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Du kennst sicher die Geschichte von Hiob. In meiner Kindheit war ich auf seltsame Weise von dieser Erzählung fasziniert. Sprengte sie doch eindeutig meinen damaligen, moralischen Horizont und mein Verständnis einer höheren Ordnung.

Nun, als Erwachsener bin ich davon überzeugt, dass wir alle Hiobs Dilemma leben. Wir wissen, dass immer wieder Ereignisse in unserem Leben passieren, die mit Begriffen wie Gerechtigkeit, Fairness oder Recht nicht ein Einklang zu bringen sind. Deswegen fällt es uns so schwer, die Realität, wie sie ist, anzunehmen.

Wie du nun mit dieser Eigenart des Lebens, uns ständig Lektionen zu servieren, umgehen kannst, damit möchte ich mich im heutigen Blog beschäftigen.

Die Themenverfehlung

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Wir empfinden die Geschehnisse in Hiobs Dasein als so unfair, weil ihn ja scheinbar ein Unglück nach dem anderen ereilt. Stell dir vor, du verlierst deinen Job, deine Ehe zerbricht, eine geliebte Person in deinem Umfeld stirbt, und dann erhältst du auch noch die Diagnose einer unheilbaren Krankheit.

Wo ist denn da die Gerechtigkeit im Leben? Noch dazu, wo es andere gibt, die vielleicht ein unmoralisches Leben fristen, und auch noch dafür belohnt werden. Hier stimmt doch etwas nicht.

Ganz richtig. Aber nicht, was du vielleicht denkst. Denn das ist es, was nicht funktioniert. Diese Art zu denken. Nur weil wir in unserer grenzenlosen Beschränktheit (keine Beleidigung!) davon ausgehen, dass unser Sein in Kategorien wie Schwarz und Weiß, oder Gut und Böse funktioniert, heißt das noch lange nicht, dass dies auch so ist.

Auch wenn es allzu verständlich ist. Schließlich haben wir uns solange daran gewöhnt, uns mit der Welt des Materiellen zu identifizieren, dass wir dieser Illusion völlig verfallen. Als Folge glauben wir dann auch noch all den Schwachsinn, den uns unser Ego suggeriert. My Image

Und ehe du dich versiehst, hast du bereits verloren. Selbst wenn du auf der vermeintlichen Butterseite des Lebens gelandet bist. Unser Ego ist nämlich wie Satan in der Hiobgeschichte. Es flüstert uns ständig zu, wie unzulänglich wir sind, und wie unfair nicht alles ist, selbst wenn der Rest der Welt dich für reich beschenkt hält.

Wir Klammeräffchen


In einer egogesteuerten Welt, in der wir uns über unseren Besitz definieren, brauchen wir natürlich Recht und Gerechtigkeit, sowie Besitz und Eigentum. Doch sobald wir Recht definieren, bringen wir auch das Unrecht in die Welt. Und unser Besitzdenken führt geradewegs in unser selbst verschuldetes Unglück.

Dein Mann, dein Haus, dein Erfolg, dein Besitz, deine Gesundheit werden irgendwann nicht mehr dein sein. Möglicherweise verlierst du sie vorzeitig, oder sie werden dir entwendet. Vielleicht kommst du auch drauf, dass es Menschen gibt, die dir besser gefallen, dass es schönere Häuser gibt, oder dass du noch mehr haben könntest, oder dass du dich besser fühlen könntest.

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Fest steht jedenfalls, dass ständig das Damoklesschwert des Verlustes oder der Unzulänglichkeit über uns schwebt, dass spätestens mit dem Tod zuschlägt. Deswegen auch die riesige Angst vor dem Sterben. Oder besser gesagt das Leugnen desselben.

Im Prinzip sind wir alle wie kleine Klammeräffchen. Wir klammern uns an alles und jeden, der uns gerade gelegen kommt. Und schon bevor wir zuschnappen, fürchten wir uns bereits davor, alles wieder verlieren zu können.

Klingt nicht gerade entspannt, und ist es auch nicht. Ein Leben in der Illusion des Egos ist eben kein Honiglecken. Da heißt es Besitz verteidigen, vermehren, immer im Recht sein zu wollen, Erfolg haben zu müssen, darauf zu achten, was andere von dir denken, und vor allem zu funktionieren. My Image

Deswegen ist der Schmerz auch so groß, wenn uns etwas weggenommen wird, wir Ungerechtigkeit erleben, wir scheitern, oder etwas oder jemand nicht funktioniert. In dieser Welt ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn tatsächlich ein Mann bei einem Zebrastreifen aus seinem Auto springt, um den Passanten zu verprügeln, der ihm jetzt absichtlich mindestens 3 Sekunden seiner Lebenszeit geraubt hat.

Die Enttäuschung

Findest du nicht auch, dass das Wort "Enttäuschung" faszinierend ist? Denn eigentlich ist doch die Täuschung etwas Negatives. Demzufolge sollte auch die Enttäuschung uns zur Freude geraten, weil sie uns aus der Illusion herausreißt. 

Als das Wort im 19. Jahrhundert entstand, hatte es tatsächlich diese positive Bedeutung. Leider hat die negative Konnotation der "Täuschung" den Begriff in seinem Sinn völlig verdreht.

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Wenn das keine großartige Metapher für unsere Existenz darstellt. Wir alle erleben ständig die Lektionen der Schule des Lebens, doch können wir einfach die Enttäuschung aus der Illusion des Egos nicht annehmen. 

Was passiert? Wir klammern uns wiederum an das niederschmetternde Gefühl, das wir mit Erfahrungen verbinden, die uns nicht gefallen, statt darüber nachzudenken, was uns das Leben eigentlich sagen möchte.

Bedingungslose Akzeptanz

Als Alternative könnten wir endlich damit beginnen, uns tatsächlich aus der Täuschung zu befreien. Oder kennst du jemanden, der sich gut dabei fühlt, das Leben als Belastung zu empfinden?

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Mir ist durchaus bewusst, dass es viele Menschen da draußen gibt, die sich gerne darüber lustig machen, dem Leben einen tieferen Sinn abzugewinnen. Doch mir ist auch klar, dass dieselben Personen, eher nicht die glücklichen sind. Ansonsten würde sie ihr großes Ego nicht immer wieder dazu anhalten, auf ihre Mitmenschen herabzublicken oder sie zu demütigen.

Dass es nicht gerade einfach ist, die Sinnfrage für dich selbst zu beantworten, hat auch Viktor Frankl erkannt, als er begonnen hat, im Konzentrationslager Auschwitz über dieses Thema nachzudenken.

Doch ist er auch eindeutig zu dem Befund gelangt, dass wir nur auf diese Weise, unserem Leben Halt geben können, der ihm sogar das Leben gerettet hat.

Es geht ja auch nicht darum, die Ereignisse in deinem Leben in rosa Zuckerwatte zu tauchen, sondern sie so anzunehmen, wie sie sind. Denn, selbst wenn du ihre Bedeutung oft nicht verstehen kannst, heißt das nicht, dass du nicht von ihnen lernen kannst.

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Dabei besteht der entscheidende Schritt darin, alles in deinem Leben, zuerst einmal annehmen zu können, wie es ist. Das bedeutet wiederum nicht, dass du in Passivität verharrst. Nein, es geht zuerst darum, deinen Opferstatus abzulegen, und aufzuhören, das was dir widerfährt, ständig ändern zu wollen, oder gar nicht zu akzeptieren.

Die Schule des Lebens  

Gerade jene Geschichten, die wir über die Welt spinnen, wie sie nicht sein sollte, damit wir uns nicht ändern müssen, sind die größte Lüge, die uns unser Ego so gerne auftischt.

Sie vermitteln dir das Gefühl, dass du doch nur an deiner Außenwelt herumbasteln musst, bis du die das richtige Premiumpaket für dich geschnürt hast.

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Wenn du aber bereit bist, die Lektionen der Schule des Lebens anzunehmen, wirst du bald merken, dass das einzige, was sich in dieser Gleichung bewegen kann, du bist.

Erst wenn du einerseits damit aufhörst, Ereignisse, die ohnehin deinen Horizont übersteigen, zu deuten, aber andererseits, damit beginnst, an deiner Reaktion zu arbeiten, bist du bereit, jene Verantwortung zu übernehmen, die dir nicht nur die Freiheit zurück in dein Leben bringt, sondern auch die Freude an deinem Dasein.

Es sind nicht Kategorien wie Gut und Böse, Recht und Unrecht, die dir Halt geben, sondern die Befreiung von ihnen. Das Leben ist weder fair noch unfair. Um Erich Fried ein wenig abzuwandeln: Es ist, was es ist. Ohne Klammern, ohne Drama. Aber nur, wenn du es zulässt.

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Leben lernen  

Stell dir vor das Leben würde all jene Tragödien und Dramen, die wir uns in unseren Köpfen zusammenspinnen, tatsächlich auch bestätigen, dann würde die Welt schon lange nicht mehr stehen.

Ich denke nur an die Mär von den Schülern, die immer dümmer werden, bzw. denen man immer weniger zumuten kann. Wenn dies auch nur ansatzweise zutreffen würde, wäre es nicht nur den Schülern unmöglich überhaupt aufrechten Ganges in die Schule zu finden, es würde auch keine Lehrer mehr geben, weil auch sie längst aus jenen verblödeten Generationen entstammen, die nichts mehr auf die Reihe kriegen.

Du weißt genau, dass deine Katastrophe von heute, morgen bereits nicht einmal dich selbst mehr interessiert.

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Warum Wochen, Monate, oder Jahre warten, wenn du gleich liebevoll Verantwortung übernehmen kannst. Und zwar in einer Weise, die nicht nur dir, sondern auch deinen Mitmenschen gut tut?

Egal, wie du es auch drehst und wendest. Jedes Ereignis in deinem Leben ist eine Chance, zu lernen, dich weiterzuentwickeln. Sobald du etwas, nicht annehmen kannst, dich wehrst, wirst du so lange damit konfrontiert, bist du bereit bist, zu lernen.

Die Verantwortung für deine Reaktion anderen umzuhängen, ist nicht nur sinnlos, sondern vermittelt dir nur das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Als Resultat fühlst dich schlecht.

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Sobald du merkst, dass du dich innerlich gegen etwas wehrst, wird es interessant, denn dann hat die nächste Lektion begonnen. Du wirst nicht alles verstehen, ansonsten würdest du ja anderes erleben. Doch wenn du bereit bist, dir anzusehen, was dich gerade so irritiert, dann geht es los.

Stell dir z.B. vor du ärgerst dich über deinen Partner, weil er in deinen Augen zu wenig Verständnis für dich zeigt.

Du kannst dich nun fragen:

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Und dann drehe alles um! Solltest vielleicht du mehr Verständnis für deinen Partner haben? Solltest du mehr Verständnis für dich haben? Sollte dein Partner gar nicht mehr Verständnis für dich haben?

Wenn du mit all diesen Varianten spielst, wirst du sehr viel über dich lernen, vor allem, dass es hier nur um dich geht und deine Reaktion. Diese Fragen stammen übrigens von Byron Katie, die mit ihrer Arbeit nicht nur ihr eigenes, sondern auch das von vielen anderen Menschen, in neue, konstruktive Bahnen gelenkt hat.

Schulabschluss in Sicht?

Du wirst dich vielleicht fragen, wann du denn die Schule des Lebens abschließen wirst. Die gute Nachricht lautet: Nie! Und die gute Nachricht lautet: Du hast dafür eine Ewigkeit Zeit! My Image

Ja, die Schule des Lebens kann nicht enden. Nicht einmal im Tod. Auch wenn wir darüber natürlich nur spekulieren können. 

Ist es nicht befreiend, zu wissen, dass du nicht gewinnen oder verlieren kannst? Das ist ja genau die Spielart des Egos, die wir überwinden wollten. Es gibt keinen Erfolg, oder Misserfolg. Keinen Himmel als Belohnung, oder gar eine Hölle als Bestrafung.

Wozu auch, wenn wir uns die Hölle sowieso selbst erschaffen haben. Wir sagen nur Leben dazu. Die wichtigste Erkenntnis der Schule des Lebens besteht eben darin, zu erkennen, dass du es selbst in der Hand hast, dir deinen Himmel zu erschaffen. Mit jedem Moment, jedem Atemzug. Bereits jetzt.

Du musst natürlich gar nichts. Schließlich hast du ja so viel Zeit, wie du möchtest. Es steht dir auch frei, todunglücklich zu sein. Aber schon die Erkenntnis, dass es an dir liegt, dass du den Geschichten deines Egos nicht glauben musst, dass du die Wahl hast, ist eine unglaubliche Befreiung. 

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Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe mir gedacht, ich entscheide mich dafür, glücklich zu sein und Spaß zu haben. Ich begebe mich dabei immer wieder auf gefährliches Terrain, das mein Ego immer wieder einlädt, sich einzumischen und aufzublasen, aber dafür erhalte ich auch mehr Möglichkeiten, zu lernen und zu wachsen.

Ich wünsche dir auf deinem Weg durch die Schule des Lebens alles Liebe! Vergiss nicht, wir alle gehen denselben Weg. Wir alle sind deine Mitschülerinnen. So stehe ich dir gerne zur Seite. Wie immer kannst du dich unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com bei mir melden, oder du buchst dir einfach ein unverbindliches Gespräch mit mir unter https://visionbord.com/mein_angebot.


Alles Liebe,

dein Wolfgang



PS: Als die britische Band Coldplay 2019 den Song "Everyday Life" schrieb, ging es ihnen um die Gesamtheit menschlicher Erfahrungen, um dem Trend zur Negativität etwas entgegenzusetzen. Sänger Chris Martin meinte dazu in einem Interview: "Jeder Tag ist großartig und jeder Tag ist furchtbar. Es fühlt sich einfach irgendwie frei an. Es gibt so viel Leben, das aus diesem Planeten hervorbricht." Die Band wollte auf ihre Weise, aufzeigen, wie wir einen Sinn in dem Ganzen finden können, indem wir das Leben annehmen, wie es ist. Das Video wurde deswegen auch auf der ganzen Welt gedreht, von Südafrika bis zur Ukraine, und es daher gibt diesmal auch das Originalvideo und die Lyrics darunter.






Everyday Life - Lyrics


What in the world are we going to do?

Look at what everybody's going through

What kind of world do you want it to be?

Am I the future or the history?

'Cause everyone hurts

Everyone cries

Everyone tells each other all kinds of lies

Everyone falls

Everybody dreams and doubts

Got to keep dancing when the lights go out

How in the world I am going to see?

You as my brother

Not my enemy?

'Cause everyone hurts

Everyone cries

Everyone sees the color in each other's eyes

Everyone loves

Everybody gets their hearts ripped out

Got to keep dancing when the lights go out

Gonna keep dancing when the lights go out

Hold tight for everyday life

Hold tight for everyday life

At first light

Throw my arms out open wide

Hallelujah

Hallelujah

Hallelu-halle-hallelujah

Hallelujah

Hallelujah

Hallelu-halle-hallelujah

Yes