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Ja, schon wieder das Ego. Wenn du mich fragst, warum diese drei Buchstaben so zentrale Bedeutung haben, kann ich dir nur sagen, dass es ist, wie es ist.


Sieh dich um. Unsere Gesellschaft, ihre Institutionen und die gesamte Wirtschaft fußen auf der Annahme, dass das Ego nicht nur die Wahrheit repräsentiert, sondern dass Angst die einzige Kraft sein kann, die alles zusammenhält.


Das Resultat kennst du hinlänglich.


Im heutigen Blog möchte ich dir dabei helfen, nicht nur mit dem, was ist, Frieden zu schließen, sondern für dich einen Weg zu finden, der dich sanft und liebevoll aus der Angst herausführt. Neugierig? Gut so, denn dann hast du bereits den ersten Schritt hinter dich gebracht.


Doch bevor ich dir Wege aus der Angst präsentiere, möchte ich dir die zwei geläufigsten Sackgassen aufzeigen, in die sich viele Menschen immer wieder verirren.



Sackgasse Nr 1: Die Wahrheit des Egos


Ich werde dir an dieser Stelle nicht im Detail auf die Funktionsweise des Ego eingehen. Dazu verweise ich dich auf mein neues Buch, das 2025 erscheinen wird. Dort kannst du dann alles nachlesen, was du über das Ego wissen musst.



Doch ich möchte noch einmal kurz darauf hinweisen, was ich unter diesem Begriff verstehe. Für mich besteht das Ego aus einer übertriebenen Identifikation mit Rollen und Überzeugungen, die angstbehaftet sind.


Deswegen erleben wir das Ego als negativ und uns selbst als unzulänglich, wenn wir dem Ego-Verstand das Kommando überlassen. Du siehst, das Ego verbündet sich mit unserem Denken auf eine Weise, die sehr überzeugend sein kann, aber aufgrund des mangelnden Bewusstseins, dem es entspringt, uns immer als bedürftig und leidend zurücklässt.


Für uns alle ist es wichtig zu verstehen, dass unser Ego von seiner Isolation überzeugt ist. Neurologisch bedeutet das, dass unsere linke Gehirnhälfte tatsächlich nichts von der rechten weiß.


Für dich heißt das, wenn du in dich in der Angst verlierst, kannst du deine Welt nur als feindlich, getrennt und nicht gerade angenehm erleben.


Anders gesagt, besteht die kulturelle Sackgasse darin, dass die Gesellschaft, in der wir leben, ihre ganze Logik aus der Vernunft des Egos bezieht, die besagt, dass wir in Konkurrenz zueinander stehen, dass es Gut und Böse gibt, Richtig und Falsch, Recht und Unrecht.


Das Resultat ist die Welt, in der wir leben. Eine Welt, die bereits unseren Kindern erzählt, dass sie sich behaupten müssen, dass sie zu den Gewinnern zählen müssen, weil sie sonst Versager sind, und dass das Leben alles andere als ein Kinderspiel ist.



Sackgasse Nr 2: Du musst nur dein Ego loswerden


Sobald sich viele Menschen auf den spirituellen Weg machen, und kurze Zeit später feststellen, dass das Ego der Bösewicht in der Geschichte ist, kommen sie logischerweise auf die Idee, es loszuwerden.



Nur kannst du dein Menschsein nicht entsorgen. Und so findest du keinen Menschen auf diesem Planeten, der nicht von seinem Ego - sprich: seinen Ängsten - geplagt wird.


Und zu glauben, du kannst dein Ego sozusagen beseitigen, ist eigentlich nichts anderes, als der Versuch, dein Ego mit deinem Ego erledigen zu wollen.


Statt sich auf etwas zu fokussieren, dass uns nur noch weiter in die Arme unserer Ego-Identifikation treibt, ist es doch ratsamer, zu lernen, mit ihm so auszukommen, dass du nicht das Opfer deiner Ängste bist.



Die neue Beziehung


Das Ego ist integraler Bestandteil unseres Menschseins. Somit ist es nicht das Ego an sich, dass problematisch ist, sondern das Gewicht, dass wir ihm in unserer Kultur der letzten Jahrhunderte gegeben haben.



Es ist so wie mit allem in unserem Leben. Wenn wir es übertreiben, dann kommen wir in Teufels Küche. Isst du hin und wieder ein Stück Kuchen, wird dein Körper kein Problem damit haben. Aber ernährst du dich nur noch von ihm, dann wird er rebellieren.


Seltsamerweise tun wir aber alle so, als wäre es normal, ständig in unsere Angst zu kippen, unseren Planeten zugrunde zu richten und einander zu bekämpfen, oder gar zu töten.


Wichtig für dich ist es, zu verstehen, dass die Funktionen deines Egos nur in ganz bestimmten Situationen und nur im Verbund mit all unseren anderen Anteilen sinnvoll sind.


Somit ist der erste Schritt zu einer neuen Beziehung zu deinem Ego, jener, anzuerkennen, dass dein Ego nur ein kleiner Teil jenes Selbst sein muss, das noch so viel anderes zu leisten imstande ist, als sich in die Hose zu machen und auf alle loszugehen.



Kreativität als Freund


Eine weitere gute Idee, um die Angst und somit Rolle deines Egos auf ein angenehmes Maß zu reduzieren, besteht darin, deiner Kreativität freien Lauf zu lassen.



Ob du es glaubst oder nicht, aber ein Mensch, der im Flow ist, der sich schöpferisch betätigt, kann nicht gleichzeitig in der Angst sein.


Wenn ich schreibe, spüre ich mit jedem Buchstaben, wie das Göttliche durch mich fließt. Auch für dich gibt es diesen Bereich. Und es ist völlig unerheblich, was deine Kreativität anregt.


Mach auch nicht den Fehler, dein schöpferisches Potential wieder an den Werten der Gesellschaft zu messen, die wiederum nichts anderes sind als ein Ausdruck ihres kollektiven Egos.


Also, lass dir nicht von der Angst etwas vorschreiben, von dem sie keine Ahnung hat, sondern reiche der Liebe in dir die Hand, indem du einfach dem nachgehst, dass dein Herz zum Singen bringt. Ob das deine Zeit im Garten ist, oder das Planen von Reisen, das Zimmern von Möbeln, das Malen von Bildern, das Schneidern von Kleidern, das Übersetzen von alten Schriften, das Kochen von Gerichten, das Verbinden von Menschen, das Singen in einem Chor, oder das Restaurieren von alten Autos spielt dabei absolut keine Rolle.


Das einzige, das zählt, ist der Umstand, dass du dich darauf trainierst, die Verbindung zum Universum einzugehen, die dir jene liebevolle Wahrheit präsentiert, die das Leben, wie es ist, immer bejaht.



Das Kind an der Hand


Du kannst dir dein Ego auch ein wenig wie ein verunsichertes Kleinkind vorstellen, das deswegen so viel Angst hat, weil es keine Ahnung hat, dass seine eigenen, beschränkten Vorstellungen nicht die Wahrheit sind.



Dazu brauchen wir dein Bewusstsein, das durch seine Präsenz den idealen Nährboden für eine ganzheitliche Sicht auf dein Leben bereitet. Denn deine rechte Gehirnhälfte weiß sehr wohl von allen Teilen und kann dir somit helfen, den ruhigen und gelassenen Überblick zu behalten.


Wie kannst du nun dein verängstigtes, kleines Ego beruhigen, damit es nicht mit dir durchgeht? Eine Methode besteht darin, deinen gedanklichen Fokus auf etwas zu lenken, dass dich nicht so triggert. Bist du zum Beispiel auf deinen Partner sauer, kannst du zuerst einmal an deine Pflichten im Haushalt denken, die dich vielleicht auch nicht erfreuen, aber deine Emotionen schon erträglicher machen.


Jede Form des Achtsamkeitstrainings, wie Meditation, oder Selbstbeobachtung verschaffen dir ab einer gewissen Zeit auch die Möglichkeit, dich schneller wieder zu besinnen, weil du es gewohnt bist, immer wieder in den Moment zurückzukehren.


Und letztlich hilfst du dir damit, dass du dir deine verschiedenen Anteile als Personen vorstellst, wie die Figuren aus dem Pixar Film "Alles steht Kopf". So kannst du dir jenen Anteil, der gelassen und liebevoll ist, wie eine Mutter vorstellen, die geduldig mit dem tobenden Kind des Egos spricht, um ihm zu zeigen, dass du da bist und ihr gemeinsam mit jeder Situation besser klar kommt.


Somit hat dein Ego nicht das Gefühl, dass es bedroht wird, und du musst das nicht ausbaden, weil es durch diese Geborgenheit eher kleiner und zurückhaltender wird. Du siehst, klassische Win-Win-Situation. Auch wenn diese Formulierung wieder sehr egolastig daherkommt.



Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Blog zeigen, dass du im Wesentlichen immer ein fehlbarer Mensch bleiben darfst, der durch eine liebevolle Perspektive, schneller wieder jene Mitte findet, die dir den Frieden bringt, den wir alle als unser Geburtsrecht herbeisehnen.


In Liebe,

Dein Wolfgang


PS: Wie immer freue ich mich über Post von dir, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com. Du kannst dich auch gerne jederzeit für ein unverbindliches Gespräch melden, wenn du mehr Unterstützung brauchst.


PPS: Die US-Sängerin Ashley Frangipane alias Halsey schrieb sich in dem Song "Ego", der 2024 erschien, sehr viel an Verzweiflung von ihrer Seele. Ihr lebenslanger Kampf mit ihrem persönlichen Ego wurde durch eine harte Kindheit, einem Selbstmordversuch, Erkrankungen und dem Druck, berühmt zu sein, nicht unbedingt einfacher. Wenn sie singt:


I think that I should try to kill my ego

'Cause if I don't, my ego might kill me


hat sie nicht unbedingt die Lösung parat, auch wenn wir alle verstehen können, was in ihr vorgeht. Wir können ihr nur wünschen, dass sie jene Liebe in sich findet, die ich uns allen wünsche, damit wir nicht einmal mehr unser Ego um die Ecke bringen wollen.


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