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Gibt es etwas Schöneres als auf der Gewinnerseite zu sein, noch dazu, wenn dir andere weismachen wollten, dass du im Unrecht seist?


Mein Ego stimmt dir mit Inbrunst zu und ich ertappe mich immer noch dabei, dieser Logik Glauben zu schenken.


Nur habe ich schon vor Jahren entdeckt, dass diese Art die Welt zu sehen, uns geradewegs zu Verlierern macht, selbst wenn wir triumphieren.


Heute möchte ich dir zeigen, dass es auch ein Leben nach dem Rechthaben geben kann, das dir nach der Lektüre dieser Zeilen hier, hoffentlich auch sinnvoller erscheint.



Recht oder Glück


Kommunikationspionier Marshall Rosenberg und ein Kurs in Wundern teilen sich ein Zitat, dass es so wunderbar auf den Punkt bringt, und ich möchte es dir nicht vorenthalten, um dir dann zu erklären, warum es existiert.


"Du kannst entweder recht haben oder glücklich sein. Beides ist nicht möglich."


Das Zitat weist auf den Umstand hin, dass das Rechthaben nur in der Angst deines Egos geboren werden kann. Denn dort, wo es Recht gibt, gibt es immer auch Unrecht. Somit ist das Falsche erst durch das Richtige in die Welt gekommen. Oder das Böse durch das Gute.


In der Fülle der Liebe gibt es weder Bewertungen noch Mangel. Somit kannst du dir zwar wünschen, dass du gerne beides hättest, aber in der gelebten Wirklichkeit musst du dich tatsächlich zwischen deinem Glück oder dem Rechthaben entscheiden.


Seit ich versuche, diese Wahrheit täglich umzusetzen, haben sich all meine Prioritäten verschoben, auch wenn nicht immer alle in meinem Umfeld verstehen können, warum ich bin, wie ich bin.



Was ist jetzt mit dem Bösen?


Die Frage, die sich da den meisten gleich aufdrängt, ist die nach all dem, was wir gemeinhin als böse bezeichnen. Sollen wir jetzt über all die Grausamkeiten hinwegsehen, die sich täglich in der Welt anhäufen?


Der Dualismus unseres kollektiven Egos fordert natürlich, dass es Recht oder Gerechtigkeit geben muss. Doch gibt es eben einen Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung.


Leben wir in einer Gesellschaft, die mit dem moralischen Zeigefinger arbeitet, dann werden wir auch erleben, dass ganze Gesellschaften ihre Grausamkeit mit Gesetz und ihrer eigenen Logik rechtfertigen.


Dazu muss man nicht gleich an Gesellschaften denken, wie die der Nazis. Selbst sogenannte Rechtsstaaten wie die USA können nicht leugnen, dass nicht nur ihr ganzes Land, sondern auch die gesamte gelebte Gesetzespraxis vor allem auf Unrecht passiert.


Im zwischenmenschlichen Bereich gibt es ohnehin nur ein ständiges Verhandeln und Ringen darum, wer nun richtig gehandelt hat, oder wer das Falsche gesagt hat. Meist ohne auf einen Nenner zu kommen.


Unsere gesamte Gerichtsbarkeit lebt davon, dass Recht und Gerechtigkeit nie endgültig definiert werden können.


Gehen wir aber weg von dieser angstgesteuerten Oberfläche, und begeben uns in die Tiefe unserer persönlichen Verantwortung, kann niemand von uns davonlaufen.


Denn wir alle haben die Folgen all unserer Entscheidungen und Handlungen zu tragen, selbst wenn uns jedes Gesetz oder die Gesellschaft zustimmt.


Deiner persönlichen Integrität oder dem Leiden, das aus dem Mangel derselben entsteht, stellt sich bei uns allen ein, egal welchen Status wir haben.


Daher ist die Schuldfrage eine Themenverfehlung, die uns nur von dem entscheidenden Punkt ablenken soll.



Der Krieg ohne Kämpfer


Du kennst sicherlich das Zitat aus Carl Sandburgs Gedicht, das davon redet, dass Krieg ist und keiner kommt.


Dasselbe passiert, wenn du den Dualismus bzw. das Rechthaben hinter dir lässt. Anders gesagt: Die Menschen streiten, nur du machst dabei nicht mehr mit.


Seit ich aus dieser Geschichte der Meinungshoheit großteils ausgestiegen bin, lebe ich nicht nur gelassener und friedvoller, ich bin auch immer wieder aufs Neue erstaunt, worüber Menschen sich echauffieren können.


Wenn ich über etwas streiten möchte, weil es auch Spaß machen kann, eben als Spiel, dann werde ich dir gerne erzählen, wie furchtbar gewisse Bands sind, etc. Aber nichts davon ist ernst gemeint, weil all unsere Standpunkte ohnehin beliebig sind.


Wenn du dich aus dem Rechthaben ausklinkst, wirst du auch schnell merken, dass du nicht nur die Anstrengungen der anderen um die Wahrheit skurril findest, sondern du wirst auch schneller bereit sein, über den Dingen zu stehen, sobald dich jemand angreift.


Außerdem wirst du auch gerne vermitteln, wenn zwei Streitparteien sich nicht einigen können, weil du beide verstehst, aber dich mit keinem der präsentierten Standpunkte identifizierst.


Somit ist ein Leben nach dem Rechthaben nichts anderes als die Wiederentdeckung der Liebe in der Welt, weil du es schaffst, dich in alle anderen zu versetzen, ohne ihre Meinung einfach zu übernehmen.


Auf diese Weise wirst du irgendwann entdecken, dass du auch Mitgefühl für jene aufbringen kannst, die sich in extreme Positionen so verrannt haben, dass sie seltsame oder unaussprechliche Dinge tun.


Was bleibt, ist ein Leben, das dir täglich fried- und liebevoller erscheint, und das nicht nur für dich persönlich, sondern auch in deinem gesamten Wirkradius.



Ich wünsche dir, dass du für dich auch den Weg jenseits allen Rechthabens gehen kannst. Niemand wird es dir so danken, wie du dir selbst. Wenn du Unterstützung brauchst, den Dualismus unserer Gesellschaft zu überwinden, melde dich bei mir, ich kann dir schrittweise dabei helfen, deinen persönlichen Frieden zu finden. Ich freue mich auch über Kommentare oder Mails, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com


In Liebe,

dein Wolfgang


PS: Sarah Ramey, Schriftstellerin und Musikerin aus den USA hat unter ihrem Künstlernamen Wolf Larsen 2011 den Song "If I Be Right" aufgenommen, der alle Standpunkte in Frage stellt, wenn sie singt


So if I be wrong, if I be right

Let me here, with you, tonight


Denn was dann bleibt, ist die Liebe.