Willst du gleich mal die gute Nachricht hören, oder die nicht so erbauliche Wahrheit dahinter?
Wir alle sind Manager. Zumindest wenn es um unseren Tagesablauf geht, und all die Verpflichtungen, die wir uns umhängen. Tja, doch weder finanziell noch in der Effizienz spüren wir das auch. Denn die meisten von uns verdienen nicht mindestens sechstellig oder haben das Gefühl, wirklich die Situation locker im Griff zu haben.
Es geht noch schlimmer: Wir brüsten uns alle sogar damit, so viel zu tun zu haben wie noch nie. Als wäre das etwas Tolles, und nicht das, was es ist: Ein Armutszeugnis.
Im heutigen Blog werde ich dir nicht nur die Leviten lesen, sondern gleich auch noch jeden Versuch, Zeitmanagement zu betreiben, im Keim ersticken. Denn wir beiden haben etwas viel Cooleres vor.
Wie bereits erwähnt ist es das Opfertum, das in den letzten Jahren en vogue geworden ist. Du wirst kaum jemanden finden, die nicht unter der Knechtschaft des Zeitdrucks leiden.
Und egal wie die Menschen darauf reagieren, es wird nicht gesund sein, oder sie zufrieden zurücklassen. Angefangen von den kläglichen Versuchen Abläufe im Mikromanagement unter Kontrolle zu halten, bis zum alles dahinraffenden Burnout, finden wir nur immer neue Symptome und Krankheiten, aber kaum eine Lösung des Problems.
Und so wie wir es auch geschafft haben, Krieg zu glorifizieren, gilt es fast schon als Auszeichnung wenigstens einmal unter der Workload zusammengebrochen zu sein.
Eigentlich war das mit dem Managen der Zeit ja als Abhilfe gedacht. Und es ist in sich auch sehr logisch. Viele Strategien erweisen sich als nützlich, doch bleibt bei allen noch so ausgeklügelten Versuchen, die Zeit zu überlisten, immer ein schaler Nachgeschmack.
Denn erstens haben wir alle dasselbe Kontingent, also Daumen mal Pi 24 Stunden pro Tag. Und zweitens geht es meistens um Priorisierung von Pflichten. Und da fängt die Sache an, gewaltig zu stinken.
Egal wie du es drehst und wendest, bietet die Idee mit dem Einteilen von Wichtigkeiten vor allem eines: Viel Futter für dein Ego. Und das, meine Liebe, ist des Pudels Kern, um gleich einmal den Teufel ins Spiel zu holen.
Denn, wenn ich dich dazu anhalte, jene Dinge nach oben auf deiner Liste zu befördern, die nach der Devise - "Get Shit Done!" - um Himmels willen, unbedingt erledigt werden müssen, haben wir schnell eine Ansammlung von genau jenen Pflichten vor uns, die uns ja schon ohne ihre Betonung so belastet hat. Und ja, wir fühlen uns wieder mal als Opfer.
Das indische Kastensystem wird sehr kritisch gesehen, doch hatte es ursprünglich einen Aspekt, den wir in der westlichen Hemisphäre nicht wirklich verstehen. Es geht darum, das, was ist, nicht nur anzunehmen, sondern auch noch mit aller Sorgfalt und Liebe zu erfüllen. So hat keine der Rollen, die du haben kannst, mehr Bedeutung. Wichtig ist nur, wie du sie erfüllst.
So kann es - frei nach Martin Luther King - tatsächlich so sein, dass du als Straßenkehrer deine Arbeit mit mehr Hingabe durchführst, als ein Präsident sein Amt, und somit dir und der Menschheit einen größeren Dienst erweist.
Übertragen auf dein Leben heißt das, dass du nicht nur tun sollst, was du liebst, sondern vor allem auch liebst, was du tust. Wenn du dies verinnerlichst, und damit beginnst, Dinge im Leben anzunehmen, wie sie sind, ohne Verklärung oder Dramatisierung, ist das bereits ein großer Schritt.
Sinnerfülltes Leben und Achtsamkeit haben einen gemeinsamen Nenner. Sie kennen keine Prioritäten. Denn abseits von Hedonismuspfaden und Bucket-Listen gibt es ein Motto, das lautet: Der Sinn des Geschirrspülens ist das Geschirrspülen.
Was ich dir damit sagen möchte, ist dass jede Handlung gleich von Bedeutung ist in deinem Leben.
Nun magst du vielleicht sofort Widerstand spüren, angesichts vieler Dinge, die du nicht als bedeutsam für dein Dasein empfindest, denen du dich aber deswegen verpflichtet fühlst, weil sie dir ein Haus über dem Kopf bescheren, oder das Leben deiner Familie funktionieren lassen.
Dazu möchte ich schon sagen, dass es natürlich sein kann, dass du gefangen bist, in einer Welt, die dir nicht entspricht. Doch liegt es an dir, abzuwägen, welche dieser Dinge, dein Leben nur unnötig erschweren, und welche wirklich von Bedeutung sind.
Ich gebe dir ein Beispiel aus meinem Leben: Ich habe in den letzten Jahren mein Leben in vielerlei Hinsicht neu geordnet. Es gibt täglich Rituale, wie Zeit für meine Lieben, Meditation, Schreiben, Dankbarkeit, das Studium wichtiger Bücher, Coachings, usw.
Doch erstens hat auch mein Tag 24 Stunden wie deiner, und obwohl ich früher zu Bett gehe, als je zuvor, habe ich aufgehört, in Prioritäten zu denken.
Wenn ich mich einer Sache hingebe, dann völlig. Auch bei banalen Dingen wie dem Haushalt, oder gar Merkmalen meines Jobs, die ich, wenn ich die Wahl hätte, nicht tun würde, wie Hefte zu korrigieren.
Es gibt immer etwas, das ich noch erledigen möchte. Auch ich habe Deadlines, Termine und Pflichten, die sich an gewissen Uhrzeiten orientieren.
Doch dank meiner täglichen Praxis in Achtsamkeit und Präsenz, habe ich verstanden, dass ich meinen Fokus auf genau diesen Umstand lenke: So achtsam wie nur möglich zu sein. Und das jeden Moment.
Dabei ergab sich ganz von allein der Umstand, dass keine Sache wichtiger ist, als die andere. Ich tue vieles nicht mehr, was mir nicht sinnvoll erscheint. Es gibt zwar auch Ziele in meinem Leben, doch sobald ich sie formuliert habe, ist es nur mehr der Weg, der mich interessiert.
Paradoxerweise führte das dazu, dass ich weniger tue, und dabei produktiver bin als je zuvor. Und auch effizienter. Obwohl das nicht in meiner Absicht lag. Und gerade an Tagen, bei denen ich am Morgen noch nicht weiß, wie sich das alles ausgehen soll, geschehen dann immer wieder Wunder, die keine sind. Weil ich mich und meine Pflichten nicht so ernst genommen habe, auch wenn ich stets mein Bestes gab.
Es gibt nichts in deinem Tag, das nicht bedeutend ist. Angefangen von den ersten Sekunden nach dem Aufwachen, der Körperhygiene, die Art und Weise, wie du dein Frühstück zubereitest, es genießt, wie du deiner Partnerin begegnest, deinen Kindern, den Menschen auf der Straße, wie du deinen Kollegen gegenübertrittst, und wie du all die Dinge tust, nach denen dein Herz verlangt.
Jeder einzelne Augenblick stellt dich vor die Wahl ihn wertzuschätzen. Immer wieder aufs Neue. Und dem Moment ist es völlig gleichgültig, ob du gerade deiner Leidenschaft nachgehst oder auf der Toilette sitzt.
Wenn du dich von Wertigkeiten befreien kannst und immer danach trachtest, die beste Version deines Selbst zu leben, befreist du dich Schritt für Schritt von allen lästigen Pflichten, die dir dein Leben schwer machten, und auch von der aus dem Mangel geborenen Notwendigkeit, dich belohnen zu müssen.
Was bleibt ist reine Lebensfreude.
Mir ist schon klar, dass das alles nicht so einfach zu verdauen ist, und sicherlich nicht für alle sofort lebbar. Doch schon allein der Ausblick auf ein Leben, das sich befreit leben lässt, ist es wert, sich damit auseinanderzusetzen. Wenn du Fragen hast, kannst du dich - wie immer - gerne bei mir melden, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com. Wir können uns auch jederzeit gerne - virtuell - zusammensetzen und unverbindlich über dein Leben sprechen, um dir dabei zu helfen, klarer zu sehen. Und natürlich begleite ich dich auch liebend gerne auf deinem Weg in ein befreites, zufriedenes Dasein. Denn das ist meine Mission.
Alles Liebe,
dein Wolfgang
PS: James Taylor ist eine amerikanische Songwriter-Legende. Interessanterweise kennen ihn viele bei uns nur als Interpreten von "You've got a Friend", das ja Carol King geschrieben hat. Da sieht man wieder, wie relativ alles in unserem Leben ist, sogar Zeit. Oder wie singt Taylor in dem heutigen Song: "Secret o' Life" aus dem Jahr 1977: "Now the thing about time is that time isn't really real. It's just your point of view, how does it feel for you?" Auch der Rest des Songs ist schon allein von den Lyrics ein Blog für sich. Einfach genießen!
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