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Alle Beziehungen, die uns etwas bedeuten, verbinden wir mit Erwartungen. Du hast viel Zeit, Vertrauen und Gefühle investiert, nun möchtest du auch die Rendite dafür abholen. Es ist ein Geben und Nehmen. Klingt plausibel, vernünftig und ökonomisch. Ist es auch.

 

Der Haken ist nur, mit Liebe und Glück hat diese Übereinkunft gar nichts zu tun. Du musst nicht gleich das Hohelied der Liebe aus der Bibel anstimmen, um mir zuzustimmen, dass Liebe nichts fordert, sondern gibt, und dass Liebe keine Bedingungen stellt, sonst wäre sie ja keine Liebe.

 

Du musst auch nicht Buddha sein, um zu verstehen, dass du dein Glück nur in dir selbst finden kannst, und nicht in Mr. oder Mrs. Right, bzw. deinen Kindern, die dir ewig zu Dank verpflichtet sind, dass du sie gnädigerweise in die Welt gebracht hast.

 

 

Ursachen für die Erwartungsfalle

 

Wenn also Liebe an keinerlei Bedingungen geknüpft sein kann, um auch als solche durchzugehen, und dein Glück nur aus dir selbst kommen kann, dann können wir von nun an getrost auf die Verbindung zwischen Erwartungen und deinem Glück bzw. deiner Liebe verzichten.

 

Leichter gesagt als getan? Gut, ich werde dir dabei helfen, ein Mindset zu schaffen, das Erwartungen überflüssig, weil nicht mehr notwendig macht. Dazu müssen wir aber erst die Übeltäter identifizieren, die dazu beitragen, dass du immer wieder in die Erwartungsfalle tappst. Und hier sind sie schon die Schurken:

 

 

 

Angst und Kontrolle

 

Du ahnst bereits, wie es zur Misere gekommen ist. Richtig, wir haben sie bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Anders gesagt, wird uns relativ schnell als Kind beigebracht, dass die Welt ein Ort zum Fürchten ist. Das liegt aber nicht an den Monstern unter deinem Bett, sondern vielmehr an der Idee der Erwachsenen, dass wir in einer gewissen Art und Weise zu funktionieren haben, und ihre Aufgabe darin besteht, uns beizubringen, was richtig und falsch ist, bzw. wie wir uns zu verhalten haben. 

 

Es scheint ein Teufelskreis zu sein, der kaum durchbrochen wird. Kinder werden darauf konditioniert, nicht gut genug zu sein, weil sie ja immer wieder Fehler begehen, bis sie dies als Tatsache verinnerlicht haben. Als Resultat steigen die Ängste bei den meisten Menschen proportional zu ihrem fortschreitenden Alter. Anders gesagt, je älter desto angstgesteuerter. 

 

Was tun die meisten Menschen, wenn sie angstgesteuert sind? Sie versuchen, ihre Umwelt zu kontrollieren. Kann man seine Umwelt kontrollieren? Natürlich nicht. Das Ergebnis ist wiederum ein Mehr an Angst und der Versuch, noch mehr Kontrolle auszuüben. Kinder, die durch diese Gehirnwäsche gegangen sind, können meist nicht anders, als bei diesem fatalen Spiel mitzumachen und es weiterzugeben.

 

 

Die Defizitbrille

 

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So ist es kein Wunder, dass sich der Fokus bei den meisten Menschen zunehmend auf die Defizite verschiebt. Schon Kinder beginnen damit ihre Freunde und Geschwister zu korrigieren, weil sie das Verhalten der Erwachsenen nachahmen. Das geht soweit, dass du, wenn du selbst erwachsen bist, dich hauptsächlich auf die Dinge in deiner Umwelt konzentrierst, die nicht stimmen.

 

Sobald du dann eine Partnerbeziehung eingehst, wirst du nach relativ kurzer Zeit beginnen, automatisch nach Fehlverhalten bei deiner vielleicht-doch-nicht-so-besseren Hälfte zu suchen. Und sobald ihr Kinder habt, kannst du die Fehlersuche auf deine Kinder ausweiten, schließlich sind ja die Kleinen in ihrer Tollpatschigkeit und Unreife dankbare Opfer dieses Spiels.

 

 

Mangelhaltung

 

Ehe du dich versiehst, besteht dein Alltag überwiegend aus Dingen, die schiefgehen. Du hast es nämlich geschafft, ein Mangelbewusstsein zu etablieren. Du erlebst dich selbst als ungenügend, zusätzlich ist dein Partner voll Fehler, und von den Kindern brauchen wir gar nicht zu reden. Wohin du auch gehst, überall begegnen dir Unzulänglichkeiten. Es scheint wie ein Virus zu sein. Sogar die Menschen in der Arbeit und andere, auf die du triffst, verhalten sich zunehmend unfähig.

 

Und wie reagierst du auf die Misere? Richtig, du beginnst wieder von vorne. Du reagierst mit mehr Angst die Kontrolle zu verlieren, was du wieder versuchst mit mehr Kontrolle und Machtausübung zu kompensieren, was deine Defizitsichtigkeit wiederum erhöht, und das führt wiederum zu der Wahrnehmung, dass deine Welt nur mehr von Idioten bevölkert ist. 

 

Was nun? Tja, die klassische Variante besteht darin, dass du Symptome entwickelst. Da hätten wir zum Beispiel Depression, Burnout, Angststörungen oder auch jede Menge rein körperlicher Erkrankungen zur Auswahl. Du kannst auch den Umweg über selbstschädigendes Verhalten gehen, angefangen von Nikotin- und Alkoholmissbrauch, Ernährungsstörungen oder anderes Suchtverhalten. Welche Variante du auch immer wählst, sie wird sicher damit enden, dass es dir auf keinen Fall besser geht.

 

So weit so fatal. 

 

 

Der Ausweg

 

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Dann kommen wir jetzt zum Ausweg aus der Misere. Alles was du lernst und gelernt hast, kannst du auch wieder verlernen bzw. neue Gewohnheiten und Verhaltensweisen erwerben. Viele Menschen beginnen erst damit, ihre Situation grundlegend zu ändern, wenn ihr Leidensdruck so groß geworden ist, oder ihre Krankheitssymptome so heftig, dass sie ihren Alltag kaum oder gar nicht mehr bewältigen können. Du musst nicht so lange warten.

 

Du weißt ja jetzt bereits wer die Antagonisten, die Bösen in diesem Stück sind: Angst, Kontrolle, defizitäre Wahrnehmung und Mangelhaltung. Und so wie es zu jedem Superschurken einen Superhelden gibt, findest du auch zu jedem deiner Übeltäter einen Protagonisten, einen guten Schutzengel, der dir den Weg ins Glück zurückweisen kann.

 

 

Von Angst und Kontrolle zur Freude und Leichtigkeit

 

Der erste Schritt besteht in der Anerkennung des Umstandes, dass du niemanden in deiner Umgebung kontrollieren musst, und schon gar nicht kontrollieren kannst. Der entscheidende Twist besteht darin, dich auf den einzigen Menschen zu konzentrieren, den du halbwegs kontrollieren kannst, nämlich dich selbst. 

 

Warum ist das so wichtig? Erstens heißt das, dass du nicht sofort mit deinem scheinbaren Lieblingshobby aufhören musst, sondern - und das ist eine Win-Win-Situation - du kannst es auf jemanden lenken, der dir auch wirklich zuhört, eben dich selbst. Entlasse deinen Partner und deine Kinder aus deiner Erwartungshaltung mit dem Gedanken, dass du ja auch nicht von ihnen gesteuert werden möchtest. 

 

Wenn du jetzt einwendest, dass das ohnehin passiert, dann ist es höchste Zeit, dass du das änderst. Deswegen überlege dir in Ruhe, für welche Bereiche in deiner Familie du zuständig sein möchtest. Halse dir dabei nicht zuviel auf, und andererseits übe dich auch darin, nicht wieder die Kontrolle an dich zu reißen für Bereiche, deren Verantwortung du abgegeben hast.

 

Gib deinen Lieben die Freiheit zurück, ihre Bereiche auf ihre Art zu regeln, auch wenn das diametral von deinen früheren Erwartungen abweicht, oder du zulassen musst, dass deine Kinder Fehler begehen, die du kommen gesehen hast. Erinnere dich einfach immer wieder liebevoll daran in Sachen Kontrolle bei dir zu bleiben. Ja, das wird im ersten Moment für manche wie ein kalter Entzug sein. Aber es lohnt sich.

 

Dein Partner, deine Kinder werden endlich die Freiheit haben, eigene Erfahrungen zu machen und endlich Verantwortung zu übernehmen, und auch du erlebst die Befreiung von Ängsten vor Ereignissen, die sowieso meist nicht eingetreten wären. Du wirst nämlich erleben, dass die Welt nicht untergeht, wenn du loslässt und dich mehr auf dich konzentrierst. Dein Partner und deine Kinder haben mehr drauf, als du ihnen vielleicht zugetraut hast, wenn sie auch die Gelegenheit haben, das zu zeigen.

 

Und du erlebst, je länger du das Loslassen zulässt, eine Freiheit und Leichtigkeit in deinem Dasein, die du schon ewig nicht mehr empfunden hast. Und je mehr du dich auf dich besinnst und dies auch annehmen kannst, desto größer wird deine Freude sein, weil du damit beginnst, Leidenschaften für dich zu entdecken, die du schon vergessen hattest.

 

 

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Von der Defizitbrille zur Selbwirksamkeit

 

Dies ist auch der Zeitpunkt die Defizitbrille mit der rosaroten Brille zu tauschen. Auch wenn Fehler suchen ein beliebtes Rätselspiel ist, wirst du sehen, dass das Gegenteil noch viel mehr Spaß macht. Sobald du nämlich Ausschau hältst nach Stärken deiner Lieben, nach Besonderheiten und dem, was sie bereit sind zu tun, bzw. nach ihren liebevollen Absichten, dann wirst du das Gefühl haben, du bist durch einen Regenbogen in ein magisches Land eingetreten.

 

Du erkennst, dass Kinder tatsächlich schlaue, liebevolle, kreative und hilfsbereite Menschen sind, wenn du den Blick dafür öffnest. Du anerkennst, dass Konflikte notwendige Möglichkeiten zum Wachsen sind. Du entdeckst, dass dein Partner dieselben Kompetenzen in Sachen Familie hat wie du. Du realisierst, dass andere Menschen, andere Wege gehen und Zugänge haben, die dir neue Perspektiven eröffnen. 

 

Und das Wichtigste. Du erlebst dich selbst in deiner vollen Kraft und Selbstwirksamkeit, wenn du endlich den Blick freigeräumt hast, weg von erfolglosen Kontrollversuchen und daraus resultierenden Ängsten. Du kannst dich letztlich als die Person wiederfinden, die du einmal warst, mit all ihren Träumen und all ihren Wünschen. Du hast auf einmal wieder die Luft zum Durchatmen, und den Fokus, dich auch um deine Bedürfnisse zu kümmern. Und das Schönste an der Sache: Das ist für dich und deine Familie das Beste.

 

 

Von der Mangelhaltung zur Dankbarkeit

 

Bleibst du Schritt für Schritt dran, an der neuen Sicht- und Lebensweise, kannst du auch letztendlich die Ernte einfahren. Denn der Mangel, den du früher überall wahrgenommen hast, wird auf einmal verschwunden sein. An seine Stelle wird eine der coolsten, weil einfachsten Superkräfte treten, die die Menschheit zu bieten hat, nämlich die Dankbarkeit.

 

Du wirst dich in einer Welt der Fülle wiederfinden. Die Fülle deiner Gaben und Begabungen, aber auch die Geschenke deines Partners, deiner Kinder, deiner gesamten Umwelt. Du wirst erkennen, dass alle Menschen, die dir begegnen ihr Bestes geben, und dir wirklich viel zu geben haben. Du wirst für dich selbst erkennen, dass deine Fehler und die Fehler der anderen eine wunderbare Chance sind, daraus zu lernen, und wir sie deshalb so dringend benötigen, und nicht vermeiden sollten.

 

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Du wirst an die Zeit zurückdenken, in der du noch voll unerfüllter Erwartungen warst, und wirst liebevoll über dich lächeln, und dich freuen, dass du es geschafft hast, einen neuen Abschnitt in deinem Bewusstsein zu betreten. Und dann kannst du dich zurücklehnen, lächeln und dich über das größte Geschenk freuen, dass dir je gemacht wurde:

 

Dein wundervolles Leben.

 

In Liebe,

 

Wolfgang

 

PS: Schreib mir von deinen Erfahrungen, oder wenn du Fragen hast unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com. Ich freu mich, von dir zu hören.