln, hier noch etwas zum Nachdenken: Wenn dir jemand zwei Zauberstäbe zur Wahl bieten würde, und der eine könnte alle materiellen Güter herbeizaubern, die du möchtest, und der andere könnte dir garantierten Seelenfrieden bringen, welchen Zauberstab würdest du wählen?
Wie immer freue ich, von dir zu hören, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com. Außerdem kannst du dich jederzeit melden für ein unverbindliches Erstgespräch, falls du das Gefühl hast, du weißt nicht, wie oder wo du anfangen sollst, oder du glabust, es nicht alleine zu schaffen. Ich freue mich darauf, von dir zu hören.
In Liebe,
dein Wolfgang
PS: Die deutschen BRUCKNER Brüder haben 2020 die ideale Anleitung für deine Atemübungen herausgebracht, und mit dem Titel gleich auch noch das passende Motto: "Für immer hier". Also, gleich mitmachen: "Ich atme aus, atme ein, atme aus, atme ein..."