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Es gibt nichts, das du öfter tust, ob du willst oder nicht. Und obwohl du mit nichts so beschäftigt bist, geht der Großteil davon ziemlich schief. Die Rede ist von Kommunikation.

 

 

Minenfeld Kommunikation

 

Paul Watzlawicks berühmtes Zitat: 

 

"Man kann nicht nicht kommunizieren!"

 

beschreibt am besten den Umstand, dass du Kommunikation nirgends entkommen kannst. Selbst während ich diese Zeilen schreibe, kommuniziere ich mit meiner mir schräg gegenüber sitzenden Tochter und meiner Partnerin, die mir sogar den Rücken zugewandt hat.

 

Du kommunizierst nämlich mit allen Menschen, die bewusst am selben Ort partizipieren wie du. Selbst nichts zu sagen und einer Beschäftigung nachzugehen, teit deiner Umwelt vieles mit, z.B. dass du gerade nicht offen bist für ein Gespräch.

 

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Wir kommunizieren eben nicht nur mit Worten, sondern auch mit unserem Körper, unserer Gestik, Mimik und Präsenz. Allein dieser Umstand illustriert wie vielschichtig und komplex Kommunikation ist, und es wird klar, dass sie deswegen ständig schief geht, selbst wenn die Beteiligten es nicht immer merken.

 

So ist es durchaus schon vorgekommen, dass zwei Frauen (Achtung Klischee!) ein Gespräch mit einer bestimmten Absicht begonnen haben, und schon nach kurzer Zeit über ein völlig anderes Thema sprechen, und ungeachtet der Tatsache, dass ihr Ziel nicht erreicht wurde, glücklich auseinandergehen.

 

Apropos Absicht: Normalerweise kommunizieren wir, um ein gewisses Ziel zu erreichen, um eine Absicht kundzutun, oder ein Bedürfnis zu erfüllen. Es gibt aber auch Fälle, wo wir einfach ohne bestimmte Absicht, allein durch unsere Gegenwart, in eine Kommunikation geraten.

 

Wie auch immer, fest steht, dass die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns einer Kommunikation viel größer ist, als deren Erfolg. Es gibt auch keine Wundermittel, die diesen gordischen Knoten beseitigen können. Was es aber schon gibt, sind Strategien, die dir einerseits helfen, deine Kommunikation erfolgreicher zu gestalten, und die andererseits dafür sorgen, dass du deren Unzulänglichkeiten viel gelassener hinnehmen kannst.

 

Und hier sind sie:

 

 

 

Lass alle Erwartungen und Interpretationen gehen

 

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Du magst jetzt vielleicht denken, dass dies den Sinn einer erfolgreichen Kommunikation widerspricht, schließlich gehen wir ja mit einer bestimmten Absicht in ein Gespräch. Keine Angst, du darfst dein Ziel ruhig behalten.

 

Es geht hier nur um den Aspekt, dass Beziehungen in der Kommunikation meist viel bedeutender sind als der Inhalt eines Gesprächs, und wir gewohnt sind, etwas von unseren Mitmenschen zu erwarten. Wenn du von vornherein vermeidest, dich an einen bestimmten Ausgang eines Gesprächs zu klammern, weil du realistisch bist und weißt, wie viel schiefgehen kann, dann erhöhst du automatisch deine Chance, zufrieden aus der Situation rauszugehen.

 

Das soll jetzt nicht heißen, dass du nicht alles daran setzen sollst, verstanden zu werden bzw. deine Absicht zu realisieren. Doch nun denkst du dir: "Wenn es gut geht, schön. Wenn nicht, dann ist es auch gut."

 

Und wenn wir schon dabei sind. Interpretationen oder gar Unterstellungen sind noch weniger hilfreich als Erwartungen. Bevor du also deinem Gegenüber Motive oder Gedanken unterstellst, frag lieber nach. Hier ist ein sehr kurzes, aber klares Beispiel, was ich meine:

 

 

 

Rede übers Reden

 

Das Zauberwort lautet: Metakommunikation, also tatsächlich das Reden übers Reden. Gerade bei engen Beziehungen, z.B. in der Familie, ist allen sehr geholfen, wenn ihr einmal reflektiert, wie eure Kommunikation abläuft, was funktioniert und was nicht, bzw. wie ihr sie denn gestalten wollt.

 

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Metakommunikation bedeutet aber eben auch, dass man nachfragt, wie der andere etwas gemeint hat, bevor du in den Mindfuck-Modus gehst, wie der Vater im Video. Es kann auch wichtig sein, dass du klarstellst, was du sagen wolltest. Dazu solltest du aber auch wissen, was das ist.

 

 

Sei dir im Klaren darüber, was du willst

 

Es gibt gar nicht so wenige Menschen, die ein Gespräch beginnen, und gar nicht wissen, worauf sie hinauswollen; sozusagen ein vorprogrammiertes Scheitern.

 

Du solltest eher den umgekehrten Weg gehen, denn je klarer du weißt, was du willst, desto einfacher wird sich die Kommunikation für dich gestalten. Wenn du außerdem weißt, dass dein Gegenüber vielleicht Einwände haben wird, oder gar gegenteiliger Meinung sein könnte, dann wäre es klug, darüber nachzudenken, welche Kompromisse, du bereit bist, einzugehen.

 

 

Betrachte unterschiedliche Meinungen nicht als Weltuntergang

 

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In Zeiten der sozialen Medien wird oft schnell und scharf geschossen, was ja auch von deren Algorithmen gefördert wird, da Emotionen mehr Beteiligung generieren. So vergisst man schnell, dass Schwaz-Weiß-Denken weder hilfreich, noch die einzige Form, einander zu begegnen, darstellt.

 

Wenn du es schaffst, andere und ihre Äußerungen nicht zu bewerten bzw. zu verurteilen, könnt ihr euch immer noch darauf einigen, euch nicht einig zu sein. So etwas nannte man einmal Diskussionskultur. Wäre es nicht schön, wenn so manche Politiker noch etwas von dir in dieser Hinsicht lernen könnten?

 

 

Behandle andere so, wie du behandelt werden möchtest

 

Ein wesentliches und oft unüberwindbares Hindernis stellt für viele der Faktor "Beziehungen" dar. Manche Menschen gehen sogar so weit, jede Kommunikation aufgrund eines schlechten Verhältnisses zu verweigern. So kann ich mich an zwei Kollegen erinnern, die wegen einer Meinungsverschiedenheit mehr als ein Jahr nicht mehr miteinander geredet haben.

 

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Das passt gut zu dem - bereits erwähnten - Umstand, dass meist die Beziehung der Kommunikationspartner wichtiger ist, als der Inhalt eines Gesprächs. Und da kannst du gleich ansetzen.

 

Wenn du dein Gegenüber mit genau der Achtung und Wertschätzung begegnest, die du dir wünscht, dann hast du bereits viel erreicht. Verachtung, Vorurteile, oder gar Hass schaden nicht nur deinem Gegenüber, sondern vor allem dir selbst. Negativität macht dich nicht nur unglücklich, sondern mindert deine Chancen auf eine erfolgreiche Kommunikation drastisch.

 

 

Nimm nichts persönlich

 

Eigentlich hast du ja gar keinen Grund für irgendwelchen Groll. Die Menschen reden nämlich hauptsächlich von sich selbst. Das bedeutet, selbst wenn sie dich oder andere kritisieren oder beleidigen, ist das in Wahrheit geben sie selbst gerichtet.

 

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Jede Art von Negativität entsteht nämlich nur aus Unzufriedenheit mit dir selbst. Kein zufriedener und ausgeglichener Mensch käme je auf die Idee, andere zu beleidigen und schlecht zu machen.

 

Fühlst du dich aber unwohl und unzulänglich, nagt dieses Gefühl so lange an dir, bis du ihm ein Ventil gibst. Und da sind andere Menschen ideale Projektionsflächen, weil sie dich an dich selbst erinnern, oder an Situationen, die dir unangenehm waren. Deshalb wählen viele diesen Weg der kurzfristigen Erleichterung, selbst wenn es auf lange Sicht, ihr Unglück nur noch vergrößert.

 

Deshalb denk bei deiner nächsten Begegnung daran, dass alles, was du an Demütigungen, versteckten Kränkungen, oder Spott abbekommst, nur ein Ausdruck deines Gegenübers dafür ist, dass er oder sie sich selbst gerade nicht aushält. Es geht sicher nicht um dich.

 

 

Höre wirklich zu, oder lass es sein

 

Kennst du das? Du erzählst jemandem etwas, und dabei bemerkst du, dass diese Person dir gar nicht wirklich zuhört. Nicht sehr angenehm, oder? Du kannst das sicher besser.

 

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Es beginnt schon damit, dass viele Menschen aus Höflichkeit nicht klar sagen, dass sie eigentlich keine Zeit haben. Deswegen mach es anders und teile deinem Gegenüber einfach mit, wenn du nicht reden kannst oder keinen Kopf dafür hast, ihm deine Aufmerksamkeit zu schenken.

 

Selbst wenn die andere Person enttäuscht reagiert, ist es doch besser für euch beide, du sprichst klar aus, dass du jetzt nicht zuhören kannst. Wenn es wichtig ist, könnt ihr euch ja auf einen Termin einigen, um das Gespräch nachzuholen.

 

Solltest du dich wiederum dazu entschließen, zuzuhören, dann tu auch, was du versprochen hast. 

 

Zuhören heißt nicht

 

 

Wenn du diese Punkte beherzigen kannst, hast du schon viel geschafft. Der letzte wichtige Punkt beim Zuhören folgt dem Motto: "Weniger ist mehr!"

 

Wenn dir jemand sein Herz ausschüttet, oder dir etwas erzählt, dass ihn belastet, geht es meistens nur darum, das Problem zu teilen. Das bedeutet, es reicht oft einfach zuzuhören, und zu zeigen, dass du die Situation verstehst. Biete deinen Rat, deine Hilfe erst an, wenn du danach gefragt wirst. Ansonsten ist deine Gegenwart oft genau das, was die andere Person braucht. Das bringt uns gleich zur letzten Strategie.

 

 

Sei präsent

 

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Generell gilt: Je präsenter du sowohl als Sprechende als auch als Zuhörerin sein kannst, desto erfolgreicher wird jede Kommunikation für dich verlaufen.

 

Wenn du Präsenz beim Reden zeigst, bist du klarer in deiner Körpersprache, in deiner Mimik, und indem, was du sagst. Deinen Zuhörern fällt es außerdem leichter dir ihre Aufmerksamkeit zu schenken, weil deine Gegenwart sie in ihren Bann zieht.

 

Wenn du beim Zuhören präsent bist, fällt es dir - wie bereits erwähnt - leichter, deine Aufmerksamkeit zu kontrollieren, und dein Gegenüber fühlt sich automatisch angenommen und verstanden.

 

 

Kommunikation als Chance

 

Selbst wenn du alle hier aufgezählten Strategien (und auch die unzähligen anderen Tipps, die hier nicht erwähnt wurden) vorbildlich einsetzt, und sozusagen ein Meisterkommunikator bist, wird ständig etwas in deinen Gesprächen schiefgehen, oder nicht funktionieren. Dazu ist Kommunikation viel zu fehleranfällig und mehrdeutig.

 

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Was sich aber eindeutig zum Positiven für dich verändert, wenn du dich darum bemühst, ist die Art und Weise, wie du Kommunikation erlebst. Du wirst einfach viel gelassener und liebevoller auf dein Gegenüber zugehen, und über Missverständnisse eher lachen, als sonst etwas.

 

Somit wird Kommunikation für dich zu einer Chance, die Beziehung zu deinen Mitmenschen positiver zu gestalten und zu vertiefen. Und das ist ja eigentlich der tiefere Sinn jeder Kommmunikation.

 

Ich wünsche dir gutes Gelingen beim Probieren und Trainieren. Selbst wenn du nur ein oder zwei der Strategien verinnerlichst, wirst du schnell den Unterschied zu früher bemerken. Aus meiner eigenen Erfahrung, vor allem als Lehrer, kann ich dir vor allem empfehlen, zu lernen, aufmerksam zuzuhören. Deine ungeteilte Aufmerksamkeit ist oft eines der größten Geschenke, das du anderen machen kannst.

Wie immer, freue ich mich über Erfahrungsberichte oder Rückmeldung, unter wolfgang.neigenfind@visionbord.com.

 

Alles Liebe,

 

dein Wolfgang

 

PS: Als Nachschlag gibt es heute wieder ein TED-ED Video. Es gibt auch deutsche Untertitel!