
Deepak Chopra, Pionier der Medizin und unermüdlicher Verbinder von Wissenschaft und Spiritualität gab erst vor Kurzem ein Interview, in dem er die fünf großen Illusionen unserer Existenz erwähnte. Nachdem ich auch gerne von denselben Selbsttäuschungen in unserem Dasein spreche, konnte ich gar nicht anders, als dir dieses Thema heute zu servieren.
Bitte sehr, hier sind sie, die 5 großen Illusionen unseres Lebens:

Nichts, rein gar nichts in deinem Leben kannst du vorhersagen. Du kannst mit Wahrscheinlichkeiten jonglieren, dir gewisse - aufgrund vergangener Erfahrungen abgeleitete - Gesetzmäßigkeiten formulieren. Doch letzten Endes kannst du nie mit 100%iger Gewissheit davon ausgehen, dass alles genau so eintritt, wie du es prognostiziert hast.
Denk nur an den gestrigen Tag. Ich bin mir sicher, dass du sofort drei oder mehr Dinge aufzählen kannst, mit denen du überhaupt nicht gerechnet hast.
Unser Ego geht sogar soweit, sich zuerst über zu viel an Berechenbarkeit zu beklagen, um schließlich über genau jene unvorhergesehenen Ereignisse zu wettern, die uns dann doch nicht in den Kram passen. Denn wenn schon, dann sollen alle Überraschungen wenigstens großartige sein, selbst wenn keiner weiß, was das ist.
Das, was du dir heute in deiner Bedürftigkeit noch wünschst, kann morgen bereits dein schlimmster Alptraum sein. So litt z.B. Alanis Morissette nach eigenen Angaben jahrelang an den Folgen des enormen Erfolges ihres Albums "Jagged Little Pill", das sie plötzlich zum Superstar machte.
Und nein, sie hat es nicht kommen sehen, und das obwohl es doch ihr Traum war.
Deswegen kannst du weiterhin so tun, als wäre irgendetwas in deinem Leben vorhersagbar, um der Realität zu entfliehen, oder du stellst dich der Tatsache, dass das Leben nie bleibt, wie es ist.

Als Vater und Lehrer ist dieses Thema immer schon eines meiner Steckenpferde gewesen. Da ich doch gerade in diesen beiden Bereichen schnell lernen musste, wie unmöglich auch nur der Versuch ist, Kontrolle herzustellen.
Man könnte meinen, wir seien alle einfach extreme Dumpfbacken, das wir noch immer der Illusion von Kontrolle hinterherhecheln, obwohl sie keiner von uns je dauerhaft erleben durfte.
Gerade Eltern und Lehrer sind in dieser Hinsicht fast schon putzig, wenn sie sich mit dem Thema eine blutige Nase nach der anderen holen, und trotzdem nicht müde werden, es wieder von Neuem zu versuchen.
Früher meinte ich ja noch, dass das Einzige, das du kontrollieren kannst, du bist. Doch wie wir alle nur allzugut wissen, ist das bereits die nächste Illusion.
Du kannst jetzt in jene kollektive Hysterie miteinstimmen, derer sich alle Medien gerne bedienen, oder du heißt das Chaos willkommen, das wir Welt nennen, um festzustellen, dass alle Versuche der Kontrolle nichts anderes waren als Angst, die sowieso nicht hilfreich ist.

Du brauchst kein Einstein zu sein, um zu verstehen, dass Zeit nur in unseren Köpfen existiert. Denn alle anderen Wesen auf diesem Planeten kommen ganz gut ohne sie aus. Eher sogar besser.
Nur der Mensch schafft es, sich das Konzept der Zeit zurechtzulegen, um später zu entdecken, dass er von dem, das er gerade in die Welt gebracht hat, immer zu wenig hat.
Wenn ich dir sagen würde, dass ich einen imaginären Freund habe, aber sauer auf ihn sei, weil er nie zu Hause ist, würdest du mir nicht einmal den Vogel zeigen. Trotzdem tun wir alle genau dasselbe.
Nur weil wir alle derselben Illusion nachhängen, macht sie das nicht unbedingt realer. Denn jeder halbwegs intelligente Durchschnittsmensch sollte imstande sein zu verstehen, dass das, was vorbei ist, nicht mehr real ist, und das, was noch nicht passiert ist, ebenso.
Trotzdem zermartert sich der Großteil der Menschheit genau über diese fiktiven Zustände - also Vergangenheit und Zukunft - ihre Köpfe, um sie mit ihren genauso unbegründeten Ängsten zu füllen.
Klingt das zu abgehoben für dich? Na gut, dann gebe ich dir ein Beispiel aus meiner eigenen Alltagswirklichkeit. Während ich genügend Kollegen habe, die sogar weniger arbeiten als ich, gibt es viele unter ihnen, die das Gefühl haben, dass sie nicht genügend Zeit für alles haben und sie sind schon vor 8 Uhr morgens deswegen gestresst.
Ich hingegen weigere mich, Zeit als Mangel zu empfinden, und je mehr an Dingen auf mich warten, desto entspannter versuche ich, sie zu erledigen, bin dabei nicht nur gut gelaunt, sondern obendrein auch noch produktiver. Oder würdest du lieber von einem hektischen und gestressten Notfallchirurgen operiert werden?

Was würdest du jemanden antworten, der dich fragt, wer du bist? Würdest du deinen Namen sagen, dein Alter, dein Geschlecht, oder deinen Beruf?
Oder würdest du all die tausend Rollen aufzählen, die du im Laufe des Tages einnimmst?
Du meine Güte, ich hatte schon so viele selbst gewählte und angedichtete Identitäten, dass ich mich an die Hälfte von ihnen gar nicht mehr erinnern kann.
Brauchen wir wirklich eine Kultur oder eine Vergangenheit, die uns bescheinigen, wer wir zu sein haben?
Aber was, wenn du ab morgen keine Lust mehr hast, Bankangestellte zu sein, oder Ehefrau, Veganerin oder Nachteule, oder was sonst noch bisher auf deiner Liste stand?
Ja, wir müssen als Kinder ein Ego entwickeln, damit wir checken, wer wir sind. Doch gab es ja auch eine Zeit, in der du noch eine Windel brauchtest. Trotzdem gehe ich davon aus, dass du dein Geschäft mittlerweile anders abwickelst.
Auch wenn ich gewisse Dinge tue und andere nicht, brauche ich keine Etiketten dafür. Denn ist dir auch schon aufgefallen, dass du letzten Endes genau mit der Sache endest, die du auf jeden Fall für dich ausgeschlossen hast?
Du musst ja nicht jeden Tag deinen Namen wechseln. Doch heißt das nicht, dass du dich mit allem, was typisch für dich erscheint, oder was du als Rolle für dich angenommen hast, auch noch identifizieren musst.
Denn selbst wenn du dich als Tochter, Mutter, Schwester, Freundin, Partnerin, oder sonst etwas siehst, kannst du gleichzeitig nichts von alldem sein, oder auch alles gleichzeitig.

Klopf einmal auf den nächsten Tisch. Fühlt sich doch fest an, oder? Kaum zu glauben, dass das, was dir deine Zehe brechen kann, im Prinzip zu mehr als 99,99% aus Nichts besteht.
Auch wenn wir das als Krönung der Schöpfung gar nicht gerne hören, bestehen auch wir aus derselben Leere, die uns so rund um die Uhr beschäftigt.
Wenn du bedenkst, wie viel Zeit wir darauf verwenden, Materie anzuhäufen, die es eigentlich nicht in der Form gibt, die wir ihr zuschreiben, dann ist das schon mehr als absurd.
Noch dazu, wo du einerseits das, was du gerade noch unbedingt haben wolltest, wie z.B. das neueste Smartphone, in ein paar Jahren nicht einmal mehr beachten oder einfach als überflüssig entsorgen wirst.
Und auch wenn du glaubst, du kannst an Dingen festhalten, hat alles an Form ein Ablaufdatum, vor allem du selbst.

Du könntest dir jetzt natürlich denken, wozu du über all diese Illusionen nachdenken solltest, wenn sie dir so hartnäckig als deine Wirklichkeit serviert werden.
Ich sage dir warum: Das Problem liegt an dem Umstand, dass wir auf all diese Illusionen mit einer unzureichenden Antwort reagieren.
Denn wenn Menschen merken, dass sie nichts vorhersagen oder kontrollieren können, reagieren sie mit Angst.
Wenn sie feststellen, dass sie nicht genug Zeit haben, erleben sie Stress, der nur eine andere Bezeichnung ist für - genau! - Angst.
Wenn Menschen sich an Identitäten und Identifikationen klammern, oder versuchen im Materiellen ihr Glück zu finden, landen sie unweigerlich bei der - sagen wir es gemeinsam - ANGST!
Im Grunde genommen sind all unsere existentiellen Ängste, die wir so mit uns herumtragen, und die auch der Grund sind, warum wir aufeinander losgehen, nur dem Umstand geschuldet, dass wir den 5 Illusionen unseres Lebens chronisch oder immer wieder auf den Leim gehen.
Darum wird es Zeit sich der Wirklichkeit zu stellen.

Der Grund warum ich dir mit den Illusionen so auf die Pelle rücke, ist der, dass du, wenn du an deinem Frieden und deinem Glück interessiert bist, du vielleicht damit beginnen solltest, die Wirklichkeit anzunehmen, wie sie ist.
Das bedeutet, dass du jeden Tag bewusst beobachtest, dass nichts bleibt, wie es ist, sich alles verändert und du erst gar nicht versuchst, dir eine Komfortzone einzurichten, die es ohnehin nicht gibt.
Du wirst entdecken, dass du erst Verantwortung übernehmen kannst, wenn du aufhörst, andere kontrollieren zu wollen. Weil du erst dann Führung übernehmen kannst, wenn du deine Angst zurücknimmst. Wenn du dich achtsam selbst beobachtest, wirst du immer öfters erleben, dass der Moment gar keine Angst auslösen kann.
Du wirst lernen, dich zurückzulehnen, weil es nichts zu erreichen gibt, und du - auch wenn du Termine hast - produktiver und effizienter bist, wenn du aufhörst, etwas zu tun, und dich darauf beschränkst einfach zu sein.
Du wirst entdecken, dass du - sobald du alle Identitäten aufgegeben hast - so viel mehr bist, als diese beschränkte Person, die ohnehin alle als unzureichend erleben.
Denn wenn du dich nicht mehr in die Angst fliehst, läufst du geradewegs der Fülle deines Herzens in die Arme, die dir den Weg zu deinem wahren Selbst ebnet, dass Zugang hat zu einem Bewusstsein, dass weder durch Raum noch Zeit beschränkt ist.
Und du wirst erleben, dass dein Leben jenseits aller Form und Materie erst wirklich Bedeutung gewinnt. Weil du entdeckst, dass alles, was dir das Leben serviert, nicht nur eine Aufgabe, sondern auch ein Geschenk ist. Selbst jene Dinge, die dir weh tun und dich in eine Krise stürzen.
Bist du verstehst, dass alles, was so wichtig daherkommt, nichts anderes ist als ein Spiel, das zwar bedeutender nicht sein kann, aber trotzdem nur ein Spiel ist. So wie alles in der Schöpfung.
Somit stehst du am Ende da mit einer Realität, die alles sein kann, und trotzdem nichts, das dir den Boden unter den Füßen wegzieht, oder dich erschüttert, weil du den Illusionen keinen Raum mehr bietest.
Ich wünsche dir alles Liebe beim Entsorgen deiner Matrix. Du wirst sehen, je tragischer sich dein Leben durch die Augen deines Egos anfühlt, desto herzhafter wird deine Seele darüber lachen können. Wenn du mit mir darüber unverbindlich sprechen willst, wie es dir dabei ergeht, oder du meinen Rat brauchst, melde dich einfach bei mir, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com
Dein Wolfgang
PS: Der 1982 entstandene Song "Just an Illusion" der britischen Band Imagination hat meine Geschwister und mich schon als Kinder fasziniert. Was das Lied nämlich wunderbar verbindet, ist die Message des Blogs mit der Leichtigkeit der Musik, die dir als Hymne dienen kann, damit auch du sagen kannst:
"Never let your feelings get you down,
open up your eyes and look around,
it's just an illusion!"