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Siehst du dich als Frau? Oder als Mann?

 

Wir leben in einer Welt, die sich zunehmend für die Vielfalt von Geschlechtsrollen, abseits des biologischen Dualismus, öffnet. So wurde bereits in Deutschland und Österreich ein offizielles, drittes Geschlecht eingeführt. Und weltweit entstehen fast täglich neue Bezeichnungen und Identitäten, die alle eines gemeinsam haben: Sie wollen uns aus dem überholten, binären Korsett von Mann und Frau befreien.

 

Solltest du dich jetzt nicht als genderfluid, queer oder nicht-binär sehen, mag dir jetzt vielleicht in den Sinn kommen, was das Ganze mit dir zu tun hat?

 

Die Antwort darauf soll dir der heutige Blog liefern. Ich rate dir nur, bleib dran, denn das Ergebnis wird dich höchstwahrscheinlich überraschen.

 

 

Zwiespältige, neue Welt

 

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Kinder und Jugendliche von heute erleben die Vielfalt der Geschlechter einerseits als das Natürlichste der Welt, und selbst in Mainstream Formaten werden immer wieder Menschen gezeigt, die sich nicht auf ihr biologisches Erbgut reduzieren lassen wollen.

 

Andererseits wird denselben Nachwuchskonsumenten eine Welt suggeriert, die strikt in rosa und blaue Stereotypen des Zielgruppenmarketings getaucht ist. Obendrein werfen Youtuber oft mit ihrem begrenzten Horizont nur so um sich. Mit dem Resultat, dass 13jährige homophobe Sager gedankenlos nachplappern, und sich ihre Rollenbilder vorüber von jenen holen, die durch ihre Herkunft oft keine Identität haben.

 

Doch auch  in der Erwachsenenabteilung geht es ähnlich widersprüchlich zu. Durch die Pornografisierung unserer Gesellschaft werden deftige Geschlechterklischees oft gar nicht mehr wahrgenommen, um sie dann in den Frauen- oder Männerrunden umso genüsslicher wiederzukauen.

 

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Und wenn heutzutage alle Geschlechter auf ihre körperliche Attraktivität reduziert werden, ist das zwar irgendwie ein Fortschritt, der aber den Preis hat, bei uns allen dafür zu sorgen, dass wir uns unzulänglich in unserer Haut fühlen, und junge Frauen Pornodartellerinnen nacheifern, ihre Rundungen künstlich aufblasen und aufspritzen lassen zu müssen.

 

Letztendlich leben wir in einer Welt, die alles zulässt, und dadurch alle zutiefst verunsichert. Viele reagieren auf diesen Pluralismus damit, durch einen versuchten Rückschritt, wieder mehr Orientierung zu gewinnen. Was dem religiösen Fundamentalismus und Fanatismus Tor und Tür öffnet.

 

 

Geschlecht ist nicht Geschlecht

 

Doch es gibt auch Menschen, die sich auf die neue Offenheit einlassen können, ohne zu wissen, wo sie landen werden. Es gibt sogar Eltern, die ihr Kind selbst darüber entscheiden lassen, welcher Geschlechteridentität sie sich zugehörig fühlen, unabhängig von ihren biologischen Geschlechtsmerkmalen.

 

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Warum ist eigentlich die Trennung zwischen biologischem und persönlich erlebtem Geschlecht so bedeutend? Wäre es nicht besser, einfach bei der Einteilung in Frauen und Männern zu bleiben? Vor allem wenn du gar nicht das Gefühl hast, etwas ändern zu wollen?

 

Dass die Sache nicht so einfach ist, wie wir das oft gerne hätten, wird gerade bei heterosexuellen Beziehungen schnell offensichtlich. Es ist zwar witzig, wenn Frauen über Männer lästern, ob ihrer Unfähigkeit, und Männer genau dasselbe in Sachen Frauen abhalten. Doch leider verfehlt es irgendwie das Thema.

 

Wie sollen wir sinnerfüllte und glückliche Beziehungen führen können, wenn wir nur betonen, wie primitiv alle Männer, wie dämlich alle Frauen sind, und beide Geschlechter vor allem eines leben: Das Unverständnis dem anderen Geschlecht gegenüber?

 

 

Die Frau in dir

 

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Es gibt die biologische Frau und Weiblichkeit an sich. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass alle Menschen diese Weiblichkeit in sich tragen. Das hat nichts mit sexueller Orientierung zu tun.

 

Ich gebe dir ein Beispiel. Ich selbst sehe mich als heterosexuellen Mann. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen liebe ich meine eigene Femininität. Es ist nicht einfach, diese gefühlte Weiblichkeit in Worte zu fassen, ohne in Klischees abzudriften. Versuchen kann ich es dennoch.

 

Was ich als meine weiblichen Stärken sehe: Meine Bereitschaft gerne und offen über alles zu reden, meine liebevolle Fürsorglichkeit, mein ästhetisches Empfinden, oder meine Sensibilität und Offenheit, meine Gefühle zu offenbaren.

 

Dies ist nur ein plumper Versuch, das zu artikulieren, was ich täglich in mir erlebe. Wichtig ist dabei nur, dass du als Mann oder auch als Frau offen bleibst. Gerade auch für Verhaltens- und Gefühlsaspekte, die in der Gesellschaft nicht unbedingt deinem biologischen Geschlecht zugeordnet werden.

 

 

Der Mann in dir

 

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Auch Männlichkeit ist wesentlich für beide biologische Geschlechter. Doch - so wie sich auch Frauen erst für ihre Weiblichkeit öffnen müssen - gibt es noch viele Männer, die mit ihren männlichen Aspekten gar nicht so vertraut sind.

 

Lösen wir nämlich die Geschlechtsaspekter aus ihrem biologischen Umfeld, können wir uns öffnen für die Kraft und das Potential dieser Urkräfte, wie sie bereits C.G. Jung in seiner analytischen Psychologie als Animus und Anima beschrieben hat.

 

So erleben ich viele Frauen, die ihre Männlichkeit sehr gut leben können. Andererseits gibt es aber auch Männer, die betont männlich auftreten wollen, und alle merken, dass sie genau diese Maskulinität nicht wirklich leben können.

 

Egal ob wir Entschlossenheit und Tatkraft, oder Disziplin und Mut als Männlichkeit sehen, oder völlig andere Eigenschaften, wie Gelassenheit und Ruhe, ist es bedeutend, dass wir anerkennen, all jene Qualitäten in uns zu tragen. Unabhängig davon, ob wir uns selbst als Mann oder Frau sehen.

 

 

Der Schatten der Verweigerung

 

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Du denkst dir jetzt vielleicht: "Also ich verbinde mit Männlichkeit ganz andere Dinge, die alles andere als positiv sind." Dasselbe werden dir sogar Frauen in Sachen Weiblichkeit sagen.

 

Was ist jetzt mit Männern, die die Welt in Kriege führen, Menschen vergewaltigen, oder Frauen, die ihren Geschlechtsgenossinnen das Leben schwer machen, sich als Opfer generieren, oder sich gar für Sex verkaufen?

 

Diese Zerrbilder bzw. Karikaturen der Geschlechter ergeben sich erst dann, wenn Menschen nicht bereit sind, ihre Weiblichkeit oder Männlichkeit in ihrer Gesamtpersönlichkeit zu integrieren.

 

Alfred Adler postulierte in diesem Zusammenhang, dass Menschen, die ihre Sexualität nicht mit allen Facetten annehmen können, einen pathologischen, also krankhaften, Zugang zu ihr entwickeln.

 

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Ähnlich sehe ich das für unsere generelle Geschlechtlichkeit. Weigerst du dich, bzw. ist es dir nicht möglich, dich in deiner Weiblichkeit und Männlichkeit völlig anzunehmen, versuchst du sie zu verleugnen oder zu verdrängen, drängen sie in verzerrter Form als Schatten deines Unbewussten wieder an die Oberfläche.

 

Und das ist keine gute Nachricht für dich. Denn dies ist der Grund, warum Menschen krankhafte Beziehungsmuster leben, die oft mehr mit Selbstbestrafung zu tun haben als Glück, oder warum so viele Menschen sexuelle Funktionsstörungen erleben, oder sich selbst nicht als schön oder begehrenswert sehen können.

 

 

Androgynes Selbst

 

Bevor wir weiter sprechen, sieh dir bitte den TED Talk von Audrey Mason-Hyde an, um einen neuen Blickwinkel einnehmen zu können:

 


 

Androgynie bedeutet die Vereinigung männlicher und weiblicher Aspekte. Und diese Verbindung ist es, die wir alle anstreben sollten. Damit ist keine äußerliche Veränderung gemeint. Es geht vielmehr um die generelle Bereitschaft, alle Anteile deines Wesens liebevoll anzunehmen.

 

Die Liebe kennt keinerlei Beschränkung oder Bedingungen. Deswegen können wir auch nur dann Liebe leben, wenn wir ihr keine Schranken auferlegen, oder keinen Aspekt von Männlichkeit bzw. Weiblichkeit an uns ausschließen.

 

Du bist sowohl fürsorgliche Mutter, wie auch entschlossener Held, um zwei Extreme zu nennen. Und auch alles andere, das irgendwie vorstellbar ist. Wenn du bereit bist, dich für alle Möglichkeiten der Geschlechtlichkeit zu öffnen, wirst du dich bald überraschen, und Potentiale in dir entdecken, die du nie für möglich gehalten hättest.

 

Es beginnt bereits damit, dass du in Zukunft nichts mehr für dich ausschließt. Mit Geduld und der Bereitschaft innezuhalten, um auf dein Herz zu hören, wirst du dich möglicherweise in Szenarien wiederfinden, die du eigentlich für dich völlig ausgeschlossen hättest.

 

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Wer auch immer du bist, der oder die das hier liest. Warum solltest du nicht mit grazilen Bewegungen zu tanzen beginnen? Warum solltest du nicht entschlossen für dich oder andere eintreten? Warum solltest du nicht vor Glück weinen? Warum solltest du dich nicht hingeben, wem oder was auch immer?

 

Warum solltest du nicht herausfinden, dass es letztendlich unmöglich ist, dich auf männliche oder weibliche Aspekte deines Seins zu reduzieren? Denn wenn ich dir etwas aus meiner Erfahrung berichten kann, sowohl in Hinsicht auf mich, als auch auf meine gelebte Beziehung zu meiner Partnerin, dann ist es die Kraft der Ko-kreation beider Prinzipien, die etwas völlig Neues schafft, das viel mehr ist, und uns ermöglicht, uns dem anzunähern, was wir immer bestimmt waren, zu sein.

 

Alles Liebe,

 

dein Wolfgang

 

PS: Miley Cyrus zeigt dir in ihrer Live Peformance, wie du ganz natürlich und spielerisch deine Weiblichkeit und Männlichkeit in dir vereinen kannst. Zuerst singt sie Leonard Cohens "I'm Your Man", und dann Peggy Lees "I'm A Woman." Zuerst singt sie: "Wenn du einen Boxer willst, der für dich in den Ring steigt, bin ich dein Mann." und dann "Wenn du krank zu mir kommst, mach ich dich wieder gesund, weil ich eine Frau bin."