builderall

Eigentlich bin ich kein Mensch mehr, der seinem Ego schnell Glauben schenkt, wenn es dazu ausholt, jemanden zu verurteilen. Meistens bemerke ich sofort, wenn es loslegen will, um es sanft wieder zurückzupfeifen. Doch in den letzten Wochen habe ich realisiert, dass ich mich sehr geschickt selbst überlistet habe, um nicht wahrnehmen zu müssen, dass ich eigentlich gewisse Personen nicht gerade neutral oder gar liebevoll sehen konnte. Deswegen möchte ich mich heute daran erinnern, und auch dich, wieder den Pfad der Bewertungen zu verlassen, um uns zu befreien, von jenem Dualismus, der immer wieder dafür sorgt, dass wir unser Leben als Last empfinden.

Die Falle des Entweder ? Oder

My Image

Unser Gehirn hat sich bereits sehr weit entwickelt. Doch kommen wir nicht mit allen neuen Errungenschaften wirklich zurecht.


So ist es unser Bewusstsein bzw. unsere Fähigkeit abstrakt und logisch zu denken, die uns mehr Möglichkeiten an die Hand gegeben haben, als uns lieb ist.

Die Freiheit alles zu denken, vermischt mit existentiellen Urängsten, führt bei den meisten Menschen dazu, dass sie scheinbar alles daransetzen, ihr Leben zu erschweren.

Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir nicht so weit sind in unserer Entwicklung, wie wir das selbst gerne glauben würden. Und so haben wir uns ein simples Weltbild zurechtgelegt, dass zwar einfach zu verstehen ist, aber ? wie gesagt ? alle eher unglücklich macht. 

My Image


Kaum jemand denkt darüber nach, dass eine Einteilung in Gut und Böse, Richtig oder Falsch, vor allem nur eines bringt: Die Möglichkeit es irgendwann falsch zu machen, und uns dafür zu verurteilen.

Das Resultat ist eine Kultur und Gesellschaft, die andauernd damit beschäftigt ist, alles und jeden zu bewerten. Berücksichtigt man auch noch den Umstand, dass unsere gesamte Wirtschaft auf dem Prinzip des Wettbewerbs aufgebaut ist, produzieren wir ständig ein Heer an Verlierern, die in keiner Relation stehen, zu der geringen Anzahl an Gewinnern.

Was Abwertung mit dir macht

My Image

Die häufigste Variante der Bewertung, die Menschen erleben, ist also negativ. Egal ob durch Versagen, schlechte Kritik, oder Ablehnung, erfahren wir in regelmäßigen Abständen, dass wir nicht gut genug sind.

Noch dazu erleben wir das immer wieder, gepaart mit einer nicht vorhandenen Fehlerkultur. Denn wenn wir wenigstens das Scheitern als Anreiz, Neues zu lernen, sehen würden, könnten wir ja davon lernen.

Doch wenn Fehler hauptsächlich als etwas gesehen werden, dass nicht hätte passieren sollen, und wir sie als die Bestätigung unserer eigenen Unzulänglichkeit sehen, dann dient negative Bewertung nur der Unterminierung unseres Selbstwerts, und der Fortführung einer Gesellschaft, die auf Unzufriedenheit und Leid aufgebaut ist, um Konsum zu produzieren. My Image

Was Aufwertung mit dir macht

Als wäre das nicht schon kompliziert genug, kommt noch dazu, dass auch die andere Seite der dualistischen Medaille nicht gerade hilfreich ist.

Lob, Anerkennung, Erfolg sind zwar schön und angenehm, haben aber gleich zwei wesentliche Nachteile. Erstens trägt jeder Gewinn bereits die Möglichkeit einer zukünftigen Niederlage in sich, und erzeugt dementsprechend bei vielen Menschen sehr viel an Druck, Versagensangst und negativer Energie.

Zweitens erzeugt auch das positive Feedback sehr schnell Abhängigkeit. Somit wollen wir schnell mehr davon, bzw. haben wir bald ein Problem, wenn das Lob oder das Schulterklopfen ausbleiben.

My Image

Unterm Strich ist es vor allem der schale Geschmack der Fremdbestimmung, des Ausgeliefertseins an die Umstände, die uns scheinbar zum Spielball des Schicksals machen.

Dem Ego entkommen

Die meisten von uns kennen die Geschichte vom alten Mann, der sich ein Pferd kauft, und es ihm kurze Zeit später davonläuft, worauf alle meinen, welch Unglück das sei, und er nur erwidert: ?Vielleicht, vielleicht auch nicht.?

Als das Pferd wieder zurückkommt und sogar andere Wildpferde mitbringt, gratulieren ihm die anderen, und sagen, welch Glück er doch hat. Worauf der Mann wieder erwidert: ?Vielleicht, vielleicht auch nicht.?

My Image

Als nächstes bricht sich der Sohn des Mannes ein Bein beim Versuch eines der Wildpferde zuzureiten. Und das Spiel geht wieder von vorne los. Die Menschen jammern wieder, welch eine Tragödie das sei. Der Mann bleibt jedoch dabei: ?Vielleicht, vielleicht auch nicht.?

Und als dann ein Krieg ausbricht und alle jungen Männer eingezogen werden, bis auf den Sohn des Mannes, der wegen seiner Verletzung nicht kämpfen kann, jubeln natürlich wieder alle, was für ein Glück das sei. Doch auch diesmal meint der Mann nur: ?Vielleicht, vielleicht auch nicht.?

Du siehst, dieses Auf und Ab könnte ein Leben lang weitergehen. Viel interessanter wäre es aber, dieses Wechselbad der Gefühle erst gar nicht erleben zu müssen.

Wie kannst du nun lernen die Grundhaltung des alten Mannes einzunehmen, und sozusagen weder in Euphorie noch in Resignation zu verfallen?

My Image

Die Überwindung der Bewertung ? Eine Übung

Es gibt eine einfache und dennoch sehr wirksame Übung, die dich darin schult, jene distanzierte Haltung zu allen Ereignissen in deinem Leben einzunehmen.

Stell dich einfach mindestens einmal pro Tag vor einen Spiegel. Und zuerst sagst du dir, wie großartig, wunderbar und toll du bist, was du alles fertigbringst, und was du nicht alles geleistet hast. Im nächsten Moment machst du dir aber klar, dass dies alles nur eine Illusion ist, und keinerlei Bedeutung hat.

Dann erzählst du dir, wie unfähig du bist, was du alles in den Sand gesetzt hast, dass du ein Versager bist, und sich ohnehin niemand dafür interessiert, was du tust. Auch an dieser Stelle weist du dich darauf hin, dass dies alles nur eine Illusion ist, ohne Bedeutung.

My Image

Diese Übung folgt dem Prinzip der Habitualisierung. Das heißt, du gewöhnst dich daran, sowohl negative als auch positive Bewertungen, als das zu sehen, was sie in Wirklichkeit sind: Nichts, das von Bedeutung ist.

Du gewöhnst dich daran, nicht nur bewertet zu werden, sondern vor allem auch daran, diesen Bewertungen keinen Glauben mehr zu schenken.

Das Glück des Gleichmuts

Ziel für dich sollte es sein, dass du dich von nichts mehr aus der Bahn werfen lässt, weder im Positiven noch im Negativen. 

Noch dazu wirst du eine Grundhaltung des Gleichmuts entwickeln, der dich dazu befähigt, voll Zuversicht durchs Leben zu gehen, unabhängig davon, was die Umstände sind, oder andere von dir bzw. dem, was du tust, halten.

My Image

Du wirst auf diese Weise nicht gleichgültig. Im Gegenteil. Du entwickelst jenes Selbstvertrauen, das durch keinerlei Ereignisse zu erschüttern ist, weil du dich ermächtigst, an deine Selbstwirksamkeit und somit an dich zu glauben. Egal was kommt.

Ich wünsche dir, dass du es schaffst, dich aus der Umklammerung der Bewertung von allen Seiten zu lösen. Du wirst sehen, dein Leben wird dadurch nicht nur angenehmer, sondern auch klarer, weil du erkennst, dass das Meiste, das wir als so wichtig erachten, eigentlich völlig irrelevant ist. Vor allem für dein Glück.


Du kannst dich auch gerne bei mir melden, wenn du Unterstützung dabei brauchst, wieder dein liebevolles Selbst zu entdecken. Schreibe mir einfach auf wolfgang.neigenfind@visionbord.com.

Alles Liebe,

dein Wolfgang

PS: 1998 hat Ex-House of Pain Sänger Everlast sein erstes Solo Projekt veröffentlicht, darunter auch der Titel: "What It's Like". Der Song erzählt drei Geschichten von Menschen, mit denen niemand von uns tauschen möchte, die wir aber, wenn wir ihnen begegneten, schnell verurteilen würden. Der Song appelliert an uns, uns in diese Menschen hineinzuversetzen, statt sie zu verurteilen.