Wusstest du, dass einige Menschen pro Jahr von all den Dingen erdrückt oder erschlagen werden, die sie zwanghaft in ihrer Wohnung angehäuft haben?
Ich frage mich heute, stellvertretend für uns alle, wann es genug ist. Wann wir genug sind. Oder wann wir wirklich genug haben.
Es ist ja nicht gerade überraschend, dass wir in einer Kultur leben, die Menschen und ihren Status in der Gesellschaft danach ausrichtet, wieviel sie besitzen. Dementsprechend ist es auch logisch, dass du dir fast alles, was so gemeinhin als erstrebenswert gilt, erwerben kannst. Vorausgesetzt du hast genug Kohle. So kannst du Berühmtheit kaufen, eine Karriere als Sänger, Schauspieler, oder was auch immer, du kannst ganze Fußballmannschaften inklusive Titel kaufen. Du kannst dir Macht kaufen. Länder. Menschen. Gesundheit. Und sogar Schönheit.
Aus diesem Grund reden alle nur mehr davon, wieviel Geld etwas erwirtschaftet hat. Selbst bei Künstlern reden wir nicht mehr über die Kunst, sondern lieber darüber, wieviele Exemplare verkauft wurden, was das Bild wert ist, oder wie reich jemand geworden ist, durch seine Werke.
Firmen wie Apple vermitteln sogar ihren Käufern das Gefühl, dass sie Teil eines exklusiven Zirkels sind, und das obwohl letztes Jahr mehr als 200 Millionen I-Phones verkauft wurden. Und gewisse Marken leben geradezu von dem Gefühl des Nicht-gut-genug-seins jener Massen, die sie sich nicht leisten können.
Als wäre das nicht schon zweifelhaft genug, arbeiten wir alle daran, uns auf unser Ungenügen zu konditionieren. Familie und Schule führen uns von klein auf unsere Mängel vor Augen, während die Wirtschaft gleich Abhilfe und Linderung mittels Konsum in allen Facetten verspricht.
Bis zum Erwachsenenalter sind wir alle schön bedürftig, und so manche unter uns tatsächlich von etlichen Substanzen abhängig. Und selbst jene, die nicht süchtig sind nach Koffein, Nikotin oder Zucker, werden das Gefühl nicht los, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, bzw. dass sie nicht genug sind.
Nicht zu vergessen, die Zeit. Die ist nie genug. Oder kennst du jemanden, der sich rühmt mit zuviel Zeit gesegnet zu sein?
Und wozu das ganze Aufsehen? Bestehen wir und alles rund um uns herum doch zu 99,999999999% aus nichts anderem als luftleerem Raum.
Apropos: Interessanterweise ist es gerade dieser, also der Raum, der uns ja eigentlich so wertvoll erscheint. Menschen geben ein Vermögen aus, für Wohnungen, Grund und Häuser. Doch was haben wir von all dem vielen Raum, wenn wir ihn erst recht wieder mit Dingen vollstopfen?
Sind wir tatsächlich alle wehrlose Opfer des heißersehnten Dopaminkicks? Ich meine, wer kennt nicht das wohlige Gefühl einer ganz neuen Anschaffung?
Doch irgendwann entdecken wir alle, dass etwas mit der Welt nicht stimmt. Dass die vererbten Überzeugungen und Glaubenssätze, die uns runterziehen, nicht alles gewesen sein können. Bis manche von uns, wirklich genug haben, davon, nicht genug zu haben.
So gibt es heute viele einzelne Bewegungen, die das Ziel haben, uns wieder auf das Wesentliche zu reduzieren. Egal ob Minimalismus, Zero-Waste, Mini-Häuser, oder das neue Bewusstsein in Sachen Gesundheit, sie alle wehren sich gegen den Fluch der alten Doktrin von Wachstum und unbewusstem Konsum.
Doch Hand aus Herz: Was hast du davon, wenn du dich zwar vegan und bio ernährst, aber sonst dein Leben immer noch gegen die Wand fährst?
Dies führt uns direkt zur Wurzel des Gefühls, nicht genug zu haben, nicht genug zu sein, und Opfer der Umstände und Vergänglichkeit zu sein. Wir haben uns eine Welt erschaffen, die uns nur eines garantiert: Verfall und Verderben.
Kein Wunder, dass alle sich vor der Zeit fürchten, die uns letztendlich nur den Tod beschert, wenn alles, was wir tun können, früher oder später niemanden mehr interessiert. So interessiert dein Erfolg von heute, morgen bereits niemanden mehr.
Für mich ist es nur wirklich erstaunlich, dass so viele Menschen, nachwievor der Karotte hinterherlaufen, die sie zwar vom Wesentlichen ablenkt, aber auch immer schön unzufrieden hält.
Dass wir alle den Schlüssel zum Genügen in uns tragen, erscheint dabei fast schon als Ironie. Noch witziger ist der Umstand, dass dies weder ein Geheimnis noch neu ist. Doch schaffen wir es immer wieder, aus den besten Ideen die garantiert falschen Schlüsse zu ziehen.
Doch du und ich, wir beide wissen bereits, dass eine Welt gibt, in der es keinen Mangel gibt, keine lineare Zeit und auch keinen Wettbewerb. Du findest sie, mit jedem Atemzug, der dich deinem Selbst näherbringt.
Du findest sie, jedes Mal, wenn du mutig genug bist, deine Integrität zu behaupten, zu deinen Gefühlen zu stehen, und alles was in dir ist, anzunehmen, als goldrichtig.
Du findest sie, wenn du präsent bist, in jedem Augenblick, und bemerkst, dass deine Bestimmung genau darin zu finden ist, jeden Moment bei dir zu bleiben.
Du findest sie, wenn du deiner unendlichen Liebe in dir gewährst, hinauszutreten in die Welt, um nicht nur dich zu zeigen, sondern allen anderen klarzumachen, dass es nur eine Wahrheit gibt, die uns alle eint.
Du findest sie letztlich dann, wenn du weißt, dass es nichts zu tun gibt. Weil alles, was du bist perfekter nicht sein könnte.
Und du findest sie in dem Bewusstsein, dass es nichts gibt in dieser Welt, das nicht stimmt, außer dem Glauben, dass etwas fehlt.
Ich hoffe für dich dass du bereits auf dem Weg bist, der dir zu erkennen hilft, dass du immer schon genug warst. Ich freue mich von deinen Erfahrungen zu hören, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com. Außerdem kann ich dich gerne auf deinem Weg ins Glück begleiten. Melde dich einfach für ein unverbindliches Gespräch bei mir.
Alles Liebe,
dein Wolfgang
PS: Als Jimmy Eat World von ihrem Label Capitol Records als nicht erfolgreich genug eingestuft wurden, und die Band auch noch das Schreiben eines Mädchens erhielt, das das Gefühl hatte nicht gut genug für die anderen Punks zu sein (was für eine Ironie!), entstand schließlich 2001 der Song "The Middle". Und obwohl die Bandmitglieder der Meinung waren, dass der Song nicht gut genug, weil zu simpel gestrickt war, wurde er zum bekanntesten Titel von Jimmy Eat World. Schon an dieser Geschichte ist soviel zum Lernen. Doch ich will dir "The Middle" auch aus zwei anderen Gründen servieren. Erstens die Lyrics, die uns daran erinnern, dass wir alle gerate mitten in unserem Prozess sind, uns weiterzuentwickeln, obwohl längst alles gut ist, und zweitens die guten Vibes, die dir der Song mitgibt.