Als vor mehr als 6 Jahren unerwartet mein Vater verstarb, war dies für uns alle ein Schock. Meine Mutter stand von einem Tag auf den anderen, ohne jenen geliebten Menschen da, mit dem sie mehr als 50 Jahre ihr Leben verbracht hatte.
Und auch wenn wahrscheinlich kein Tag vergeht, an dem meine Mutter ihn nicht vermisst, sind wir beide mittlerweile davon überzeugt, dass die Art und Weise, wie mein Vater gegangen ist, das letzte Geschenk der Liebe war, das er seiner Frau machen konnte.
Wenn ich das Leben meiner Mutter so betrachte, kann ich das nur unterstreichen. Sie war in den letzten Jahren auf mehr Reisen und an mehr Orten, als in all der Zeit davor. Sie fährt sogar immer wieder nach Deutschland, um ihrer erst kürzlich entdeckten Begeisterung für Fussball nachzukommen. Sie sieht lebendiger und jünger aus, als je zuvor, liest im Tao, und lässt sich in ihrem Lebensmut von nichts beirren.
Warum ich dir das erzähle?
Weil ich dir heute eine Idee näherbringen will, die dir auf den ersten Blick vielleicht genauso abwegig vorkommt, wie jene, den Tod eines geliebten Menschen als Geschenk zu sehen.
Doch wenn du dich umsiehst, wird dir angesichts der jüngsten Entwicklungen vielleicht auch aufgefallen sein, dass hier etwas völlig aus dem Ruder läuft, und es höchste Zeit wird, dass wir beginnen, anders an Phänomene wie Corona heranzugehen. Denn das, was gerade passiert, ist sicher nicht zukunftstauglich.
Ich kann nicht umhin, als mir folgendes Bild vorzustellen: Wir sitzen alle zusammen in einem Klassenzimmer, das Universum ist unser Lehrer und ist gerade dabei uns etwas ganz Bedeutendes zu erzählen. Doch statt zuzuhören, streiten sich die Klassensprecher in der ersten Reihe lautstark darüber, ob ein Kugelschreiber oder eine Füllfeder das richtige Schreibgerät ist, in welcher Farbe sie schreiben sollen, und ob sie ein Heft oder einen Notizblock nehmen sollen.
Fragst du dich nicht auch schon längst, wie vehement die Botschaft noch sein soll, bis endlich jemand hinhört? Was, wenn das alles erst der Anfang ist, und wir jetzt schon glauben, am Ende unserer Weisheit zu sein?
Könnte es nicht sein, dass wir tatsächlich dabei sind, die ganze Geschichte sowas von falsch zu verstehen? Was, wenn wir dabei sind, die Lektion völlig zu verpassen, weil wir uns lieber damit beschäftigen, an etwas festzuhalten, das wir nie hatten?
Wenn uns schon ein Krönchen von Virus, das wir mit bloßem Auge nicht einmal wahrnehmen können, so vom Thron unserer Selbstgerechtigkeit stoßen kann, muss man schon sehr verbittert sein, um den Humor dieser Situation nicht zu erkennen.
Glauben wir denn wirklich, dass wir uns mit teils missverstandenen Theorien, die schon den Staub von Jahrhunderten auf dem Rücken haben, wie Newtons Physik, oder Darwins Evolution, tatsächlich ins 21. Jahrhundert retten können?
Wie lange wollen wir den noch Reise nach Jerusalem auf unserem Planeten spielen? Vielleicht so lange, bis wir keinen Platz mehr finden, bzw wir aus dem Spiel geworfen werden?
Dass die Geschichte mit der Verdrängung nicht auf Dauer funktionieren konnte, hätte uns schon immer klar sein können. Die Frage ist nur, wann wir auch bereit dafür sind, die Demut aufzubringen, über wirklich sinnvolle Formen der Ko-Existenz mit uns selbst und vor allem allen anderen Lebensformen nachzudenken.
Ich weiß schon. Es geht ja schließlich ums Überleben. Der Mensch kämpft ständig um sein Überleben. Hauptsache wir sterben nicht. Nicht einmal langsam.
Die größte Ironie in unserem Verständnis vom Tod besteht ja darin, dass ihn keiner wahrhaben will, nur damit wir uns vorm Sterben zu Tode fürchten, und das obwohl es das vermeintliche Ende gar nicht gibt.
Da soll sich noch einer auskennen. Wir rennen hysterisch vor etwas davon, wie vor dem schwarzen Mann, das nur in unserer Fantasie existiert. Und das alles nur, weil wir uns panisch an unseren Körper klammern, der uns nur eines garantiert: Den Verfall. Das Ende.
Sämtliche spirituelle Traditionen, die uns schon immer klarmachen wollten, dass unser Selbst weder an Materie noch an die Zeit gebunden ist, werden gepflegt ignoriert. Selbst Forschungen, die langsam aufschließen, und zu ähnlichen Schlüssen kommen, werden ausgeblendet, um ans existentiellen Drama zu klammern, den Tod auszublenden, an der Jugend festzuhalten, das Altern zu verdammen, Krankheiten bekämpfen zu müssen, und am besten das alles nicht wahrhaben zu wollen.
Auf die Idee, sich mit dem Tod anzufreunden, ihm seine Tragik zu nehmen, und ihn einfach als eine weitere Station auf unserem ewigen Weg zu sehen, kommt kaum jemand. Und so versuchen alle panisch ihr Leben zu retten. Selbst wenn sie dabei das aufgeben, was sie vorgeben zu schützen.
Wenn ich dir vor 10 Jahren erzählt hätte, dass wir gerade genau das tun, hättest du mich nicht einmal ausgelacht, ob der Absurdität dieser Idee. Versteh mich nicht falsch, ich bin auch nicht der Feind meiner Gesundheit.
Was sich aber gerade unter dem Deckmantel der Solidarität versteckt, riecht für mich eher nach egomanischem und angsterfülltem Selbstschutz. Es erinnert ein wenig an die Idee der Gemeinschaft im Kommunismus, die in der Theorie ja auch gut geklungen hat, und sich beim genaueren Hinsehen wiederum als Diktatur der Angst entpuppt hat.
Wenn wir schon wirklich alle Krankheiten konsequent eliminieren wollen, vor allem jene, die trotz Unmöglickeit von Ansteckung viel mehr Menschen ihr Leben kosten, dann haben wir noch viel zu tun:
Empfehlenswert wären Lockdowns und Zugangsbeschränkungen für Risikogruppen, wie Übergewichtige, Jugendliche generell, und alle Menschen, die regelmäßig Substanzen wie Alkohol und Zucker zu sich nehmen. In Folge wäre es noch ratsamer Substanzen wie Zucker, Alkohol, oder Zigaretten generell zu verbieten, und alle Orte, die sie anbieten, zu schließen.
Ich glaube, ich brauche nicht weiterschreiben. Du verstehst, worauf ich hinauswill. Wenn Politiker, die offensichtlich zu jener Gruppe von Menschen gehören, die alles andere als einen gesunden Lebensstil pflegen, uns per Verordungen zwingen wollen, das Richtige zu tun, obwohl sie selbst bereits an ihrem vorzeitigen Ableben arbeiten, haben wir ein ernsthaftes Problem.
Dabei haben wir noch gar nicht von dem gesprochen, was wirklich Sache ist.
Das Problem mit dem Problem bekämpfen zu wollen, ist für mich einfach eine sinnloses Unterfangen. Solange wir nur über Symptome, über unsere Körper, über die Rettung unseres aufgeblasenen und selbstzerstörerischen Egos nachdenken, werden wir nicht einen Millimeter weiterkommen, selbst wenn in ein paar Monaten oder Jahren die ganze Geschichte offiziell für beendet erklärt wird.
Schließlich spielen wir dieses Spiel ja nicht zum ersten Mal. Und so wie wir die Atomkraftproblematik glorreich in den Griff bekommen haben (Achtung Scherz!), werden wir auch Covid-19 im Sondermüll der Geschichte entsorgen, weil es unser Ego irgendwann dann doch langweilt, so wie all die verhungernden Kinder in Afrika, oder wir erschaffen uns einfach ein neues, noch cooleres Schreckgespenst.
Sorry, ich wollte doch eigentlich vom Geschenk sprechen.
Das Geschenk des Universums ist die Möglichkeit, endlich den Windeln unseres Bewusstseins zu entwachsen, und unsere ersten, selbständigen Schritte zu tun. Veränderung und Verantwortung ist nur auf diese Weise möglich. Alles andere ist Kosmetik und Selbstbetrug.
Es gibt mittlerweile immer mehr Menschen, die merken, dass das stupide, sinnfreie Hamsterrad, das selbstzerstörerische Konsumieren, genauso wenig funktioniert, wie Beziehungen, die keine sind, weil sie nichts anderes sind, als ein Versuch, Macht aufrechtzuerhalten.
Erziehung, Schule, Wirtschaft, Politik. Alle Pfeiler unserer Gesellschaft bröckeln längst ab, bzw. stehen vor dem Einsturz. Doch wir nehmen sogar noch den Presslufthammer in die Hand, um den Abriss zu beschleunigen.
Vielleicht ist dies der Weg. Wir können aber uns auch schon jetzt besinnen, darauf, anders mit uns selbst, den anderen, und der Welt gesamt umzugehen. Dafür brauchen wir
weniger Reaktion, dafür mehr Sein
weniger Angst, dafür mehr Liebe
weniger Verdrängung, dafür mehr Ko-Existenz
weniger Wettbewerb, dafür mehr Miteinander
weniger Ego, mehr Vertrauen
Der Gedanke, dass wir nicht in einem Universum leben, sondern wir alle das Universum in uns tragen, erscheint dir vielleicht sonderbar. Doch genau dieses Bewusstsein ist der Schlüssel für das Wissen um die eigene Schöpferkraft.
Wir alle sind zu so viel mehr fähig, als wir denken. Wenn wir endlich aufhören, uns mit Luftblasen zu beschäftigen, wie der Vergänglichkeit, dann haben wir mehr Zeit daran zu gehen, jene Kreativität und jenes Vertrauen zu kultivieren, die uns gemeinsam dazu bringt, unser Leben wieder schön und lebenswert zu gestalten.
Alles Liebe,
dein Wolfgang
PS: Lass dich nicht vom glatten Sound der kalifornischen Band Electric Guest täuschen. Ihre Texte haben es wirklich in sich. Deswegen habe ich auch das Lyrics Video gewählt, obwohl es - ironischerweise - gerade bei der titelgebenden Zeile fehlerhaft ist. Es soll natürlich "Season of the Awake" heißen. Damit ist auch schon erklärt, worum es geht. Dass wir bereits längst in der Zeit der Erwachten sind, auch wenn es viel länger dauert, als es uns in unserer momentanen Form lieb ist. Letztlich wissen wir doch, dass auch Zeit nur eine Illusion ist, auch wenn wir mitten im Spiel es oft nicht anders erfahren können. Fröhliches Erwachen uns allen!