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Eines vorweg: Ich werde dich enttäuschen müssen. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass wir mit unserem jetzigen Bewusstsein nicht imstande sind, die großen Herausforderungen unserer Gesellschaft nachhaltig zu lösen. Was wir aber schon können, ist, diesen Prozess der Bewusstseinsveränderung herbeizuführen, und dazu möchte ich mit diesem Artikel meinen Beitrag leisten.

 

Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, ist es unumgänglich, solche Ideen und Visionen anzudenken, die den momentanen gesellschaftlichen Rahmen sprengen und bisweilen sogar völlig abgehoben und unrealistisch erscheinen. Deshalb bitte ich dich schon jetzt, deinen Geist und dein Herz für das Neue zu öffnen.

 

Du kannst dich ja sicher noch erinnern, dass ich in Teil 1 - "Warum unsere Gesellschaft heute nicht funktionieren kann" jene Paradigmen unserer aktuellen Gesellschaft behandelt habe, die für mich den wesentlichen Anteil daran haben, dass es in den wichtigsten Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens zu Krisen gekommen ist. Heute möchte ich diesen alten Paradigmen neue Visionen von Weltbildern gegenüberstellen, die an ihre Stelle treten sollen, um den ersten Schritt einer Veränderung herbeiführen zu können.

 

Hier ist die Gegenüberstellung der Paradigmen:

 

 

 

Ko-Kreation und Unterstützung

 

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Das kapitalistische Paradigma des freien Wettbewerbs ist für uns eine fixe Größe in unserem Leben, sei es im privaten oder im öffentlichen Bereich. Deshalb ist es für viele Menschen undenkbar auf dieses Prinzip zu verzichten. Es wird sogar oft zum typisch männlichen Wesenszug hochstilisiert, ganz so, als wäre Wettbewerb der männlichen Hälfte der Bevölkerung angeboren. Dieses Klischee wurde nicht nur zur Untermauerung männlicher Dominanz ausgeschlachtet, sondern ist auch seit jeher taktisch intelligent - vor allem in der Werbung - benutzt worden, um simple, dualistische Stereotypen hochzuhalten, die helfen sollen, den Konsum anzuregen.

 

Gleichzeitig wurde das Konkurrenzdenken noch befeuert, in dem jene Güter und Dinge, die selten oder schwer zu erwerben sind, in ihrem Wert immer weiter gestiegen sind. Doch genau wie man den Mythos der Konkurrenz geschaffen hat, können wir auch andere Leitbilder etablieren. Warum sollte es zum Beispiel nicht männlich sein, einander zu unterstützen?

 

Auch die Helden in aktuellen Geschichte sind ja bereits als Helfer und Retter unterwegs. Es muss auch möglich sein, dass Politiker wieder lernen, aufeinander zuzugehen und die eigene Position nicht dadurch zu stärken, die politischen Mitbewerber runterzumachen. Warum sollte es nicht möglich sein, eine Wirtschaft zu fördern, die auf Gemeinschaft und Teamwork aufbaut. Bereits jetzt gibt es Firmen, die nicht nur das Wohl ihrer Mitarbeiter, sondern der gesamten Menschheit im Auge haben.

 

Wenn wir es schaffen, eine Kultur des Miteinander und der Unterstützung als gesellschaftliches Leitbild zu etablieren, kann es auch gelingen, die Angst der Menschen vor dem Unbekannten zu verringern. Dies kann vor allem auch dann gelingen, wenn wir Gemeinsamkeiten hervorheben, die wir Menschen alle haben, unabhängig von unserer Herkunft, Hautfarbe, oder des Geschlechts.

 

Wenn es gelingt, allen Menschen das Gefühl zu geben, wichtig und wertvoll zu sein, und sie auch materiell dabei unterstützen, dann muss weder die eine noch die ander Seite Ressentiments aufrecht erhalten, vor allem wenn wir gleichzeitig daran arbeiten, nicht mehr in Kategorien von Gewinnern und Verlierern zu denken.

 

Am allerwichtigsten ist es, unseren Kindern vorzuleben, dass wir einander unterstützen, weil wir alle Teil einer globalen Familie sind, beginnend mit der der Unterstützung unserer Kinder, bis hin zur Zusammenarbeit zwischen Ländern weltweit. Dabei hilft uns das nächste Leitbild.

 

 

(bedingungslose) Liebe und Gleichwürdigkeit

 

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Stell dir vor, es gibt einen Ort für junge Menschen, den sie alle lieben, weil sie sich dort nach Herzen entfalten können, ihre Wissbegierde, ihren Forscherdrang und ihre Kreativität ausleben können, und weil sie dort obendrein ihre Freunde treffen können. Außerdem wissen sie, dass sie and diesem Ort so akzeptiert werden, wie sie sind, weder be- noch verurteilt werden und sie Rückmeldung nur erhalten, wenn sie das möchten. Würdest du nicht auch wollen, dass deine Kinder so einen Ort haben, den sie fast täglich aufsuchen können? Frag mich aber nicht nach seinem Namen. Momentan kann ich dir nur sagen, wie er sicher nicht heißt.

 

Viel wichtiger ist, die Art und Weise wie Menschen dort einander begegnen. Gleichwürdigkeit ist eines der Fundamente im Umgang miteinander, aber das gilt nicht nur für den Ort, an dem Kinder und Jugendliche lernen. Gleiche Würde gibt es in dieser Welt für alle Menschen, einfach so. Das gilt auch für die Familien zu Hause. Schließlich weiß hier jeder Mensch, dass wir nur von Liebe sprechen können, wenn es keine Erwartungen und keine Bedingungen gibt.

 

Dieses Prinzip der bedingungslosen Wertschätzung ist deswegen auch in der Arbeitswelt etabliert und auch die beiden Geschlechter wissen um ihren gegenseitigen Wert, und sind mehr damit beschäftigt, dies als Vorteil zu nutzen, als einander gering zu schätzen. Selbst wenn der eine oder andere wieder in altes, bewertendes Verhalten zurückfällt, nimmt das niemand tragisch. Und das liegt vor allem auch am nächsten Paradigma.

 

 

Verantwortung und Verständnis

 

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Nach diesem kurzen Ausflug in einen Ort der Zukunft, möchte ich einen Satz zitieren, den ich einmal gehört habe: 

 

"Du bist immer verantwortlich, aber nie Schuld!"

 

In diesem Zitat liegt für mich der Schlüssel für alles, was mit dem Thema Verantwortung zu tun hat. Denn es besagt einerseits, dass wir wir immer - ausnahmslos - für unsere  Handlungen und Taten verantwortlich sind, und zwar zu 100%, aber dass wir nie deswegen Schuld auf uns laden. Das bedeutet eben, dass wir immer bereit sein sollten, zu unseren Taten zu stehen, und dass wir vor allem ein Bewusstsein entwickeln sollten, für deren Konsequenzen. Aber im Gegensatz zum alten Paradigma von Recht und Gerechtigkeit, stecken keinerlei Wertungen oder Emotionen in diesem Leitbild, die unser Urteilsvermögen trüben können.

 

Darin liegt auch die Kraft und Stärke in diesem neuen Paradigma. Wenn ich gewohnt bin für all meine Handlungen die volle Verantwortung zu übernehmen, dann erkenne ich die Tragweite meiner Verhaltensweisen an und zeige auch den Respekt für meine Mitmenschen und für die gesamte Welt.

 

Verbinden wir dann auch noch Verantwortung mit Verständnis, dann heben wir unser Bewusstsein auf eine völlig neue Ebene. Was ist eigentlich mit Verständnis gemeint? Es geht hier um die grundlegenden Bereitschaft anzuerkennen, dass wir alle nach unserer eigenen Wahrheit handeln. Und selbst wenn wir nicht alle Handlungsweisen konkret und als solche nachvollziehen können, so ist es doch möglich zu verstehen, dass jede Handlung Ausdruck einer persönlichen Wahrheit eines Menschen darstellt.

 

Somit stellt diese Erkenntnis für uns den Ausweg aus dem Dilemma der Unmöglichkeit von Gerechtigkeit dar: Denn wo es Verständnis gibt, braucht es auch kein Verlangen nach Recht mehr. Auch die Frage nach Verzeihung stellt sich nicht mehr. Es gibt nämlich nichts mehr zu verzeihen, sondern nur mehr zu verstehen. Auf diese Weise führt sich auch der Gedanke nach staatlicher oder privater Vergeltung und Sanktionen ad absurdum.

 

Natürlich mag so eine Gedankenspiel bei vielen Unbehagen oder gar Angst auslösen, wir alle spüren ja immer wieder eine große Sehnsucht nach einer höheren Ordnungsmacht. Aber erst wenn wir bereit sind, völlig neue Wege zu gehen, die eben bisweilen Staunen und Kopfschütteln auslösen, gibt es überhaupt eine Chance für uns, ein höheres Bewusstsein zu entwickeln. Jesus von Nazareth hat immerhin bereits vor 2000 Jahren darauf aufmerksam gemacht, das die Devise "Auge um Auge" ein Irrweg für uns Menschen ist. Wäre es nicht langsam an der Zeit, das wir auch zwischenmenschlich und seelisch im 21. Jahrhundert ankommen?

 

Ich gebe dir ein Beispiel: Als Reaktion auf die Ermordung seines Vaters ging ein amerikanischer Professor in ein Gefängnis für Schwerverbrecher, um sie in kreativem Schreiben zu unterrichten, und er tut dies mit großem Erfolg bis heute. Dieser Mann zeigt genau das Bewusstsein, von dem ich spreche. Er versteht, dass auch Menschen, die Extremes tun, immer noch Menschen sind, die wir letztlich verstehen können. Außerdem ist dieses Verständnis keine Einbahnstraße. Auch die Insassen erhalten die Möglichkeit auf diese Weise eine neue Perspektive einzunehmen und wieder mehr von ihrer eigenen Humanitas zu entwickeln.

 

Kannst du dir vorstellen auf dein Recht, deine Gerechtigkeit zu verzichten, oder steht dir das nächste alte Paradigma, also dein Ego  noch im Weg?

 

 

Gemeinschaft und Dienen

 

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Wie ich im ersten Teil dieser Serie bereits erwähnt habe, steht uns das Ego, auch wenn wir es uns hart erarbeitet haben, die meiste Zeit im Weg. Unser Ego führt dazu, dass wir uns nicht gut in unserer Haut fühlen, weil es unablässig nach Aufmerksamkeit und überhöhter Zuwendung schreit. Und als wäre das nicht genug, macht unser Ego uns auch noch zu katastrophalen Eltern, die die ganze Zeit damit beschäftigt sind, die selbst empfundene Unzulänglichkeit auf ihre Kinder zu projizieren. Du siehst, wie du die Sache auch drehst und wendest, dein Ich hat hauptsächlich die Aufgabe, seltsame Geschichten über dich und die Welt zu erzählen, und dich auf diese Weise zum braven Konsumenten zu machen.

 

Keine Angst, ich möchte dich nicht völlig deiner Identität berauben. Ich möchte dir nur die Krone deines Egos vom Haupt nehmen, um dir einen neuen Blick auf die Welt zu verschaffen, die Welt des WIR; aber nicht als Pluralis Majestatis, sondern als Altruismus - besser gesagt als Dienen. Sämtliche Persönlichkeiten in der Geschichte der Menschheit, die wir als besonders und in ihrem Wirken als vorbildlich empfinden, haben sich irgendwann in ihrem Lebensweg entschieden, ihr Leben dem Dienen zu widmen.

 

Einige von ihnen hatten das nie vor, doch als es soweit war, und ihnen das Leben auf die Schulter geklopft hat, um sie zu rufen, haben sie erkannt, dass sie erst ihre Bestimmung finden, wenn sei einer größeren Sache für die Menschheit dienen. Du findest Beispiele für diese Personen in jeder Epoche der Geschichte, in allen Erdteilen und Lebensbereichen. Viele von ihnen sind nicht einmal berühmt geworden, habe aber trotzdem dazu beigetragen, dass wir erkennen, dass wir alle Teil einer großen Familie sind.

 

Du kannst auch in deinem unmittelbaren Umfeld dienen. Angefangen von deiner Familie bis hin zu Menschen, die dir in deinem Leben begegnen. Jeden Tag, fast jeden Moment deiner Existenz erhältst du die Chance etwas für andere zu tun. Dies mag jetzt für dich so klingen, als solltest du deine eigenen Bedürfnisse außer Acht lassen. Aber  genau das Gegenteil ist der Fall.

 

Gerade erst dann, wenn du dich in deiner Entwicklung zuerst auf die Entfaltung deines Potentials, deiner Herzensangelegenheit konzentrierst, weißt du, was es ist, das du für die Gemeinschaft tun kannst. Selbst wenn das Gärtnern deine Leidenschaft ist, gibt es unendlich viele Möglichkeiten, deine Leidenschaft wohlwollend mit der Welt zu teilen. Eine Bekannte von mir hat zum Beispiel in meinem Heimatort einen Gemeinschaftsgarten auf öffentlichem Grund initiiert, der nicht nur die Lebensqualität für alle Einwohner hebt, sondern auch alle Menschen einlädt, die Schönheit von Natur und Gartenkultur zu erleben und sie motiviert, selbst in diese Richtung aktiv zu werden. Und in den USA gibt es etliche gemeinnützige Urban Gardening Projekte in Großstädten, die nicht nur sozial benachteiligten Menschen helfen, sondern die ein positives Klima des Miteinander erzeugen.

 

Apropos Klima. Gerade solche Projekte leisten auch einen wesentlichen Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutzbewusstsein. Wie du siehst, liegt die Kraft und Wirkung solcher Initiativen, die ursprünglich vielleicht von einer Person ausgehen, letztendlich in der wundersamen Wirkung von Gemeinschaft. Wenn wir alle von klein auf lernen, dass das Dienen und das Miteinander in allen Bereichen eine positive Wirkung für uns alle und auch den Planeten haben, dann werden auch Politiker begreifen, dass unsere Zukunft nur im Miteinander liegt. Das bringt uns auch schon zu den letzten Paradigmen.

 

 

Fülle und Dankbarkeit

 

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Genauso wie Mangel und Bedürftigkeit das durchgängige Prinzip unserer jetzigen Welt sind, die aus all den anderen Leitbildern resultieren, so gipfeln die von mir dargestellten, neuen Paradigmen in einem Dasein, getragen von Fülle und Dankbarkeit. Sobald du verstehst, dass unsere höhere Bestimmung darin liegt, für einander da zu sein, einander zu bedingungslos zu unterstützen in Liebe und Demut, dann führt dies automatisch zu einem Gefühl der ständigen Dankbarkeit und Fülle in unserem Leben.

 

Wenn du begreifst, dass wir alle eine wichtige Rolle im Gefüge des Ganzen spielen und wir auf diese Weise unsere beste Version leben können, dann wird es auch logisch für dich sein, dass wir, wenn wir uns dienend und dankbar sehen, zu so viel mehr fähig sind, als wenn wir so tun, als gehörten wir nicht dazu, und wir quasi zu Tumoren und Krebsgeschwüren im Gesamtorganismus mutieren, die gegen alle kämpfen und letztendlich uns alle nur dem Untergang näher bringen können.

 

Kannst du immer öfters dein Ego hinter dir lassen, dann erlebst du die Fülle und den Reichtum deiner Existenz, die sich in der Beziehung zu den anderen Menschen offenbaren. Somit eröffnet sich der Weg zur Dankbarkeit für all die wunderbaren Dinge in deinem Leben. Kultivierst du diese Haltung als tägliches Ritual, erlebst du auch die Geschenke und den Reichtum, die dir beschert werden. Und wenn du deinem Herzen folgst und deine Gabe in den Dienst der Menschheit stellst, wirst du dich selbst als Schöpferin erleben und die ganze Menschheit kann davon profitieren.

 

 

Wie setzen wir das alles um?

 

Mir ist klar, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben. Aber so, wie ich oben bereits beschrieben habe, kann jeder von uns seinen Beitrag leisten, in der Art und Weise, die ihm gegeben ist. Ein Teil meiner Mission ist das geschriebene Wort. Und auch wenn diese Zeilen wahrscheinlich nicht von vielen gelesen werden, möchte ich auf diese Weise meinen Beitrag leisten, schrittweise unser Bewusstsein zu verändern. Jede kleine Handlung, jede liebevolle Absicht zählt. Auch du zählst.

 

In diesem Sinne wünsche ich dir auf deinem, unserem Weg viel Erfolg. Ich freue mich, von dir zu hören, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com

 

In Liebe,

 

Wolfgang

 

PS: Wenn schon Tears For Fears beim ersten Teil dran waren, dann auch gleich beim zweiten Teil. Schließlich ist "Sowing the Seeds of Love" aus dem Jahr 1989 schon des Titels wegen nicht zu ignorieren. Auch wenn "Woman in Chains" mein Favorit dieses Albums ist, vermittelt "Seeds of Love" genau jenen Aubruchsound, der uns alle inspiriert, unseren Allerwertesten hochzubekommen, um an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten.