Ach, die Liebe. Alle sehnen sich nach ihr. Manche suchen ein Leben lang. Alle scheinen sich mit ihr zu beschäftigen. Trotzdem haben viele Menschen eine eher schwierige Beziehung zu ihr. Es wirkt fast so, als gäbe es rund um die Liebe mindestens so viele Missverständnisse, wie sie in Sachen Glück existieren.
Es gibt sogar offensichtliche Parallelen. Denn so wie du beim Glück vergeblich nach Erfolg, Dingen oder Personen in Außen suchst, geht es dir auch mit der Liebe. Solange du jemand anderen brauchst, um dich geliebt zu fühlen, wirst du die Liebe nicht finden.
Das Konzept der Suche ist bereits das nächste Missverständnis. Der Liebe nachzulaufen, lässt dich nicht nur aussehen wie der berühmte Esel, der der Karotte hinterherläuft. Du wirst auch genauso erfolgreich sein wie er. Bis zu dem Tag, an dem du begreifst, das du sie bereits immer in dir getragen hast, und es gar nichts zum Nachlaufen gab.
Das am häufigsten strapazierte Bild, ist das von der unglücklichen Liebe. Sehnsucht und Projektion deiner Wünsche als Liebe zu bezeichnen, ist, also ob du eine Krankheit zum Heilmittel erklärst. Wir alle wissen nur allzu gut, dass das berühmte Schmachten nichts anderes ist, als unser Ego, das nach mehr Beachtung schreit. Ich könnte noch lange so weitermachen, angefangen von Liebeskranken bis hin zu Eifersüchtigen. Wenden wir uns aber lieber dem eigentlichen Thema zu: Dem Wesen der Liebe selbst.
Wieso bezeichnen wir eigentlich so viele Dinge als Liebe, die dann bei niemandem als solche ankommen?
Ich glaube, jeder Mensch versucht, immer aus Liebe zu handeln. Der Punkt ist nur, dass meistens die Empfänger der Botschaft, oder auch die Gesellschaft, dies nicht als Liebe wahrnehmen können. Ein zorniger Partner oder ein wütendes Kind können ja noch viele als Personen sehen, die darum kämpfen, ihrer Liebe Ausdruck zu verleihen. Aber ein Polizist, der einen wehrlosen Mann erschießt, oder gar ein Gewaltverbrecher wird von so gut wie niemandem mehr als Liebe wahrgenommen.
Doch wenn du mit diesen Menschen ein langes und ausführliches Gespräch führen würdest, und zu ihnen eine Verbindung eingehen könntest, wäre es irgendwann auch für dich einleuchtend, dass die Liebe zumindest das Motiv ihres Handelns war, auch wenn für dich und die Gesellschaft nicht mehr ersichtlich war.
Kann es vielleicht sein, dass unsere Unfähigkeit Liebe zu zeigen, dazu führt, dass wir ständig missverstanden werden, uns selbst schaden, und von der Liebe, die wir ursprünglich zeigen wollten, am Ende nichts übrig bleibt?
Anders gesagt, wollen zwar Menschen lieben, scheitern aber häufig in ihrer verkümmerten und untrainierten Liebesfähigkeit, was nicht wirklich überraschend ist. Schließlich thematisieren wir das Thema kaum. Selbst Religionen, die die Liebe ja im Programm führen, haben da mehr Schaden angerichtet, als geholfen. Zeit, mehr Licht in die Sache zu bringen.
Um deine Gedanken ein wenig anzukurbeln, sieh dir bitte das kurze Video von Brad Troeger an:
Alles klar ;)?
Vielleicht sind wir ja tatsächlich noch auf dem Weg und nicht imstande, Liebe zu definieren. Ich mache trotzdem einen Versuch.
Ich beginne gleich mit einer gewagten These. Dafür hole ich mir Verstärkung von Albert Einstein. Er meinte, dass die wichtigste Frage, der sich die Menschheit stellen muss, lautet:
"Ist das Universum ein freundlicher Ort?"
Ich gehe mittlerweile davon aus, dass Liebe das Urprinzip der gesamten Schöpfung ist. Wir verstehen zwar nicht viel darüber. Müssen wir aber auch nicht. Es ist trotzdem faszinierend, dass gerade jene Personen, die wir wegen ihres scharfen Verstandes in der Wissenschaft verehren, irgendwann an den Punkt kommen, Thesen aufzustellen, die eine liebevolle, höhere Macht im Zentrum postulieren. Einstein war da bei weitem nicht der einzige.
Ausgehen von diesem Prinzip einer universellen, liebenden Kraft, leitet sich für mich auch ab, dass Liebe unendlich wirkt, ohne die Beschränkung von Raum und Zeit, manifestiert in dem einen Bewusstsein, das wir alle teilen, und das uns gleichzeitig alle miteinander verbindet. Das kannst du sehr gut testen, indem du an einer Familienaufstellung teilnimmst, die sich dieses Prinzip auf eindrucksvolle Art und Weise zunutze macht.
Außerdem bedeutet dies auch, dass Liebe als universelle Kraft alles versteht, was passiert und existiert. Deswegen ist Verzeihen ein rein menschliches Prinzip, das wir als Krücke aufgrund unseres begrenzten Horizontes entwickelt haben. Du kannst davon ausgehen, dass wir als bewusste Wesen von der Vergeltung als Handlungsprinzip, hin zur Verzeihung gelangten, und hoffentlich, irgendwann auch die Stufe des Verständnisses erreichen werden.
Dies führt uns gleich zum nächsten Merkmal der Liebe: die Bedingungslosigkeit. Liebe kann sich nur dann für alle entfalten, wenn wie sich verschenkt, ohne Erwartungen und Bedingungen. Da Liebe nur geben möchte, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, ist ihr jegliches negative Gefühl fremd.
Somit schließt sich der Kreis in dem Umstand, dass Liebe die einzige endgültige Wahrheit darstellt, die wir als bewusste Wesen kennen. Denn alles andere an deiner Realität ist relativ, subjektiv und verhandelbar; vor allem Hilfskonstrukte wie Gerechtigkeit. Liebe hingegen braucht keinen Spielraum. Sie ist immer gültig, weil sie nicht gewinnen will, oder im Recht sein möchte.
Sie steht über allem menschlichen Straucheln, Kämpfen oder Sinn suchen. Sie weiß ja, wohin die Reise geht.
Was kann ich jetzt tun, um meine Liebesfähigkeit zu trainieren und entwickeln? Da sind wir wieder beim Glück. So wie dein Glück nur in dir gedeihen kann, ist es auch mit der Liebe. Erst wenn du die Liebe in dir und auch zu dir selbst findest, bist du fähig andere zu lieben.
Wenn du jetzt nicht sicher bist, wo du anfangen sollst, dann lege ich dir das Buch von Don Miguel Ruiz: "Vollendung in Liebe" (einfach auf den Titel klicken, Rezension lesen und gleich über den Link kaufen ;)) ans Herz.
Eine überraschend intelligente, filmische Inspiration, bietet der Film "How To Be Single" (Link zu IMDB) mit Dakota Johnson in der Hauptrolle. Diese Komödie überzeugt mit zunehmendem Tiefgang und einem wirklich guten Ende, jenseits aller Hollywood Klischees.
Früher oder später wirst du jedenfalls nicht umhin könne, als dich mit dir selbst auseinanderzusetzen. Dafür bekommst du auch noch von mir Hilfe. Lies einfach meinen Blogpost mit dem Titel: "Warum du dich nicht auf die Suche nach einer bessere Hälfte machen brauchst" (wieder einfach auf den Titel klicken!).
Am besten du befolgst alle drei Tipps. In der Zwischenzeit kultivierst du das zarte Pflänzchen der Selbstliebe. Beobachte und bemerke deine liebenswerten Seiten. Du wirst sehen, du bist liebevoller als du vielleicht denkst. Mach deinem Spiegelbild mehrmals am Tag einen Liebeserklärung. Das ist nur anfangs seltsam. (Masken zu tragen ist jedenfalls sonderbarer und weniger nützlich!). Und das Wichtigste: Sei geduldig und sehr liebevoll zu dir selbst. Der Rest passiert von ganz alleine.
Ein weiterer hilfreicher Tipp besteht darin, dich in der Achtsamkeit des Moments zu üben, auch wenn das auf den ersten Moment alles andere als liebevoll wirken mag. Doch die Präsenz im Jetzt zu sein, ist nichts anderes als der Moment der Liebe.
Ich trainiere und kultiviere meine Liebesfähigkeit bewusst seit Jahren, und ich kann nur feststellen, dass es unglaublich ist, welche Fortschritte möglich sind. Warum sollte das bei dir anders sein?
Wenn du noch Unterstützung brauchst, Fragen hast, oder mir einfach von deiner Reise zur Liebe berichten möchtest, freue ich mich von dir zu hören, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com.
In Liebe, dein Wolfgang
PS: Die britische Band Elbow veröffentlichte 2017 einen sehr gefühlvollen Song namens "Gentle Storm", der für mich das Wesen der Liebe sehr gut einfängt. Allein die Zeile, "Fall in love with me, every day" ist perfekt. Das Video ist auch sehenswert. Es ist eine Hommage an das großartige Video von "Cry" aus den 80er Jahren, dessen Idee von Michael Jackson für "Black and White" geklaut wurde. Der Regisseur, der auch das Original gedreht hatte, stimmte zu, weil er bemerkte, dass Menschen unter 40, das alte Video nicht mehr kennen würden. Und ja, Benedict Cumberbatch ist auch mit von der Partie. Er ist nämlich ein Jugendfreund der Frau des Sängers der Band, die auch mitgemacht hat.