
Kannst du dich noch an den Aufbruch zu deiner spirituellen Reise erinnern? Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass sie begann, als alles den Bach runterging. Da stellt sich doch die Frage, warum wir erst bereit sind zu lernen, wenn es uns dabei nicht gerade gut geht.
Oder beginnt das Problem bei der Bewertung des Erlebten?
Wir alle kennen die Geschichte von dem Mann, der sich davor hütete, die Ereignisse in seinem Leben als gut oder schlecht einzustufen, weil er wusste, dass sich alles schnell ändern kann.
Trotzdem können wir auch nicht so tun, als wären wir keine Menschen, die von den Umständen nicht emotional beeinflusst werden.
Und so wirst du zwar einige Menschen antreffen, die über den Dingen stehen möchten, aber letztlich, wenn es darauf ankommt, schon weit gekommen sind, wenn sie sich nicht in Tragödien oder Dramen verlieren.

Der Weg, den wir als Mensch gehen, scheint eher der Reise auf einer holprigen Straße voller Irrwegen und Schlaglöchern zu gleichen als der rasanten Fahrt auf einer geraden und unbefahrenen Autobahn.
Es beginnt schon damit, dass wir ahnungslos und unfertig zur Welt kommen, völlig angewiesen auf unser Umfeld. Kein Wunder, dass wir bald lernen, sehr vieles, das uns diese Personen als Welt anbieten und wie sie funktioniert, einfach zu verinnerlichen.
Und ehe wir uns versehen, haben wir vor allem Überzeugungen und Vorstellungen übernommen, die uns eher unser Dasein erschweren als erleichtern.
Das jugendliche Aufbegehren und die spätere Midlife-Crisis sind auch nicht weiter hilfreich, sondern eher nur ein Indikator dafür, dass wir meistens sogar Geisterfahrer sind, auf der Reise zu uns selbst.
So kann der überwiegende Teil der Menschheit gar nicht anders als jede Menge Schatten anzuhäufen, die nichts anderes sind als Anteile an uns, die wir glauben, verstecken zu müssen, um zu entsprechen.
Und so projizieren wir unsere Ängste auf alles und alle, nichtsahnend, dass wir es sind, mit denen wir das eigentliche Problem haben.
Erst wenn alles über uns zusammenstürzt, wir die Diagnose erhalten, den Job verlieren, die Ehe zu Bruch geht, wir alles verlieren, dann gibt es dann doch einige, die sich genötigt sehen, genauer hinzusehen.
Das bedeutet für die meisten von uns, dass wir tatsächlich im Dreck landen müssen, um dort nach Gold zu graben. Denn egal wen du später nach ihren größten Tragödien befragst, werden sie dir alle davon berichten, dass der dunkelste Moment sich als das hellste Licht herausgestellt hat.
Und sollten wir es noch nicht genug zu schätzen gewusst haben, bekommen wir sicherlich bald die nächste Chance.
Auch ich erlebe immer wieder solche Momente. Und sie haben mein Leben auf wundersame Weise auf den Kopf gestellt. Es scheint fast so, als würde ich auf Kreuzigungen stehen, die auch noch möglichst lang dauern. Und auch wenn es schon wieder die Liebe ist, die mich neuerlich aus einer Schule schießt, fühlte es sich weder 2016 noch heute als eine nachahmenswerte Erfahrung an.
Trotzdem werde ich dir in ein paar Monaten oder auch Jahren genau das erzählen, was ich dir heute über meine Schisserperiode vor 9 Jahren erzähle. Nämlich, dass es kein größeres Geschenk gegeben hat, als all das, das mich so belastet hat
Können wir dann überhaupt noch von Scheitern sprechen?
Ich glaube, die Frage ist nicht wirklich relevant. Ähnlich wie die Frage, ob und wann der historische Jesus tatsächlich gelebt hat.
Denn was an der spirituellen Reise so einzigartig ist, ist ihre Fähigkeit, das zu vereinen und zu transzendieren, was für uns gerade noch unvereinbar daherkam, oder als Widerspruch.
So auch unser Scheitern, das gleichzeitig zum Sieg wird, der nicht mehr von Bedeutung ist.

In der dualen Welt der großen und eigentlich ganz kleinen Egos gibt es nur ein Entweder-Oder, ein Schwarz-Weiß, und mehr von dem Gehabe.
Da fühlen sich jene Ereignisse, die uns erschüttern, schon einmal an, als wären sie tatsächlich das Ende, das kein Morgen mehr kennt.
Wenn mich mein Chef in einer Konferenz vor über 100 Kollegen noch einmal zum Abschied demütigt, ich mir noch denke, dass das ja nichts Neues ist, ich aber in die Gesichter einer Freundin neben mir sehe und all ihr Mitgefühl mich hinwegzuspülen droht in einem Meer voll Tränen, dann ist es kein Wunder, dass etwas in mir meint, es wäre besser zu ertrinken.
Doch genau in jenem Augenblick, der mich dazu verleiten wollte, aufzuspringen, davonzulaufen und nach Hause zu fahren, regte sich auch etwas völlig anderes in mir.
Und so blieb ich sitzen, isoliert und gleichzeitig eingehüllt von Mitgefühl und Bewunderung von Kollegen. Und ja, das schmeichelte meinem Ego. Gleichzeitig half es mir, das zu sehen, was das alles war. Eine Chimäre, ein Drama.
Ein zu groß geratenes Kind, das gekränkt war, weil ich seine Sandburg umbauen wollte. Und ich. Ein Kind, das versucht hatte, all den anderen zu erklären, das es gar nichts getan hatte, aber niemand zuhören wollte.
Was blieb, war jene Distanz zum Geschehenen, die mir erlaubte, die Liebe in diesen Raum zu lassen, um mich an der Hand zu nehmen, um woanders zu spielen.
Was ich dir damit sagen möchte, ist, dass Lila - das göttliche Spiel - immer seine Finger im Spiel hat (was für eine Wortwiederholung!).
Wir können nun entscheiden, die Partie zum Ernst des Lebens zu erklären, um uns in der Angst, die dies erweckt, zu verlieren. Oder wir spielen mit, und sind uns gewahr, was gerade abläuft.
Wenn ich mich zum Beispiel entscheide, mir einen anderen Spielplatz (Schule) zu suchen, gibt es so vieles, auf das ich gespannt sein darf. Gleichzeitig kann ich all meine ?Widersacher? als jene verlorenen Seelen sehen, die verzweifelt um ihr Glück kämpfen, das ihnen womöglich noch länger verwehrt bleibt.
Was ich für mich tun kann, ist mich von der Liebe führen zu lassen, die Verständnis für solche Verhaltensweisen zeigt. Und sie hat auch Verständnis dafür, dass ich mich als Opfer fühlen musste und um Gerechtigkeit gerungen habe.
Nur ich konnte für mich erkennen, dass erst das Loslassen in Liebe mich wieder zu mir zurückbringt, um bereit zu sein für ein neues Spiel auf dem göttlichen Feld der unendlichen Möglichkeiten.
Letztendlich kann alles Drama der Welt für uns ein Spiel sein, wenn wir wie gute Schauspieler oder wahre Sportler erkennen, dass wir immer das Beste geben, aber gleichzeitig nie glauben, dass wir das sind, was wir gerade zum Besten geben.
Auf diese Weise landen wir immer wieder im Dreck und noch während wir vor Schmerz aufheulen, haben wir Spaß daran, so zu leiden. Weil wir nicht nur das Gold von morgen in Empfang nehmen dürfen, in Form all der Lektionen, die uns das Leben schenkt, sondern bereits im Moment glänzen dürfen.
Immerhin gibt es nur das Jetzt.
In Liebe,
dein Wolfgang
PS: Ich freue mich auf Kommentare von dir oder Fragen. Vielleicht willst du mir auch von deiner Landung im Dreck erzählen, als du lerntest nach Gold zu graben. Schreib mir einfach auf wolfgang.neigenfind@visionbord.com. Ich kann dich auch gerne begleiten, um dir dabei zu helfen, deinen persönlichen Schatz freizulegen. Ich freue mich auf dich!
PPS: Der heutige, im Jahr 2014 entstandene Song "Das Gold von morgen" von Alexa Feser war tatsächlich der Impuls zu diesem Blog. Er begleitet mich immer wieder seit 2016 und in den letzten Tagen ging mir der Song nicht aus dem Kopf, darum habe ich die Botschaft verstanden, und mir diesen Blog vom Herzen geschrieben. Doch schon der Text des Liedes selbst hat so schöne Bilder für uns, die mich bis heute zu Tränen rühren.