Irgendwie ist sie uns abhanden gekommen, die Verantwortung. Dabei wollten wir sie uns doch auf die Fahnen heften. Wollten wir nicht kritisches Denken fordern und fördern, gegen die Angst, gegen den Konformismus der Masse?
Plötzlich steht sie wieder da, die Angst. Völlig unerwartet. Nicht greifbar, und gerade deswegen umso beunruhigender. Instrumentalisiert von allen Seiten, vor allem von jenen, die sie dazu benutzen, ihre Interessen durchzusetzen.
Hatten wir das nicht alles schon?
Wie konnte es so weit kommen, dass Menschen sogar freiwillig all ihre Grundrechte abgeben, und auch noch jene, die darauf hinweisen, diskreditieren?
Es beginnt mit der Angst. Sie ist der optimale Wegbereiter für das Beseitigen jeglicher Verantwortung. Angst vor Krankheit. Angst vor dem Tod. Angst ausgeschlossen zu werden. Angst vor Bestrafung. Angst vor dem Anderssein.
Diese Mischung hat sich in der Menschheitsgeschichte immer sehr bewährt, wenn es darum ging, Bedenken, Einwände oder Andersdenkende aus dem Weg zu räumen.
Als nächstes geht es auf die Stufe des Funktionierens. Am besten, alle Grautöne werden ausgeblendet, und ein möglichst klares Schwarz und Weiß wird gefunden. Es gibt keinen Platz mehr für ein "aber" oder "vielleicht", dafür dominiert das "Entweder-Oder".
Gleichzeitig werden alle Menschen, die gedanklich nicht auf Linie sind, flächendeckend diskreditiert und angefeindet. Das klappt gut mit Bezeichnungen wie "Leugner" oder auch Herabsetzungen wie "beschränkt", oder man setzt gleich auf Stigmata, wie z.B. "Nazi".
Dies führt dazu, dass möglichst alle, die noch verunsichert waren, auf Nummer Sicher gehen, und auf das Hamsterrad aufspringen.
Die nächste Treppe in den Keller der Verantwortungslosigkeit kennen wir alle bereits unser Leben lang. Schließlich sollten wir ja schon als Kinder "brav" sein. Zieht man jetzt auch noch das eigenständige Denken ab, ist es ein Leichtes, die Menschen dazu zu bringen, alles zu tun, und sei es auch noch so absurd.
Jane Elliott hat dies bereits in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts eindrucksvoll gezeigt, als sie als Klassenlehrerin einen Tag Kinder mit braunen Augen als minderwertig behandelte und am nächsten Tag, dasselbe Spielchen mit den Blauäugigen wiederholte. Du kannst natürlich die Begriffe beliebig tauschen. Spiel das Ganze einmal mit "Geimpften" und "Nicht-Geimpften" durch, oder mit "Österreichern" und "Türken", oder auch "Palästinensern" und "Israelis". Es ist immer dasselbe Spiel. Es wird ein Feindbild erzeugt, um alle auf Linie zu bringen. Auch wenn die Menschlichkeit dabei auf der Strecke bleibt.
Hier der Link zu einer Doku, die aufzeigt, wie schnell Menschen entzweit werden können:
Dies zeigt, dass wir, in einer Autoritätssituation sehr schnell bereit sind, unsere Einstellung zu ändern, um der Obrigkeit zu gefallen. Noch drastischer wurde dies natürlich im Milgram Experiment demonstriert, indem Erwachsene bereit waren, anderen tödliche Stromstöße zu verpassen, nur weil ein Versuchsleiter in einem weißen Kittel, sie dazu aufgefordert hat.
Du siehst, wir gehorchen und funktionieren schon, wenn wir Befehle von geeigneter Stelle erhalten. Mit Druck geht es dann ganz schnell.
Und schon sind wir bereits fast unten in der Dunkelheit. Irgendwann nämlich, geben einige Menschen innerlich auf. Sie haben ja auch keine Wahl mehr. Schließlich haben sie bereits so viele ihrer Werte verraten, dass sie mit dieser Dissonanz nicht mehr klar kommen.
Das bedeutet sie leisten auch in Gedanken keinen Widerstand mehr. Sie sind nun zwar willenlos, aber trotzdem hat die Sache auch einen nicht unbedeutenden Haken.
Am Boden der Verantwortungslosigkeit landen wir dort, wovor wir eigentlich flüchten wollten. In der Krankheit. Menschen ohne Perspektive, ohne Selbstwirksamkeit, voll gelernter Hilflosigkeit, können meist nicht anders, als Symptome zu entwickeln.
Und auch wenn es nicht allen Menschen zwangsweise so ergeht, ist schon die Aussicht auf dieses Szenario, ein Preis, den wir nicht bereit sein sollten, zu zahlen.
Doch wie kommen wir den aus dieser Misere heraus?
Dort wo es einen Weg nach unten gegeben hat, gibt es auch wieder einen Weg nach oben.
Der erste Schritt zurück zur Verantwortung ist im Erwachen zu mehr Bewusstsein zu finden. Wenn uns schon eine virale Erkrankung bereits so erschüttern kann, lernen wir vielleicht Demut im Umgang mit früheren Generationen.
Bedeutend ist, zu erkennen, wie wir überhaupt in die Situation kommen konnten. Gleichzeitig stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten wir haben, uns Verantwortung für unser Leben zurück zu holen, ohne noch mehr Schaden anzurichten.
Als nächste Stufe in Richtung Verantwortung, tust du gut daran, deine Werte wiederzuentdecken. Wofür wolltest du eigentlich stehen? Welche Werte waren für dich immer am wichtigsten? Lebst du sie noch?
Wenn du weißt, was für dich wichtig ist, kannst du damit beginnen, diesen Werten wieder mehr Platz in deinem Leben einzuräumen.
Auf diese Weise kannst du dich endlich wieder als authentisch und du selbst erleben. Denn was du sicher nicht bist, ist jene Uniformität, die uns allen schon lange umgehängt wurde, und in letzter Zeit, schon die Beengtheit einer Zwangsjacke angenommen hat.
Beginne wieder damit, deine Wahrheit zu leben, unabhängig davon, ob dies den Vorstellungen der Gesellschaft entspricht, oder nicht. Mir ist schon klar, dass dies nicht immer so leicht ist.
Doch wenn du dich wieder als selbstwirksam erleben willst, musst dir klar sein, dass jede deiner Handlungen zu 100% in deiner Verantwortung liegen. Auch wenn du mitspielen willst, ist es deine Entscheidung. Schluss mit Ausreden.
Interessanterweise sind es ja vor allem jene Menschen, die bereits als Kinder den Mut zum Ungehorsam zeigen, die bereit sind, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen.
Hab auch du mehr Mut dazu, wieder Nein zu sagen, nicht überall mitzumachen. Anders zu sein. Gegen den Strom zu schwimmen. Es ist zwar anfangs nicht sehr angenehm, dafür erlebst du irgendwann eine enorme Befreiung.
Als letzte Stufe der Leiter zur Verantwortung steht die Liebe. Es ging nämlich bei Verantwortung nie darum, Recht zu haben, oder im Recht zu sein. Überlass dieses Spiel ruhig jenen Menschen, die noch nicht so weit sind, zu ihrer Verantwortung zu stehen.
Es ist ja ganz einfach. Im Prinzip ist es mit der Verantwortung wie mit dem Glück. Du kannst nicht Verantwortung übernehmen und Recht haben. Denn wirkliche Verantwortung impliziert immer Verständnis für alle Verhaltensweisen.
Kippst du nämlich wieder in die Angst, andere mundtot machen zu wollen, ihnen zu beweisen, dass sie im Unrecht sind, bist du schneller wieder im Keller der Verantwortungslosigkeit als du denkst. Nur Menschen, die andere Menschen und ihre Standpunkte annehmen können, sind bereit, ihre Verantwortung zu leben. Und das ohne Druck. Ohne Angst. Nur mit Verständnis und Liebe.
Auch wenn gerade selbst Regierungschefs nicht bereit dazu sind, Verantwortung zu tragen, heißt das nicht, dass du es nicht besser kannst. Sobald du nämlich bereit bist, deine Verantwortung zu leben, erlebst du, was es heißt, frei zu sein.
Selbst wenn du Dinge tust, die du nicht als sinnvoll erachtest, wirst du die Welt durch völlig andere Augen sehen, wenn du weißt, wofür du stehst, und gleichzeitig liebevolles Verständnis für jene aufbringst, die nicht so weit sind.
Wenn du den Mut hast, du zu sein, wirst du automatisch zum Vorbild für alle, die Orientierung suchen. Auf diese Weise trägst du zu mehr Miteinander bei, und reichst allen anderen die Hand, selbst wenn es niemand sieht.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du den Mut findest, du zu sein, zu deiner Verantwortung zu stehen. Was das in deinem Fall auch immer bedeutet. Wie immer freue ich mich von dir zu hören, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com
Alles Liebe,
dein Wolfgang
PS: Momentan leben wir ja alle irgendwie auf dem Präsentierteller und unter Beobachtung der Öffentlichkeit. Es ist ein wenig so, als wären wir alle Berühmtheiten. Dazu passend habe ich heute eine kleine Anregung von Billie Eilish, die schnell erkennen musste, was das für ihr Leben bedeutete. Hier ihre Gedanken dazu, wofür du nicht verantwortlich bist.