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Ist es nicht ein wunderschöner Gedanke, die Welt so zu verlassen wie du sie betreten hast? Schließlich kommen wir am Tag unserer Geburt als ein liebendes, offenes Bewusstsein, frei von jeglichem Ego. Wäre es nicht schön, uns dasselbe Geschenk zu machen, für den Moment, in dem wir uns wieder aus diesem Körper verabschieden?

 

Eigentlich würde ich sagen, je früher du dich von den Ketten deines Egos befreien kannst, desto lebenswerter und glücklicher wird sich dein Dasein gestalten. 

 

Doch eins nach dem anderen.

 

 

Die wundersame Reise deines Ichs

 

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Von dem Augenblick an, da du das Licht der Welt erblickst, bis zu dem Tag, an dem du dich zum ersten Mal im Spiegel erkennst, vergehen ungefähr ein einhalb Jahre. Es ist wahrlich ein Meilenstein, die Geburt deines Ichs.

 

Um dich gleich einmal von deiner Umwelt abzugrenzen, entdeckst du relativ rasch das "Nein" und das, was wir als eigenen Willen bezeichnen. Für deine Eltern ist somit eine neue Ära angebrochen. Denn ab nun funktionierst du nicht mehr so, wie Mama und Papa das gerne hätten. Deswegen wirst du gleich in die Schublade namens "Trotzphase" gesteckt, und du erfährst zum ersten Mal, das mehrere Egos im selben Raum, nicht wirklich miteinander können.

 

Wenn dann dein Hirn bereits so vernetzt ist, dass es auch abstrahieren kann, beginnt das Spielchen im Jugendalter wieder  von vorne. Diesmal geht es wirklich ans Eingemachte. Du stellst alles in Frage, um herauszufinden, wer du eigentlich bist. Und das soll dann mal ganz anders sein als das elterliche Vorbild.

 

Mittlerweile hat dein Ich dir schon geholfen, alle Mangelbedürfnisse deiner Kultur zu verinnerlichen, damit du ein tüchtiges Rädchen im Getriebe der Gesellschaft sein kannst, voll von gleichgeschalteter Individualität. Läuft alles nach Plan, bist du als junger Erwachsene endlich so weit: Du hast deine Identität gefunden. Oder sagen wir, dein Ego hat dich voll im Griff.

 

 

Dein Ego, dein Feind

 

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Manche beginnen sich an dieser Stelle bereits zu fragen: "Wie konnte es nur soweit kommen?" Eben noch war alles offen, deine Zukunft, die Welt, dein Geist. Und auf einmal fühlt sich alles nur mehr seltsam bis beklemmend an.

 

Was ist passiert? Dein Ego ist passiert.

 

Kaum erscheint dein Ego auf der Bildfläche, beginnt es nämlich damit, dich zu sabotieren. Hast du etwas falsch gemacht, dass es soweit gekommen ist? Wohl kaum. Du konntest nicht anders. Wir alle gehen diesen Weg, auch wenn nicht jedes Ego gleich bzw. gleich groß ist.

 

Prinzipiell kannst du davon ausgehen, dass wir alle von unserem Ich geplagt werden. Und je länger es sich entfalten kann, desto größer ist sein Einfluss.

 

Du könntest dich jetzt fragen: "Was ist eigentlich so schlimm am Wirken unseres Egos, dass es hier sogar als Feind bezeichnet wird?"

 

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Liste gefällig? Bitte sehr:

 

 

Wahrscheinlich ist dir bei dieser Aufzählung bereits aufgefallen, dass unsere Gesellschaft sehr Ego orientiert ist; was nicht gerade hilfreich ist. Übrigens, wenn du noch nicht genug über die Auswirkungen des Ego gehört hast, sieh dir ein paar Filme mit Leonardo di Caprio an. Er hat sich regelrecht auf Egomanen spezialisiert. Hier die besten Beispiele: 

 

 

Okay, jetzt, wo wir den Feind identifiziert haben, sollten wir uns überlegen, wie wir ihn besiegen können.

 

 

Überwindung des Egos

 

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Ich habe für dich ein paar Übungen und Geisteshaltungen zusammengetragen, die dir sicherlich helfen können. Fertig? Dann lass uns loslegen:

 

Nicht reagieren

 

Die erste Übung ist im Prinzip die einfachste, und gleichzeitig oft auch die schwierigste: Nicht reagieren. Versuche mehrmals am Tag einfach keine Reaktion auf deine Umwelt zu zeigen, vor allem dann, wenn du den Eindruck hast, kritisiert, provoziert, oder gar beleidigt zu werden.

 

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Statt zu reagieren, lenke deine Aufmerksamkeit darauf, dich selbst zu beobachten. Dein Bewusstsein lässt nämlich dein Ego schrumpfen, mit jedem Moment, den es präsent ist. Denn im Gegensatz zu deinem Ego bleibt dein Bewusstsein immer neutral.

 

Loslassen

 

Zweitens möchte ich dir einen Leitspruch ans Herz legen:

 

"Veränderung ist die einzige Konstante."

 

Wenn dir klar wird, dass alles vergänglich ist, im Guten wie im Schlechten, fällt es dir leichter, loszulassen. Auch etwas, dass dein Ego gar nicht mag. Dein Ego ist nämlich wie ein kleines Klammeräffchen, das sich an jede Erfahrung hängt, damit dein emotionaler Rucksack möglichst schwer wird.

 

Unterschied Ego - Bewusstsein

 

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Wie bereits erwähnt, ist es sehr wertvoll für dich, zwischen deinem Bewusstsein und deinem Ego zu unterscheiden. Wenn du dir nicht sicher bist, höre in dich hinein. Wenn es ruhig ist, und du einfach da bist, ist das dein Bewusstsein. Die nervige Stimme mit Sprechdurchfall hingegen, die ist dein Ego. Dein Bewusstsein stellt keinerlei Forderungen an dich, während dein Ego gar nicht genug bekommen kann.

 

Dissoziation

 

Um dir diese Unterscheidung zu erleichtern, bedienen wir uns einer Technik, die wir alle beherrschen: die Dissoziation. Dies ist der Prozess, dich von deinem Ich abzuspalten. Ich gebe dir ein alltägliches Beispiel: Du bist sicher schon einmal mit deinem Auto von A nach B gefahren, und als du angekommen bist, wusstest du nicht mehr wie.

 

Dissoziation wird in der Psychologie eher als Symptom einer krankhaften Veränderung der Psyche gesehen. Du kannst sie aber auch zu deinem Vorteil, sprich für deine seelische Gesundheit, benutzen.

 

Wenn du nämlich lernst, in emotionalen oder stressigen Situationen, aus deinem Ich herauszutreten, und dich wie in einem Film zu beobachten, wirst du merken, dass die Ereignisse dich nicht mehr so belasten, bzw. dein Ego nicht mehr auf den Plan gerufen wird, um in die Opferrolle zu schlüpfen. Stell dir das belastende Ereignis zusätzlich auch noch in Schwarz-Weiß vor und verkleinert. Auf diese Weise kannst du den Effekt noch steigern.

 

Plus-Minus-Gleichheitszeichen

 

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Eine interessante Technik, dein Ego in Balance zu halten, stellt die "Plus-Minus-Gleichheitszeichen-Übung" dar. Das "+" steht dabei für Menschen, die in ihrem Bewusstsein, in dem Bereich, der dich interessiert, über dir in der Entwicklung stehen, also schon weiter sind, dir somit als Vorbild oder Mentoren dienen können.

 

Das "-" steht für Menschen, für die du eine Bereicherung und Inspiration sein kannst, weil du schon weiter bist. Und das "=" steht für Menschen, die sich gerade ungefähr auf derselben Stufe wie du befinden. Wenn du es schaffst, eine gesunde Mischung dieser drei Personengruppen in deinem Umfeld zu etablieren, hilft das auch deinem Ego in Balance zu bleiben.

 

Verletzlichkeit

 

Der nächste Schritt ist bereits gewagter. Es geht um deine Verletzlichkeit. Wenn es dir gelingt, deine Fehler, deine Wunden offen zu zeigen, ohne in die Opferrolle abzugleiten, tust du deinem Ego keinen Gefallen. Demut und Ego passen gar nicht gut zusammen. Je transparenter und offener du deine eigene Verletzlichkeit zeigen kannst, und dies auch als Chance und Befreiung erleben kannst, desto kleiner wird dabei dein Ego.

 

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Dienen

 

Kommen wir nun zum wichtigsten Schritt: Dem Dienen. Es gibt nichts Gefährlicheres für dein Ego, als der aufrichtige Wunsch, anderen Menschen zu helfen, oder sie bedingungslos zu unterstützen. Sobald du dein Herz für deine Mitmenschen öffnest, wird das deinem Ego wahrscheinlich den Todesstoß versetzen; vor allem, wenn du dein Leben in den Dienst an andere stellst.

 

Das heißt nicht, dass du gleich die Welt retten musst. Wenn du aber genauer hinsiehst und zuhörst, wirst du sicher genügend Möglichkeiten finden, anderen zu dienen, und dies sogar mit Dingen, die du gerne tust.

 

Um dir ein wenig auf die Sprünge zu helfen, wie das gemeint ist, will ich wieder ein wunderbares Video mit dir teilen. Der TED Talk von Jonathan Gravenor hat mich sogar zu Tränen gerührt.

 

 

 

Der schöne Tod deines Egos

 

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Um den Kreis zu schließen, möchte ich wieder auf das Bild vom Anfang zurückkommen. Du musst erst dein Ego finden, um es letztlich auch überwinden zu können. Für mich ist die Vorstellung vom Tod meines Egos, und das hoffentlich möglichst lange vor meinem tatsächlichen Ableben, ein hehres Ziel, das ich als meinen Heiligen Gral vor mir hertragen kann. Selbst wenn ich es nicht ganz erreichen sollte, ist jeder Schritt in seine Richtung, eine Bereicherung für uns alle.

 

Ich hoffe, ich konnte auch dich inspirieren, deinem Ego zumindest hin und wieder ein Schnippchen zu schlagen. Ich wünsche dir alles Gute bei deinen Versuchen. Schreib mir, wie es dir ergangen ist, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com

 

In Liebe,

 

Wolfgang