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Der Prozess der Identifikation wird in unserer Gesellschaft nicht nur als statistische Normalität hingenommen, er wird bei Kindern sogar als wünschenswertes Ideal gehandelt. Wir gehen davon aus, dass Kinder die Gleichsetzung mit ihren Bezugspersonen brauchen, um herauszufinden, wer sie denn eigentlich sind.

Merkt man aber Jahre später, dass all die angenommenen Identifikationen uns alles andere als gut tun, zweifle ich daran, ob wir tatsächlich diesen Vorgang einfach als gegeben hinnehmen sollten.

Im heutigen Blogbeitrag möchte ich dir zeigen, wie viel an Identifikationen wir uns eigentlich aufhalsen, um dann auch noch darauf einzugehen, wie wir uns tatsächlich von ihnen befreien können.


Was ist eigentlich das Problem? My Image

Diese Frage mag dir vielleicht durch den Kopf gegangen sein. Schließlich ist es doch verbindend, wenn sich z.B. Menschen zusammenfinden, weil sie so von einer Sache begeistert scheinen, dass sich ihr völlig hingeben.

Doch sogar so simple und alltägliche Identifikationen, wie die als Frau oder Mann, führen bei genauerer Betrachtung, zu mehr Problemen, als sie hilfreich wären.

Was nämlich auf den ersten Blick wie eine Vereinigung erscheint, ist in Wahrheit das Einzementieren einer Trennung, die uns seelisch viel mehr belastet und sogar kränker macht, als sie uns gut tun könnte.

Der Grund dafür liegt in dem simplen Umstand, dass jegliche Identifikation uns nur vor Augen führt, dass wir bedürftig und unglücklich sind.

Im Prinzip ist die Identifikation ja nichts anderes als die Entstehung und Manifestation unseres Egos. Und nachdem es kein glückliches Ego geben kann, trägt jede weitere Identifikation noch mehr zu unserem Leid bei.


Arten der Identifikation

 

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Noch lange bevor uns Algorithmen der sozialen Medien begonnen haben, uns zu manipulieren, waren es Rollen, die uns ein Leben lang in Beschlag genommen haben.

Obwohl wir alle nach Orientierung streben, und Rollen und andere Identifikationen diese anzubieten scheinen, geraten sie langfristig immer zu einer Falle, die uns nicht nur einengen, sondern auch noch unglücklich machen.

Identifikation mit Rollen

Eine der wichtigsten Identifikationen stellt für uns Menschen, jene mit den Rollen dar, die wir die ganze Zeit einnehmen. Es ist nämlich eine Sache, eine Rolle auszufüllen, weil du sie bewusst übernimmst, aber es ist etwas völlig anderes, sich mit dieser Rolle zu identifizieren.

So kann z.B. die Identifikation mit unserem biologischen Geschlecht dazu führen, dass wir uns als Männer unserem weiblichen Anteil verschließen, und umgekehrt gilt dasselbe für Frauen. Gerade diese haben sich durch die akzeptierte Identifikation mit dem Weiblichen viel zu sehr einschränken lassen.

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Ähnlich verhält es sich mit dem Elterndasein. Menschen, die sich mit ihrer Rolle als Vater oder Mutter identifizieren, sind nicht nur die Quelle ihrer Unzufriedenheit, sondern auch gleich aller anderen Familienmitglieder. Wenn z.B. eine Frau sich mit ihrer Mutterrolle gleichsetzt, wird sie Probleme haben, ihre Kinder als gleichwürdige Menschen zu sehen, und sie wird es deswegen kaum schaffen, sie in ihrem Entwicklungsprozess adäquat zu unterstützen. Denn dadurch wäre ja ihre Existenz als Mutter gefährdet.

Du kannst dieses Szenario auf alle Rollen in deinem Leben ausdehnen. Das Ergebnis wird immer das gleiche sein. Sobald du dich in einer Rolle verlierst, weil du dich mit ihr gleichsetzt, arbeitest du an deinem eigenen Unglück. Was übrigens genau das ist, was dein Ego anstrebt.

Identifikation mit der Arbeit

Eine sehr beliebte Variante, dein eigenes Selbst ins Abseits zu stellen, ist heutzutage die Identifikation mit deinem Beruf. Deswegen wundern wir uns als Gesellschaft schon gar nicht mehr, wenn Menschen, die ihren Job verlieren, eine Sinnkrise erleben. My Image

Die Identifikation mit der Arbeit ist so sehr zu unserer Normalität geworden, dass uns gar nicht mehr auffällt, dass es diese ist, die uns ins Unglück stürzt, und nicht der Jobverlust, oder der Gedanke, im falschen Beruf festzustecken.

Würden wir uns nicht mit unseren Handlungen und Aktivitäten identifizieren, würden wir nie auf die Idee kommen, dass sie über unsere Lebensqualität oder Zufriedenheit bestimmen könnten.

Doch leider ist es politisch mehr als erwünscht, dass wir in dieser Illusion leben, weil wir als brave und funktionierende Staatsdiener ja schließlich die Wirtschaft am Laufen halten sollen. Ein Schelm, der da denkt, sein Leben gehöre ihm.

Identifikation mit Materiellem

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Gehen wir fleißig zur Arbeit und unserer Pflicht nach, können wir praktischerweise, aufkommende Zweifel an der Sinnhaftigkeit unseres Treibens dadurch betäuben, indem wir das Geld, das wir verdienen, dazu benutzen, genügend Besitz anzuhäufen, mit dem wir uns als Beruhigung auch noch identifizieren können.

Nachdem ja selbst der bestbezahlteste Topmanager irgendwann bemerkt, dass die Identifikation mit seinem Beruf eine glückstechnische Sackgasse ist, kann er als nächstes beim Geld ausgeben sein Glück suchen; schließlich hat er ja genug davon.

Er kann sich die sogenannten "Edelmarken" leisten, die ihm dann sogar eine Premiumidentität garantieren. Zumindest bis er irgendwann bemerkt, dass ihm das Ego schon wieder zuvorgekommen ist, und er sich immer noch nicht besser fühlt.

Identifikation mit Zuständen

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Und so treffen sich letztendlich alle, unabhängig von ihrem materiellen Wohlstand, ihrem Status, oder Besitz, in der letzen Station aller Identifikationsprozesse: dem Zustand. Symptome zu entwickeln, und sich auch mit ihnen zu identifizieren, ist garantiert allen Menschen zugänglich.

So sind Süchte der physische Ausdruck unserer Sehnsucht nach Identifikation. Doch auch alle anderen Symptome bzw. Krankheiten eignen sich großartig, um als das Alpha und Omega aller Identifikationsprozesse herzuhalten.

Schließlich brauchen Kranke nicht mehr nach weiteren Ursachen ihres Leidens zu suchen. Die ganze Welt bescheinigt ihnen, dass ihre Misere nun amtlich ist, und sie nichts anderes mehr sein müssen, als ein Opfer.

Was tun?

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Was meinst du? Wie können wir uns von allen Identifikationen lösen? Vor allem in Anbetracht des Umstandes, dass wir oft nicht einmal realisieren, in welchen Bildern, Rollen, etc. wir uns verloren haben. Schließlich laufen alle Identifikationen ja unbewusst ab, sonst würden sie ja erst gar nicht funktionieren.

Doch genau das, führt uns, wie du dir schon denken kannst, zur Lösung des Problems: Es ist dein Bewusstsein.

Bewusst werden

Zuerst heißt es tatsächlich, bewusst zu werden. Wenn uns bewusst wird, was wir denken und sagen, wie wir handeln und fühlen, dann haben wir bereits viel erreicht. 

Der Schlüssel zum Bewusstsein ist natürlich das Gewahrwerden in der Achtsamkeit. Dich immer wieder daran zu erinnern, was du gerade tust, oder denkst, kommt dir nur anfangs seltsam vor. So wie jede neue Gewohnheit. My Image

Später, wird dieses bewusste Sein aber immer mehr zu der Art und Weise, wie du deinen Tag, deine Woche, dein Dasein erlebst. Das Wichtigste, dass du dir dabei vor Augen halten kannst, ist die Tatsache, dass jeder bewusste Augenblick dich aus möglichen Identifikationen löst. Du musst gar nicht mehr tun, als bewusst zu sein.

Selbstbeobachtung


Der erste Schritt in Richtung Bewusstsein ist gar nicht so schwierig. Sobald du nämlich bewusster bist, fällt es dir gar nicht so schwer, dich selbst zu beobachten. Stell dir vor, du stehst neben dir selbst, und siehst dir die ganze Zeit zu.

Diese Beobachtung deiner Aktivitäten befreit dich noch schneller von allen Rollen und anderen Dingen, mit denen du dich bereitwillig gleichgesetzt hast.

Präsenz im Augenblick

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Du wirst bald merken, dass du, befreit von deinen Identifikationen, so etwas wie eine Leere empfindest. Das wird sich zuerst seltsam anfühlen. Wichtig ist einfach, dass du diesen nackten Moment, lernst, auszuhalten. Auch dieses eigenartige Gefühl wird nicht lange andauern.

Außerdem wirst du Herausforderungen erleben, wie z.B. dass dich andere Menschen in Gesprächen provozieren, wieder in deine alten Identifikationen zu schlüpfen. Dies kannst du umgehen, indem du dich darin übst, einfach nicht zu reagieren. Weder äußerlich, noch innerlich.

Loslassen von Identitäten

Als letzten Schritt wirst du realisieren, dass das, was du solange gesucht hast, nämlich deine Identität, etwas ist, das du gar nicht brauchst.  My Image

Stattdessen, kannst du dich jeden Morgen fragen:


"Wer bin ich?"

Warum solltest du dich in dem, was du bist, in irgendeiner Weise einschränken? Natürlich übernimmst du unzählige Rollen und Aufgaben in deinem Leben. Aber sie sind alle nichts anderes als Spielvarianten deines Seins. Sie sind nicht du.


Ein anderer, kurzer, dafür umso mächtigerer Satz, denn du dir jeden Tag mehrmals laut vorsagen kannst, lautet:


?"Ich bin."

Auf diese Weise stellst du klar, dass du so viel mehr bist, als unser begrenztes Ego oder andere Vorstellungen uns vormachen wollen. Genieße einfach, dass es keine Antworten, keine Festlegungen geben muss.

Denn das ist sie, die absolute Freiheit, die du schon immer in dir getragen hast, und die du von heute an, für immer auch bewusst leben kannst.

Alles Liebe,

dein Wolfgang


PS: Wie immer, freue ich mich, von dir zu hören, unter: wolfgang.neigenfind@visionbord.com. Falls du gerne achtsamer wärst, mehr in dein Sein finden würdest, und du hast Probleme damit, oder weißt nicht wirklich wie das jetzt genau gehen soll, dann melde dich einfach für ein unverbindliches Gespräch bei mir, wo wir uns gemeinsam ansehen können, was für dich hilfreich sein kann.

PPS: Wenn man Andreas Bourani bei seinem 2014 entstandenen Song "Sein" so zuhört, spürt man sofort, dass auch er, um dessen Qualität weiß. Und ich wünsche dir und auch ihm, dass es euch für mehr als nur Sekunden gelingt, euch von allem zu befreien.

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