
Vielleicht denkst du dir jetzt: "Ich habe doch schon keine Zeit für eine Meditation am Tag, wie soll ich dann gleich mein gesamtes Leben in eine verwandeln?"
Du hast wahrscheinlich schon von einer Geh-Meditation gehört, aber was soll den jetzt ein Leben als Meditation sein?
Im heutigen Blog möchte ich dir einen neuen Blick auf dein Dasein geben, der vielleicht sogar dein Leben verändern kann.
Wie oft am Tag wünscht du dir, an einem anderen Ort zu sein, oder das, was gerade passiert, nicht erleben zu müssen?
All jene Gaben und Fähigkeiten, die uns einen Hauch von göttlicher Freiheit unseres Willens einhauchen, werden von einem beträchtlichen Teil der Menschheit nicht unbedingt als Gabe empfunden.
Wie sagte schon Mephisto in Goethes Faust?
"Er nennt's Vernunft, und braucht's allein,
nur tierischer als jedes Tier zu sein."
Tatsächlich können wir mit der Freiheit unseres Willens und unserer Gedanken so wenig anfangen, dass wir ziemlich jede Gelegenheit nutzen, uns von unseren angstbesetzten Ideen in Geiselhaft nehmen zu lassen, um uns dann von einer Seite zu zeigen, die uns tatsächlich bestialischer erscheinen lässt, als alle anderen Kreaturen.
Du brauchst dich nur in der heutigen Welt umsehen, um festzustellen, wie viele Menschen so sehr mit ihrem Dasein hadern, dass sie nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf alles, das ihnen in den Weg kommt, losgehen.
Und das alles nur, weil sie nicht nur von ihren Gedanken geplagt werden, sondern auch nicht imstande sind, das Leben anzunehmen wie es ist.
So wurde die Gabe unseres Denkens zum gefährlichsten Virus, das uns als Menschen je heimgesucht hat, weil es die Angst, die ansonsten nützliche Funktionen besitzt, so sehr überhöht, dass sie uns als individuelles und kollektives Ego fest im Griff hat.
Das Resultat ist eine Menschheit, die sich täglich so sehr in ihren unbewussten Denkprozessen verliert, dass sie sich nicht nur mit ihnen identifiziert, sondern alles für bare Münze nimmt, was ihnen die angsterfüllten Geschichten in ihrem Kopf erzählen.
Erst wenn Menschen so sehr unter ihren Ängsten leiden, dass sie zusammenbrechen, oder eine Krise erleben, erreichen einige den Punkt, an dem sie so nicht mehr weitermachen können.
Das ist der Moment, den wir auch als Erwachen bezeichnen, weil er uns vor Augen führt, dass alles, was wir an Ideen und Überzeugungen in unserem Kopf angesammelt haben, nichts anderes ist, als eine tödliche Sackgasse.
Eckhart Tolle, der sich an diesem Punkt sogar das Leben nehmen wollte, oder Byron Katie, die verzweifelt auf dem Boden ihres Badezimmers lag, sind zwei Beispiele von Menschen, die am Ende waren und dann eine völlige Kehrtwendung hingelegt haben.
Doch du musst nicht am Ende sein, um für dich den Weg des Bewusstseins zu entdecken. Es "reicht" ja schon, dass du vielleicht von deinen Sorgen und Ängsten immer wieder geplagt wirst.
Wir alle profitieren von Techniken der Achtsamkeit. Bereits die Absicht, dich immer wieder selbst zu beobachten, kann dein komplettes Mindset verändern.
Außerdem ist die Meditation jene Gelegenheit, in der du dir sehr bewusst Zeit nimmst, zu dir selbst zu finden. Schon 20 Minuten am Tag haben einen nachhaltigen Effekt auf dein Wohlbefinden, weil du deinen Verstand darin trainierst, deinem Bewusstsein zu dienen, und nicht umgekehrt.
Sobald du dich auf den Weg des Bewusstseins machst, wirst du bald feststellen, dass sich deine Meditation nicht nur auf jene kurze Zeit beschränkt, die du dich hinsetzt, um zu meditieren, sondern auch darüber hinaus relevant wird.
Es gibt ja grundsätzlich zwei Ansätze, wie du in deine Meditation gehen kannst. Der erste wäre, immer wieder zu versuchen, alle Gedanken gehen zu lassen, um dich zu fokussieren, und der zweite besteht darin, dass du alles, was du wahrnimmst, versuchst, neutral zu beobachten.
Das erzähle ich dir deshalb, weil diese Techniken, dir auch im Alltag helfen können, nicht wieder von den Ängsten deines Egos entführt zu werden.
Denn je häufiger du eine neutrale und schließlich liebevolle Beobachterposition einnehmen kannst, desto leichter wird es dir fallen, immer weniger Ereignisse als Störung oder Ablenkung zu erleben.
Wenn du z.B. dich hinsetzt, um etwas zu arbeiten und plötzlich braucht dein Kind etwas von dir, wirst du das nicht mehr als negativ erleben, sondern als Auftrag, achtsam bei dir zu bleiben, weil auch dein Kind genau dieselbe Aufmerksamkeit verdient hat wie deine Arbeit.
Ich musste gerade lachen, denn während ich den letzten Satz tippte, unterbrach mich meine Tochter mit dem Satz: "Papa, kannst du meine Brille putzen?" Und das werde ich jetzt auch tun. Bin gleich wieder da.
Das liebevolle Annehmen eines Ereignisses, dass einfach in mein Leben platzt, wird mir natürlich nicht immer gelingen. Doch je geübter du in deiner Praxis wirst, desto schneller holst du dich wieder zurück, selbst wenn du nicht sofort achtsam reagieren konntest.
Du brauchst weder deine Persönlichkeit abzulegen, noch dein Menschsein zu leugnen, um den Wert eines Daseins schätzen zu lernen, das dir zeigt, dass jeder einzelne Moment deines Lebens es wert ist, ihn mit offenen Armen und Augen zu erleben.
Und so, kann jenseits aller Prioritäten, Hierarchien und Vergleiche unser Leben bei uns tatsächlich ankommen, weil wir endlich bereit sind, es anzunehmen, wie es ist.
Du liebenswerter Mensch, ich wünsche dir, dass dir die heutigen Gedanken einen liebevollen Stupser verpassen, dich noch mehr dem Leben hinzugeben, indem du danach trachtest, es willkommen zu heißen, wie es ist. Solltest du dabei Unterstützung brauchen, melde dich einfach bei mir, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com. Ich freue mich auch immer über einen Kommentar unterhalb.
In Liebe,
dein Wolfgang
PS: Im Jahr 2009 veröffentlichte der US-amerikanische Rapper Macklemore gemeinsam mit Ryan Lewis einen Song namens "Vipassana". In dem Song geht es tatsächlich um jene Meditationstechnik, die dem Rapper aus seinem Loch der Abhängigkeit geholfen hat. Wie sagt er es gleich zu Beginn:
The present is right here, through the breath, watch it