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Auch wenn wir gerade in Umständen leben, die uns physisch von einander entfernen, wirst du sicher auch jetzt Momente erleben, in denen du dir schwer tust, deine Mitmenschen annehmen zu können, wie sie sind. Vor allem im virtuellen Raum, in dem sich ja jetzt viele von uns begegnen, kommt es ja sehr häufig zu Konfrontationen, die sich selten in Wohlgefallen auflösen.

 

Im diesem Zusammenhang wird ja oft der Begriff "Toleranz" genannt. Dabei wird aber übersehen, dass dieses Wort nicht viel mehr impliziert als das Dulden des anderen. Und du wirst sicher mehr wollen, als nur geduldet zu sein, und das werden die meisten von uns ähnlich empfinden.

 

Vielmehr ist es Respekt und Wertschätzung, die wir alle anstreben, in Form der Annahme. Wir wollen von unseren Mitmenschen angenommen werden, und umgekehrt ist es auch für uns angenehmer angenommen zu werden, also uns als Bereicherung für das Leben der anderen erleben zu dürfen.

 

Darum stellt sich als nächstes natürlich die Frage, wie du es schaffen kannst, andere Menschen wirklich annehmen zu können; vor allem jene Personen, mit denen du aus deiner Sicht eher weniger bis nichts gemeinsam hast, oder mit denen die Chemie einfach nicht zu stimmen scheint, und die beir dir häufig ein unbefriedigendes bzw. negatives Gefühl nach einer Begegnung hinterlassen.

 

Die Schritte zur Annahme sind natürlich kein Allheilmittel bzw. sind sie natürlich nicht der einzige Weg. Vielmehr sollen sie dir als Wegweiser oder Denkanstoß dienen, dein Selbverständnis zu hinterfragen, und dir eine mögliche Vorgangsweise anzubieten. 

 

Hier sind die 5 Schritte:

 

  1. Erfahrung

  2. Beobachtung

  3. Beziehungsanalyse

  4. Empathie

  5. Identifikation

 

 

Erfahrung

 

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Gerade wenn du Schwierigkeiten dabei hast, einen bestimmten anderen Menschen annehmen zu können, beruhen diese Probleme ja auf den von dir als negativ empfundenen Vorerfahrungen. Deswegen besteht der erste Schritt darin, diese Erfahrungen zu protokollieren bzw. zu hinterfragen. Verfügst du überhaupt über genügend Erfahrungen? In welchem Ambiente, in welchem Umfeld kommt es zu Begegnungen? Wie kommte es zum Kontakt? Was ist genau passiert, das zu einem zunehmend problematischen Verhältnis beigetragen hat? Gab es irgendein Schlüsselerlebnis, das eure Beziehung nachhaltig verändert hat?

 

Versuche, diese und ähnliche Fragen schriftlich festzuhalten. Denk immer daran, dass du das ja auch für dich tust. Schließlich möchtest du ja keine unangenehmen Erfahrungen mit anderen machen und nicht missverstanden werden. Achte während des Niederschreibens darauf, dass du möglichst neutral bleibst.

 

 

Beobachtung

 

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Als nächstes kannst du daran gehen, aktuelle Ereignisse und Erlebnisse zu beobachten. Wann immer du wieder dieser Person begegnest, versuche nicht nur eine teilnehmende, sondern gleichzeitig auch eine beobachtende Perspektive einzunehmen. Beobachte dabei euch beide. Welche Verhaltensweisen, welche Körpersprache und welche Sätze sind typisch für dein Gegenüber? Was sagst, tust, und fühlst du? Gibt es bestimmte Dinge, die dich triggern?

 

Vergiss nicht, dass du nur dich selbst kontrollieren kannst. Deswegen ist es auch für dich wesentlich interessanter, dein eigenes Verhalten zu beobachten, vor allem jene Momente, die dir großes Unbehagen bereiten. Verhältst du dich zum Beispiel untypisch in solchen Situationen? In welche Rolle siehst du dich am ehesten versetzt, wenn du mit dieser Person sprichst? Ist es eine erwachsende Perspektive, oder eher eine kindliche? Dies führt uns bereist zum nächsten Schritt.

 

 

Beziehungsanalyse

 

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Jetzt geht es ans Eingemachte. Denn gerade die Beziehungsebene ist jene, die eine Ursache für häufige Missverständnisse bildet. Nimm dir am besten ein wenig Zeit, dich zurückzuziehen, um in dich zu gehen, und folgende Fragen zu beantworten: 

 

Was empfinde ich, wenn ich an diese Person denke? Was stört mich an dieser Person? Welche Eigenschaften an ihr, empfinde ich als positiv bzw. was tut diese Person Positives für andere? An wen erinnert mich diese Person? Was habe ich mit dieser Person gemeinsam? Wie unterscheiden wir uns? Was gibt es an mir, das mich stört? Was hat das mit dieser Person zu tun? Was kann ich tun, um auf diese Person zuzugehen?

 

 

Empathie

 

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Solltest du all die oben angeführten Fragen durchgearbeitet haben, wirst du feststellen, dass du vielleicht mehr Gemeinsamkeiten mit dieser Person hast, als du dachtest. Um das Verständnis für diesen Menschen zu erhöhen, ist es nun wichtig, dass du versuchst, in ihre Schuhe zu schlüpfen. 

 

Nimm jetzt einfach die Perspektive dieser Person ein, und beginne nun damit, dich mit ihren Augen zu sehen. Was würde diese Person über dich denken? Wie würde sie vielleicht eure Beziehung sehen?

 

Außerdem kannst du aus der Sicht der anderen Person darüber nachdenken, was mögliche Motive für ihre Handlungsweisen sein könnten. Welche guten Gründe könnte es für sie geben, die auch du verstehen kannst?

 

 

Identifikation

 

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Wenn du bereits soweit gekommen bist, schaffst du es auch, den letzten und entscheidenden Schritt zu wagen. Dazu noch ein paar Erklärungen. Jeder von uns erlebt denn Prozess der Identifikation bereits als Kind. Das bedeutet, wir orientieren uns an den Erwachsenen, die mit uns leben, normalerweise unsere Eltern, und setzen uns mit ihnen gleich. Das heißt, wir übernehmen ihre Positionen, um uns in der Welt zu orientieren. Spätestens in der Jugendzeit hinterfragen und dekonstruieren wir diese Weltbilder wieder, um unser eigenes Ich zu finden.

 

Als spirituell fortgeschrittener und aufgeschlossener Mensch, weißt du aber mittlerweile auch, dass wir, sobald wir unser Ich gefunden haben, schon damit beginnen können, dieses Ego wieder aufzulösen, um es aufgehen zu lassen, im universellen Wir. Nicht wundern, wenn das deiner gewohnten Logik widerspricht. Ein höheres Bewusstsein erhebt sich auch über die beschränkten Grenzen der Vernunft.

 

Kehren wir nun zurück zur Annahme von Mitmenschen. Wenn du die oben genannten Schritte durchlaufen hast, dann ist es kein so großer Schritt anzuerkennen, dass alle anderen Personen Teil eines großen universellen Bewusstseins sind. Somit kannst du tatsächlich auch diese Person als einen Aspekt deiner Persönlichkeit sehen. Sie repräsentiert nur einen Anteil, bei dem es dir schwer fällt, ihn als deinen anzuerkennen.

 

Sag dir in Zukunft einfach immer, wenn du diese Person triffst, Sätze wie: "Auch das bin ich." oder "So wie ich." Sie führen dir vor Augen, dass du und diese Person im Grunde genommen nur verschieden Ausprägungen ein und desselben Bewusstseins seid, und ihr tatsächlich mehr gemeinsam habt, als du es wahrhaben wolltest. 

 

Wenn du bereit bist, Schritt für Schrittt, all deine Mitmenschen in deine Persönlichkeit zu integrieren, wirst du frei sein können, von all den Gefühlen, die dich von den anderen trennen, und dazu führen, dass du dich in deiner Haut aus irgendeinem Grund nicht wohl fühlst. Bist du aber bereit, diesen so wichtigen Schritt zu tun, dann wird sich alles für dich ändern. Du wirst dich auf einmal in all deinen Mitmenschen wiederentdecken, und ihnen mit viel mehr Verständnis und Wohlgefallen begegnen.

 

Eine andere Übung, die mir auch sehr sympathisch ist, besteht darin, alle anderen wieder als Kinder zu sehen, und selbst die Perspektive des verständnisvollen, liebevollen Elternteils einzunehmen. Auch diese Übung zeigt erstaunliche Wirkung. Auch wenn sie im Grunde genommen nichts anderes ist, als eine Erinnerung.

 

Es ist eine Erinnerung daran, dass es möglich ist, alle Menschen zu verstehen und ihnen liebevoll zu begegnen. Es liegt nämlich nicht an ihnen, sondern nur an dir, und ob du bereit bist, auf die größte Entdeckungsreise zu gehen, die dir möglich ist: Zu dir selbst.

 

In Liebe,

Wolfgang